Die wichtigsten Ziele für Medientrainings sind die Vorbereitung auf Interviews und eine verbesserte Performance bei Präsentationen oder Reden. (Quelle: MFSK-Umfrage 2023)

Expertise in Strategie und Unternehmenskommunikation hat oberste Priorität, wenn Entscheider in Unternehmen und Organisationen Medientrainings beauftragen. Das ergibt eine Umfrage der Kommunikationsberatung MFSK GmbH, Frankfurt am Main, an der mehr als 100 Spezialisten aus der Unternehmenskommunikation, Personalabteilungen und Vorstandsteams teilgenommen haben. Ziel der Umfrage war es, mehr über die Relevanz, Akzeptanz und Nutzung von Medientrainings herauszufinden, wie auch über die Beweggründe derjenigen, die in Unternehmen Medientrainings planen, betreuen und beauftragen.

Nach Expertise in Strategie und Unternehmenskommunikation geben Umfrageteilnehmer an zweiter Stelle an, dass Medientrainer Berufserfahrung im Journalismus haben sollen. Zudem legen sie großen Wert auf Methoden, mit denen sich Trainingsteilnehmer selbständig weiter entwickeln können. Die Mehrheit sagt, dass es schwierig ist, einen guten Medientrainer zu finden. „Die meisten Medientrainer haben zwar einen journalistischen Hintergrund und viele sind auch heute noch als Journalisten tätig. Wenn die Trainer aber auch über strategische Expertise in der Unternehmenskommunikation verfügen sollen, wird der Markt schon enger,“ erklärt Michel Doermer geschäftsführender Gesellschafter der MFSK GmbH, der auch als Medientrainer arbeitet.

Weniger als die Hälfte, 39 Prozent der Befragten, geben an, aktive Journalisten für Medientrainings zu beauftragen. Dieses Thema hat während des Befragungszeitraums an Aktualität gewonnen, nachdem Medien berichteten, dass die Bundesregierung in den letzten fünf Jahren für knapp 1,5 Millionen Euro Honorar Journalisten für Moderationen und Medientrainings beauftragt hatte.

Breite Kundengruppen für Medientraining, vielfältige Trainingsziele

Fast alle Unternehmen trainieren ihre Vorstände und Geschäftsführer. Zugleich lassen mehr als die Hälfte der Befragten Medientrainings auch für mittleres Management und Experten durchführen. Dabei sind die Trainingsziele vielfältig. An erster Stelle steht die Vorbereitung auf Interviews, an zweiter Stelle das Präsentieren vor Publikum und Reden auf der Bühne oder in Videokonferenz. Der Auftritt in Videos für die interne und externe Kommunikation oder in Podcasts, die Moderation von Events, aber auch Gespräche mit Investoren sind weitere, oft genannte Trainingsziele.

In 14 Prozent der Unternehmen stellt die Personalabteilung Budget für Medientrainings bereit. 17 Prozent der Befragten geben an, dass Medientraining ein Baustein der Karriereentwicklung ist. „Diese Zahlen mögen niedrig erscheinen. Allein die Tatsache, dass Personalabteilungen bei der Planung und Beauftragung von Medientrainings mitmischen, ist bemerkenswert. Das ist ein weiterer Beleg für den hohen Stellenwert, den Kommunikation heute hat“, sagt Michel Doermer. „Und wenn die Vermittlung von Medienkompetenz Standard in der Personalentwicklung werden sollte, eröffnet das für den Medientrainingsmarkt neue Perspektiven.“

Frauen unterrepräsentiert, insgesamt mehr Medientrainings im Jahr 2023

Der Frauenanteil liegt bei unter 50 Prozent. Zwar geben knapp ein Drittel der Befragten an, dass Frauen mehr als 40 Prozent in ihren Trainings ausmachen. Aber bei 39 Prozent ist nur jeder fünfte Trainee im Medientraining weiblich. Während die Anzahl der insgesamt beauftragen Medientrainings im Jahr 2022 gleich hoch wie im Vorjahr war, planen Unternehmen für 2023 mehr Trainings. Dabei haben etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen im vergangenen Jahr bis zu fünf Medientrainings durchgeführt und knapp 20 Prozent sechs bis 20 Medientrainings. Vier Unternehmen haben mehr als 20 Trainings durchgeführt. Ein knappes Viertel hatte im vergangenen Jahr kein Medientraining beauftragt. Sieben von zehn Medientrainings sind Einzeltrainings, drei von zehn Gruppentrainings.

Medientraining als Teil der Krisenvorsorge auf niedrigem Niveau

Weniger als die Hälfte der Unternehmen, 46 Prozent laut Umfrage, führen Medientrainings als Teil der Krisenvorsorge durch. „Dieser Wert überrascht mich. Das Risiko, eine Krise mit schlechter Kommunikation zu verschärfen ist enorm. Es gibt viele Beispiele von Unternehmen, die eine Krise mithilfe professioneller Kommunikation besser und schneller beenden. Medientrainings sollten als Standard integraler Teil jeder Krisenvorsorge in Unternehmen sein, nicht die Ausnahme“, meint Michel Doermer.

Ein dominierendes, viele wenig relevante Auswahlkriterien

Bei der Auswahl der Medientrainer verlassen sich über die Hälfte der Befragten auf ihr persönliches Netzwerk und Empfehlungen. Zertifizierungen, örtliche Nähe zum Trainingsort, gute Auffindbarkeit bei Google und Ausschreibungen spielen so gut wie keine, Branchenkenntnis und Preis lediglich eine geringfügige Rolle. Hingegen arbeitet jedes fünfte Unternehmen mit Medientrainern einer Agentur zusammen, mit der es bereits einen Rahmenvertrag hat. Ein Drittel der Unternehmen verfügt über einen Pool an Medientrainern.

 


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