Medien „Spiegel“: Kurbjuweit löst Klusmann als Chefredakteur ab

Nach zweitätigen Spekulationen über die mögliche Ablösung von Steffen Klusmann als Chefredakteur des „Spiegel“, gibt es nun Gewissheit. Das Hamburger Nachrichtenmagazin bestätigte am 25. Mai, dass der „Spiegel“-Autor und ehemalige stellvertretende Chefredakteur Dirk Kurbjuweit ab sofort neuer Chefredakteur ist. Klusmann verlässt die „Spiegel“-Chefredaktion nach der Umsetzung weitreichender Reformen in den vergangenen Jahren „im gegenseitigen Einvernehmen“. Letzteres darf nach den Spekulationen um einen „erbitterten Machtkampf“ um die künftige Strategie beim „Spiegel“ in den vergangenen Tagen bezweifelt werden.

Dirk Kurbjuweit (l.) löst Steffen Klusmann als Chefredakteur des „Spiegel“ ab. (Fotos: Spiegel / David Maupile)

Denn trotz guter Geschäftszahlen für das Jahr 2022 und einer soliden Geschäftsentwicklung wird Klusmann nun abgelöst. Bereits am 24. Mai berichteten „DWDL.de“ und „Business Insider“ übereinstimmend über den bevorstehenden Abschied von Klusmann, der seit Anfang 2019 Chefredakteur des Hamburger Nachrichtenmagazins war. Damals kam er vom „manager magazin“ zum „Spiegel“.

Kritik vom DJV-Vorsitzenden

Zunächst wehrte der "Spiegel"-Verlag Anfragen von anderen Medien zu den Spekulationen um Klusmann mit dem Hinweis ab, man werde sich zu internen Vorgängen nicht äußern. Das wiederum zog deutliche Kritik vom Vorsitzenden des Deutschen Journalisten-Verbandes, Frank Überall, nach sich. Er sagte: „Ein Magazin, dessen Botschaft seit Jahrzehnten lautet ,Sagen, was ist‘, darf Medienanfragen nicht mit dem Hinweis abbügeln, Gerüchte grundsätzlich nicht zu kommentieren.“

Am frühen Abend des 25. Mai kam dann die offizielle Bestätigung zum Wechsel an der Redaktionsspitze des „Spiegel“. Geschäftsführer Thomas Hass sagte: „Wir sind Steffen Klusmann zu großem Dank verpflichtet für seine wegweisende Arbeit in den vergangenen fast fünf Jahren, allem voran für die Zusammenführung der Print- und Online-Redaktion und die Erfolge in unserer digitalen Abo-Strategie. Mit seinem Instinkt als Blattmacher und vielen journalistischen Erfolgen hat er dem ‚Spiegel‘ in herausfordernden Nachrichtenzeiten das Vertrauen seiner Leserinnen und Leser gesichert. Wir hätten uns in den vergangenen Jahren keinen Besseren vorstellen können und bedauern sehr, dass es am Ende nicht gelungen ist, unsere immer sehr gute Zusammenarbeit für die Zukunft fortzusetzen. Wir wünschen Steffen nur das Beste.“

„Es war mir eine große Ehre“

Steffen Klusmann selbst erklärte: „Es war mir eine große Ehre, in den vergangenen fast fünf Jahren für die ‚Spiegel‘-Redaktion gearbeitet zu haben. Wir haben eine ganze Menge gemeinsam erreicht. Zuletzt haben Geschäftsführung und ich in entscheidenden strategischen Fragen allerdings allzu oft keine Einigkeit erzielt – was nun mein Ausscheiden zur Folge hat. Ich wünsche der Redaktion in den kommenden Jahren viel Mut und Geschick, die nötige Kompetenz und Leidenschaft bringt sie ohnehin mit.“

Der Nachfolger Klusmanns, Dirk Kurbjuweit (60), war in seinen 24 Jahren beim „Spiegel“ bereits von Februar 2015 bis Dezember 2018 stellvertretender Chefredakteur und ist seither Autor im Hauptstadtbüro. Neben seiner Tätigkeit beim „Spiegel“ hat er auch mehr als zehn Bücher als Autor und Schriftsteller verfasst. Als Journalist wurde er wiederholt mit Preisen gewürdigt, unter anderem mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis und dem Deutschen Reporterpreis.

„Bestmögliche journalistische Qualität liefern“

Er sagte zu seiner Berufung auf den Chefsessel der Redaktion: „Das Vertrauen in meine Arbeit und meine Person freut und ehrt mich. In den vergangenen Jahren wurde eine großartige Grundlage geschaffen, um dem ‚Spiegel‘ eine dauerhafte digitale Zukunft zu sichern und auch das Magazin noch besser zu machen. Gerade in diesen bewegten Zeiten muss der Anspruch des ‚Spiegel‘ sein, im Netz jeden Tag und am Kiosk jede Woche die bestmögliche journalistische Qualität zu liefern und damit dem Vertrauen unserer Leserinnen und Leser gerecht zu werden. Ich werde die laufenden Erneuerungsprozesse der Chefredaktion aufnehmen und im intensiven Gespräch mit den Kolleginnen und Kollegen weiterentwickeln.“

Zur „Spiegel“-Chefredaktion gehören als Mitglieder auch Thorsten Dörting (48), der die digitalen Entwicklungen verantwortet, die Politikchefin Melanie Amann (45) und Clemens Höges (62) als Blattmacher mit Print-Fokus.