Branche VOICES 2025 10 Dinge, die bleiben

Als sich am 5. Juni die Tore der Arena Berlin schließen, nehmen alle 1.800 Teilnehmenden ganz eigene Impressionen und Inspirationen mit von der laut eigener Aussage größten Konferenz für Unternehmenskommunikation im deutschsprachigen Raum. Was bleibt von zwei Tagen VOICES 2025? 

FOMO-Heilmittel: Mithilfe der Kopfhörer lässt sich problemlos die Audiospur wechseln. (Foto: Toni Kretschmer)

1. KI-Optimismus: Befragt nach der eigenen Nutzung von KI-Tools im professionellen Alltag schnellen deutlich mehr Hände in die Höhe als noch vor einem Jahr. Stolz präsentieren einige Unternehmen ihre eigenen LLM-Systeme, stellen interne Schulungs- und Ambassador-Programme vor und geben ambitionierte Ziele bekannt – anders kann man die geplante Bereitstellung intelligenter, persönlich zugeschnittener AI-Assistents für weltweit über 500.000 Mitarbeitende wirklich nicht nennen.  

2. FOMO-Heilmittel: Sich für eine Session zu entscheiden, bedeutet fast immer auch, drei andere Vorträge nicht besuchen zu können. Mitunter eine knifflige Angelegenheit in Anbetracht der vollgepackten Agenda. Abhilfe schaffen Kopfhörer, mit denen sich problemlos die Audiospur zum Sneak in die anderen Impulse wechseln lässt. 

3. Kollektiver Transformationszwang: Es gibt kaum Unternehmen, in denen aktuell nicht mindestens ein Change-Programm kommunikativ begleitet werden muss. Doch gleichzeitig sinkt die Bereitschaft, sich auf den Wandel einzulassen, bei den Mitarbeitenden messbar. Vertrauensverlust und Unsicherheit zu begegnen, erfordert Empathie, Verbindung und einen stabilen Wertekompass.

4. Gutes Bauchgefühl: Wer die VOICES hungrig verlässt, ist selbst schuld. Quasi rund um die Uhr steht den Besuchenden eine ungewöhnlich große Auswahl frischer und überwiegend vegetarischer Snacks zur Verfügung. Mindestens ebenso gut tut vielen Anwesenden aber auch die Gewissheit, mit den eigenen Unsicherheiten in Zeiten rasanter medialer, unternehmerischer und gesellschaftlicher Umbrüche nicht nur nicht allein zu sein, sondern sich in der IK-Community Rat und Erfahrungsaustausch holen zu können.

5. Authentische Einsichten: Für Marinesoldat:innen zählt auf hoher See das „Wir“ stets mehr als das „Ich.“ Auch in Medienhäusern kostet der Umbau der U-Komm-Abteilung in ein interdisziplinäres 70-Köpfe Corporate-Affairs-Team ordentlich Kraft. Leaks und Shitstorms passieren selbst erfahrenen IK-Professionals, denn auch das beste Kanal-Ökosystem kann erhitzte Gemüter nicht immer schnell genug herunterkühlen … Viele Sessions erlauben ehrlich und lehrreich Einblick in die kleinen und großen Struggles auch etablierter Corporate Brands. 

Unterhaltsame Highlights im dichten Programm der Fachkonferenz (Foto: Toni Kretschmer)Unterhaltsame Highlights im dichten Programm der Fachkonferenz (Foto: Toni Kretschmer)

6. Ohrwürmer: Gleich fünf Live-Acts – von Soul-Solistin über Rockband und Cheerleading-Kombo bis hin zu Impro-Theater und Pausen-DJ – setzen unterhaltsame Highlights im dichten Programm der Fachkonferenz. Dass bereits 9:00 Uhr morgens alle teils arg übernächtigten Zuschauenden den Impro-Song „Das geht wieder weg“ (gemeint ist das Intranet) mitsingen, hat so wohl auch niemand kommen sehen. 

7. Zukunftspositivismus: Eindringlich und unerwartet optimistisch leitet Florence Gaub, Direktorin des Forschungsbereichs am NATO Defence Collage, in ihrer Keynote her, dass es statt Überregulierung heute vielmehr ein kollektives Möglichmachenwollen braucht. Wie wir die Zukunft sehen und gestalten, hänge stark von uns selbst ab und gelinge umso hoffnungsvoller, je selbstwirksamer wir agieren können. 

8. Award-Zweifel: Zum fünften Mal werden die VOICES-Awards verliehen und in insgesamt sieben Kategorien (u.a. Best Launch Strategy, Content Format oder CommsTeam) stürmen nach der Shortlist-Präsentation strahlende Siegerteams die Bühne, um ihre Trophäe entgegenzunehmen. Über 100 Einreichungen waren es in diesem Jahr – und damit doppelt so viele wie im Vorjahr. Ob dies in der zunehmenden Relevanz des Events für die Branche oder der steigenden Kund:innenanzahl von Staffbase liegt, bleibt offen. Genauso wie die Antworten auf die Fragen nach Bewertungskriterien und -prozess bei der Auswahl der Winner.   

9. Respekt für solides Eventmanagement: Ja, die VOICES ist immer auch eine Art „Dauerwerbesendung“ für den Ausrichter Staffbase. Davon zeugen das durchaus liebevoll und kreativ gestaltete, aber omnipräsente Branding an wirklich jeder Ecke der Location ebenso wie etliche der Sessions mit mehr als deutlichem Framing. Dennoch gelingt die Gratwanderung, wovon nicht nur das kontinuierliche Wachstum der Teilnehmendenzahl (über 1.800 in diesem Jahr) zeugt, sondern auch das namhafte Line-Up und insbesondere die inhaltsstarken Keynotes, die dem diesjährigen Motto „Inspiration Everywhere“ wirklich Rechnung tragen. 

10. Elefantenliebe: Die Frage nach dem „Elefanten im Raum“ als Synonym für Knackpunkte im eigenen Unternehmen, Team bzw. Arbeitsalltag zieht sich als roter Faden durchs Event. Eine bemerkenswerte Frage, die die Ausrichter auch den Teilnehmenden in Bezug auf das eigene Event mit großen Feedback-Wänden stellen, auf denen sich viele konstruktive Anmerkungen sammeln. Ob bspw. das in Sachen Geschlechtergerechtigkeit schon sehr gut austarierte Speaker:innen-Panel im kommenden Jahr auch etwas weniger weiß sein wird, bleibt abzuwarten – in jedem Fall werden wir dann gern wieder berichten. 

Paula SlomianÜber die Autorin: Paula Slomian unterstützt als Hamburger Kommunikationsberaterin seit fast 20 Jahren Unter­nehmen und Agenturen. Ihr fachlicher Schwerpunkt lag zuletzt in den Bereichen Healthcare, Digitalisierung und New Work. Sie brennt gleichermaßen für B2B- und B2C-Marken, für interne und externe Zielgruppen, mit langfristiger Planungs­perspektive oder ad hoc. Kontakt: paula@slomian-consulting.de

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