Branche Panel-Diskussion KI in der Kommunikationsbranche: Jetzt aber los!

Die Münchner Kommunikationsberatung Allison rief vor Kurzem die Event-Serie Comms&Cocktails ins Leben. Das Thema der Auftaktveranstaltung lautete „KI und deren Rolle in der Kommunikationsbranche“. Das PR-JOURNAL bat den Veranstalter die wesentlichen Erkenntnisse der Panel-Diskussion für unsere Leserinnen und Leser zusammenzufassen. Heike Schubert, COO Europe bei Allison, hat das getan.

Heike Schubert (© Allison)

Von Heike Schubert, München

Neues Abenteuer KI

Unsere erste Panel-Diskussion mit KI-Experten im Rahmen der Comms&Cocktails-Event-Serie befasste sich mit der Bedeutung und den Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz (KI) für die Kommunikationsbranche heute und in Zukunft.

Unser Panel bestand aus:

  • Cordula Lochmann, Geschäftsführerin der Digitalagentur SnipClip und vertraut mit der konkreten Umsetzung von KI-Projekten
  • Jens Polomski, Berater für Online-Marketing und KI-Tools sowie Autor eines Newsletters zum Thema KI
  • Oliver Scherenberg, Rechtsexperte zum Thema generativer künstlicher Intelligenz

Auffallend war, dass die Teilnehmer und Teilnehmerinnen schnell Parallelen zur Aufbruchsstimmung in den 90er und frühen 2000er Jahren zogen. Die Zeit, als das Internet unsere Leben und die Branche auf den Kopf stellte und wir alle enthusiastisch neue Programme und Services ausprobierten.

Einigkeit herrschte auch darin, dass wir bereits mittendrin sind im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz – und es kein Abflauen oder Zurück mehr geben wird.

Die Kommunikationsbranche in Deutschland – besonders im internationalen Kontext – greift in der Regel bereits seit Jahren zu Tools, die ohne KI gar nicht zu denken wäre: Übersetzungsanwendungen wie DeepL oder Google Translate. Damit sind wir weitgehend auch sehr gut sensibilisiert für die damit verbundenen Fallstricke im Bereich Datenschutz und Qualitätskontrolle, ein Vorteil, der unseren angelsächsischen Kolleginnen und Kollegen an der einen oder anderen Stelle noch fehlt.

Der Faktor Mensch

Klar für alle Expertinnen und Experten ist auch, dass der Faktor Mensch auf absehbare Zeit keineswegs verzichtbar ist. Jedoch ist es eine Mär zu glauben, dass KI als weniger empathisch wahrgenommen wird als wir Menschen. So ließ Koko, ein Peer-Support-Netzwerk für Menschen mit mentalen Problemen, 2023 unerkannt KI in den Austausch mit Nutzerinnen und Nutzern treten. Das Ziel war – ebenso wie in einer Studie der University of Washington, herauszufinden, wer als empathischer empfunden wird. Mensch oder Mensch mit KI-Unterstützung. Und wer hätte es gedacht: die KI-generierten Antworten wurden als empathischer wahrgenommen.

Braucht es uns Kommunikationsexperten also noch? Hier war die Antwort der Experten ganz klar „Ja“. Gerade in der Kommunikationsbranche bleiben Skills in Bereichen wie Editieren von Texten, Strategieberatung und Koordination von Projekten unerlässlich. Auch in der Kreation wird das Zusammenspiel von Mensch und KI die Zukunft sein. Die Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt, ist: Wie lernen Menschen, was guter Content ist, wenn sie diesen gar nicht mehr selbst produzieren (können)?

Das Thema Training von Skills rund um KI – sei es im Prompten oder Editieren – war dann auch ein intensiv diskutierter Aspekt der Veranstaltung. Gezieltes „Learning by Doing“ war die allgemeine Empfehlung. Im Agenturumfeld bedeutet dies, Tools ausprobieren und Ergebnisse und Erfahrungen diskutieren. Das Ganze am besten in einem definierten Zeitraum, so dass sichergestellt ist, dass alle die Möglichkeit wahrnehmen können.

Rechtliche Fallstricke vermeiden

Die Implementierung von generativer KI in die Arbeitsprozesse sollte basierend auf dem Trainingsniveau dann auch kein Hexenwerk mehr sein. Richtig eingesetzt und kommuniziert hat KI das Potential, den Kundenservice zu verbessern und die Effizienz der Content-Produktion zu steigern. Dabei müssen natürlich rechtliche Aspekte im Auge behalten werden.

Insbesondere im Bereich des Urheberrechts und des Datenschutzes gibt es aktuell noch viele ungeklärte Fragen. Agenturen müssen sicherstellen, dass sie die Daten ihrer Kunden ordnungsgemäß schützen und keine Rechte Dritter verletzen. Dazu bieten sich aktuell beispielsweise geschlossene Instanzen von generativen AI-Tools an, bei denen sichergestellt ist, dass deren Inhalte abgeschottet bleiben und nicht zum Training der KI verwendet werden. Wichtig ist zudem, das Kleingedruckte der verwendeten Tools zu lesen. Zwar haben sich beispielsweise Adobe und Shutterstock werbewirksam auf die Fahnen geschrieben, Kunden im Falle einer Anklage im Zusammenhang mit KI-generierten Bildern von der Haftung freizustellen. Allerdings limitiert Adobe die Haftung auf eine niedrige fünfstellige Summe – im Fall des Falles vermutlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein der Anwalts- und Gerichtskosten.

Kein blindes Vertrauen, sondern aktives Testen ist gefragt

Kommunikationsprofis und Agenturen sind also gefragt, sehenden Auges in das Abenteuer generative AI zu gehen. Sie sollten KI als Unterstützung betrachten, die es ihnen ermöglicht, ihre Arbeit effizienter zu gestalten, aber niemals als Ersatz für menschliche Expertise. Sie sollten die Chancen sehen und die Herausforderungen aktiv annehmen. Indem die richtigen Technologien ausgewählt, rechtliche Aspekte berücksichtigt und der Zugang und die Handhabung trainiert werden, kann KI die Kommunikationsarbeit verbessern.

Das Panel war sich einig: wer es als Kommunikationsprofi noch nicht getan hat, sollte sich schnellstens in das Abenteuer generative AI stürzen und die Tools ausprobieren. Er oder sie wird dann vielleicht auch erleben, was die etwas Älteren unter uns schon einmal erfahren durften: den Spaß am Entdecken neuer Konzepte, Tools und Herangehensweisen durch eine bahnbrechende neue Technologie.

Über die Autorin: Heike Schubert ist COO Europe bei der internationalen Marketing- und Kommunikationsberatung Allison und leitet seit mehr als zehn Jahren den deutschen Standort in München.

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