Medien Mediale Präsenz der Paralympics 2024: Globale Aufmerksamkeit, lokale Stille in Deutschland
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- von Thomas Dillmann, Bad Honnef
Die Paralympics 2024 boten im direkten Anschluss an die Olympischen Sommerspiele von Paris eine einzigartige Gelegenheit, Themen wie Vielfalt und Inklusion in den öffentlichen Fokus zu rücken. Doch trotz der inspirierenden Leistungen der Athletinnen und Athleten blieb der mediale Widerhall vor allem in Deutschland überraschend gering. Eine aktuelle Analyse des Kölner Media-Intelligence-Anbieters Unicepta zeigt das.
Unicepta hat untersucht, wo die Paralympics öffentliche Diskussionen anfeuern konnten, auf welchen Athleten der Fokus lag und welche Debatten über den Zeitraum der Spiele sowie über das Sportliche hinaus im gesellschaftlichen Diskurs besonders Anklang finden.
Rege Diskussionen in den USA und Indien
Für die Studie analysierten die Kölner Media-Intelligence-Experten insgesamt über 52 Millionen Artikel und Posts in traditionellen Medien sowie Social Media. Unicepta fand heraus, dass sich die mediale Aufmerksamkeit auf die Paralympics weltweit sehr unterschiedlich verteilt. Während in Ländern wie den USA und Indien rege Diskussionen rund um die Spiele geführt werden, ringen die Paralympics in Deutschland um mehr mediale Sichtbarkeit. Andere Themen dominieren hierzulande die öffentliche Berichterstattung.
„Die Paralympics sind weit mehr als ein sportliches Großereignis. Sie erzählen Geschichten von Mut, Durchhaltevermögen und Gleichberechtigung, die es verdienen, gehört zu werden. Unsere Analyse zeigt, dass gerade diese Geschichten eine enorme Wirkung auf den gesellschaftlichen Diskurs haben können – wenn sie denn den Raum bekommen, den sie verdienen“, erläutert Sarah Schulze, Head of Communications and Marketing bei Unicepta.
Vielfalt und Inklusion kommen im deutschen Diskurs zu kurz
Trotz des wachsenden gesellschaftlichen Bewusstseins für Diversität und Inklusion zeigt die Analyse von Unicepta, dass die Leistungen der paralympischen Athleten in Deutschland nicht die mediale Präsenz erreichen, die sie verdienen. Stattdessen werden andere Themen, wie beispielsweise der Bundesliga-Start, stärker thematisiert. Dies steht in Kontrast zu der gesteigerten Aufmerksamkeit in anderen Ländern, wo Themen wie Chancengleichheit, Inklusion und die Erfolgsgeschichten der Athletinnen und Athleten breit diskutiert werden. Die Daten zeigen, dass sich Indien hierbei besonders hervortut, denn neben ranghohen Politikern wie Premierminister Narendra Modi äußern sich verschiedene Persönlichkeiten mehrfach zu verschiedenen Themen während der Olympiade und feiern die Erfolge der indischen Para-Athleten breit im Netz. Dabei tragen die Diskussionen in Indien mit etwas mehr als sieben Millionen Nutzerreaktionen wie Likes, Shares und Kommentaren einen großen Teil zur Medienwirksamkeit der Paralympics bei.
Vielfalt und Inklusion sind zentrale Themen unserer Zeit, und die Paralympics bieten eine Plattform, um diese Werte zu fördern. Auch in Unternehmenskontexten – denn hier erwarten Zielgruppen schon längst von Unternehmen, diesen Themen mehr Beachtung zu schenken. Doch die deutsche Berichterstattung greift diese Aspekte nur unzureichend auf, was zeigt, dass der öffentliche Diskurs zu diesen Themen noch immer hinter den Erwartungen zurückbleibt. Selbst die äußerst kritische geführte Debatte um die Äußerungen von Comedian Luke Mockridge im Podcast „Die Deutschen“ schaffen es nicht, dem Diskurs nachhaltig zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen.
Mediale Präsenz ist ausbaufähig
„Was sich aus der Analyse deutlich herauskristallisiert, ist die Diskrepanz zwischen der Relevanz der behandelten Themen und ihrer tatsächlichen medialen Präsenz. Es wird klar, wie entscheidend es ist, den Verlauf und die Tiefe solcher Diskussionen zu verstehen, um den richtigen Moment zu erkennen, diese Themen zu beleuchten“, erklärt Kai Niehus, Team Lead Analytics and Insights bei Unicepta.
Der Report liefert detaillierte Analysen zu den Dynamiken der Berichterstattung rund um die Paralympics 2024 und zeigt auf, welche Themen global und in Deutschland die Debatten anführen. Die Studie in englischer Sprache steht hier auf der Unicepta-Website zum kostenfreien Download zur Verfügung.
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