Branche Ranking der Inhaberagenturen: 17 Prozent Wachstum – dank Serviceplan

Die Top 50 Inhaberagenturen, die für das Ranking von „Horizont“ und "W&V" in Zusammenarbeit mit dem Kommunikationsverband GWA, Frankfurt am Main, erfasst wurden, verzeichneten im vergangenen Jahr einen durchschnittlichen Umsatzzuwachs von über 17 Prozent. Diese Zahl erstaunt, steht sie doch im Widerspruch zu den Branchendaten, die der Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft (ZAW) und der GWA im Rahmen seines Frühjahrsmonitor veröffentlicht hat. So meldete der ZAW lediglich eine Erhöhung des Marktvolumens um 1,6 Prozent und der GWA ein durchschnittliches Wachstum der 140 Mitgliedsfirmen um 1,2 Prozent. „Horizont“-Redakteur Mehrdad Amirkhizi und "W&V"-Redakteur Conrad Breyer haben dazu ausführliche Analysen („Horizont.net“, paid; "W&V", paid) vorgelegt.

Unter den Top 5 im Ranking der 50 größten inhabergeführten Kommunikationsagenturen von „Horizont“, „w&v“ und dem GWA gab es kaum Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr. (Quelle: Arbeitsgemeinschaft Rankingliste HORIZONT, W&V, GWA)

Wie also lässt sich der hohe Umsatzzuwachs von 17 Prozent bei den inhabergeführten Agenturen erklären? Ein Grund könnte sein, so Amirkhizi, dass Spitzenreiter Serviceplan allein ein Wachstum von 33 Prozent verzeichnete und somit mehr als 60 Prozent des Gesamtvolumens der Top 50 erreichte. Wenn man Serviceplan ausklammert, sinkt das durchschnittliche Wachstum auf knapp neun Prozent. Es zeigt sich auch, dass in der Regel nur Agenturen am Ranking teilnehmen, bei denen die Geschäfte gut gelaufen sind. Wer schlechte Zahlen hat, setzt aus oder meldet sich sowieso nicht.

Kein einheitlicher Umgang mit Sarbanes-Oxley

Die Ranking-Macher versuchten, nach über 20 Jahren wieder die internationalen Networks einzubeziehen, um den Gesamtmarkt besser abzubilden. Doch die Networks verwiesen auf die Vorgaben des Sarbanes-Oxley Acts und ihrer börsennotierten Muttergesellschaften, die eine Meldung auf Länderebene nicht zuließen.

Amirkhizi wies darauf hin, dass sich inzwischen aber längst nicht mehr alle Agenturen an diese Vorgaben halten, wie die Teilnahme einiger internationaler Anbieter an anderen Rankings zeigt. So melden die Publicis-Töchter Digitas Pixelpark und MSL ihre Umsatzzahlen für das Internetagentur-Ranking des BVDW (Digitas Pixelpark) beziehungsweise das „PR-Journal“-Ranking von Gerhard Pfeffer für Agenturen mit PR-DNA (MSL), dort sogar testiert. Ebenfalls mit testierten Zahlen beteiligen sich die Holding-gebundenen PR-Agenturen Oliver Schrott Kommunikation und Fleishman-Hillard (beide Omnicom) sowie Weber-Shandwick aus dem Interpublic-Konzern.

Nur gut die Hälfte der Agenturen legt Testate vor

Übrigens: Für das Ranking der Inhaberagenturen haben bislang nur etwas mehr als die Hälfte der Top 50 testierte Umsatzzahlen vorgelegt, beim Pfeffer-Ranking für das Geschäftsjahr 2022 ist die Zahl der testierten Agenturen auf 92 (87 % der teilnehmenden Agenturen) angewachsen – und nur deren Angaben wurden bei der Ermittlung des Gesamtwachstums von 12,8 Prozent im PR-Agenturmarkt berücksichtigt.

An der Spitze des Rankings gibt es kaum Veränderungen. Die ersten fünf Plätze bleiben unverändert, obwohl Serviceplan, wie bereits erwähnt, ein beeindruckendes Wachstum verzeichnet und sich weiter von den Verfolgern absetzen kann. Die Gruppe profitiert dabei auch davon, dass sie im Gegensatz zu den meisten anderen gelisteten Anbietern mit Plan.Net und Mediaplus eine sehr große Digital- und Mediasparte hat. Besonders deutlich hat sich im vergangenen Jahr der Ausbau des Geschäfts mit dem Kunden BMW in der Einheit The Marcom Engine ausgewirkt. CEO Florian Haller betont jedoch, dass auch andere Bereiche spürbar gewachsen sind und die Gruppe von ihrer integrierten Aufstellung profitiert.

Herausforderungen: Druck auf Margen und Fachkräftemangel

Einige Agenturen in den Top 20 verzeichneten ebenfalls zweistellige Zuwächse, wie fischerAppelt und mc group (beide mit Schwerpunkt PR) sowie Uniplan. Doch trotz des positiven Wachstums stehen alle Agenturen vor Herausforderungen wie dem Druck auf die Margen und dem Fachkräftemangel. Dennoch rechnen laut GWA-Monitor immer noch 60 Prozent der Agenturen für 2023 mit einem Umsatzwachstum. Allerdings stammt diese Befragung aus dem Frühjahr, als Deutschland noch nicht offiziell in einer technischen Rezession war. Insgesamt sind dies schwierige Zeiten für die Werbeindustrie, insbesondere aufgrund des Rückgangs der privaten Konsumausgaben.