„Die virtuelle Welt kennt scheinbar keine Grenzen – hier kommen Menschen aus verschiedensten Ländern und Kulturen zusammen. So bieten sich auch beste Gelegenheiten, den eigenen Horizont zu erweitern.” Das sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Auftakt des Global Media Forum (GMF) der Deutschen Welle (DW) mit Hauptsitz in Bonn. Deutsche und internationale Spitzenpolitikerinnen und -politiker sowie Medienexpertinnen und -experten sprechen am 14. und 15. Juni bei der überwiegend virtuellen Medienkonferenz mit mehr als 4.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus über 160 Ländern. Das diesjährige Thema des GMF lautet „Disruption and Innovation“ (© Deutsche Welle).

„Vielen Menschen eröffnet das Internet erst, sich in die öffentliche Diskussion einzubringen und sich mit ihren Interessen und Überzeugungen weithin Gehör zu verschaffen”, sagte die Bundeskanzlerin. Dennoch stoße die Meinungsfreiheit im Digitalen und Analogen dort an ihre Grenzen, „wo die Freiheiten und Grundrechte anderer verletzt werden”. Es gelte, stets die Balance zu halten und herauszufinden, wo genau diese Grenzen verlaufen: „In demokratischen Gesellschaften, in denen wir uns neuen Entwicklungen aufgeschlossen zuwenden, müssen wir auch immer wieder gewissenhaft abwägen, was Freiheit für uns konkret bedeutet und wie wir Freiheit und grundlegende Rechte schützen.”

„Journalismus muss grundsätzlich diverser werden“

DW-Intendant Peter Limbourg begrüßte die Teilnehmenden des GMF 2021 und betonte: „Journalismus muss grundsätzlich diverser werden. Das gilt für das Programmangebot und für seine Macherinnen und Macher. Es bedeutet auch, dass wir mehr Stimmen aus dem globalen Süden in den Diskurs bringen. Nach der Pandemie sollten wir uns noch intensiver und gemeinsam mit lösungsorientiertem Journalismus beschäftigen – den erwarten unsere Nutzerinnen und Nutzer weltweit von uns.“

Armin Laschet, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen und Kanzlerkandidat der CDU, sagte im Funkhaus der DW in Bonn, die Pandemie „braucht eine globale Antwort“. In der Flut von Information und Desinformation rund um die globale Gesundheitskrise sei es besonders wichtig, „dass unabhängige und solide recherchierende Journalisten dagegenhalten. Dass sie einordnen. Dass sie Fake News widerlegen und gegen Desinformation vorgehen. Dass sie Orientierung bieten”, so Laschet. 

Laschet fordert Solidarität mit allen Journalistinnen und Journalisten

„Journalismus steht in manchen Staaten unter Druck“, sagte der NRW-Ministerpräsident. Er forderte Solidarität mit allen Journalistinnen und Journalisten, die an der Ausübung ihres Berufs gehindert würden.

Die Politik müsse gute Rahmenbedingungen für neue Geschäftsmodelle der Medien schaffen. Laschet sagte, er sei „optimistisch, was die Zukunft des Journalismus angeht, weil sich viele Journalisten sehr konkrete Gedanken machen, wie der Journalismus noch besser werden kann. Besser im Sinne von noch stärker orientiert an den Bedürfnissen der Leserinnen und Leser.“

Journalismus attraktiver machen

Laschet sagte weiter: „Wir erleben, dass immer mehr Menschen ganz bewusst auf den Konsum von Nachrichten verzichten, weil sie sich nicht ständig mit negativen Meldungen beschäftigen wollen, mit Skandalen und mit Katastrophen. Das bedeutet aber auch, dass sich diese Menschen aus einem wichtigen Teil des gesellschaftlichen Diskurses ausklinken. Das ist in niemandes Interesse. Nicht im Interesse des Medienunternehmens, das in Zeiten rückläufiger Werbeerlöse mehr denn je zahlende Kunden braucht. Und nicht im Interesse der demokratischen Gesellschaft insgesamt, die davon lebt, dass sich alle Menschen gut informiert einbringen in den Diskurs.“

Konstruktiver Journalismus sei eine Möglichkeit, Menschen einzubeziehen und Journalismus attraktiver zu machen, da er zeige, „wie man genauso kritisch und ernsthaft über positive Entwicklungen und Lösungen berichten kann, wie über Probleme und Missstände.” 

„Journalismus muss staatsfern agieren“

Der Ministerpräsident sagte die Unterstützung der Landesregierung beim Aufbau eines neuen Instituts für Constructive Journalism zu, an dem sich die Deutsche Welle und andere Medien in NRW beteiligen wollten. Dieses dürfe „nicht vom Staat initiiert und gesteuert” werden, so Laschet. „Journalismus muss staatsfern agieren. Ein solches Institut wird dann ,fliegen‘, wenn es in der Medienbranche verankert ist.“

Weitere Gäste des GMF aus der Politik heute und morgen sind Věra Jourová, Vizepräsidentin der EU-Kommission und Kommissarin für Werte und Transparenz, Annalena Baerbock, Vorsitzende und Kanzlerkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen, die belarussische Oppositionspolitikerin Swetlana Tichanowskaja, Taiwans Digitalministerin Audrey Tang, die UN-Sonderberichterstatterin für Meinungsfreiheit Irene Khan, der Direktor der Landesanstalt für Medien NRW Tobias Schmid, Michelle Müntefering (SPD), Staatsministerin im Auswärtigen Amt, sowie Katja Dörner (Bündnis 90/Die Grünen), Oberbürgermeisterin der Stadt Bonn. 

Internationale Gäste aus Medien, Wirtschaft und Wissenschaft

Aus den Bereichen Medien, Wirtschaft und Wissenschaft sind unter anderem die US-Historikerin und Journalistin Anne Applebaum, der brasilianische Youtube-Star Felipe Neto, Friedensnobelpreisträgerin Leymah Roberta Gbowee aus Liberia, die indonesische Journalistin und Aktivistin Maria Ressa, der Executive Director von Human Rights Watch, Kenneth Roth, und die britisch-türkische Autorin Elif Shafak dabei.

Die Paneldiskussionen und Partner-Sessions beschäftigen sich unter dem Motto “Disruption and Innovation” unter anderem mit den Themen Digitalisierung, Fake News, Constructive Journalism und Diversität in den Medien.

DW Freedom of Speech Award für die nigerianische Investigativjournalistin Tobore Ovuorie

Zudem überreicht Intendant Peter Limbourg den DW Freedom of Speech Award an die nigerianische Investigativjournalistin Tobore Ovuorie.

Das DW Global Media Forum ist Deutschlands einzige internationale Konferenz für Medienschaffende aus der ganzen Welt. Gemeinsam mit ihren Hauptpartnern, dem Auswärtigen Amt, dem Land Nordrhein-Westfalen, der Stiftung Internationale Begegnung der Sparkasse in Bonn und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, bietet die DW Medienschaffenden eine einzigartige Gelegenheit für interdisziplinäre Diskussionen mit Meinungsführenden aus verschiedenen Bereichen rund um die drängenden Themen unserer Zeit. 


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