Verbände Jahresindex 2024: GWPR legt bedenkliche Ergebnisse vor

Die Ergebnisse des siebten Global Women in PR Annual Index enthalten eine klare Botschaft: Der Gender-Pay-Gap nimmt zu und die Zahl der Frauen in Führungspositionen in der Kommunikationsbranche nimmt zum ersten Mal seit sieben Jahren ab. Weltweit nahmen an der Befragung zum GWPR-Jahresindex fast 1.000 Kommunikatorinnen teil.

Das Cover des Jahresberichts 2024. (Quelle: GWPR)

In Zusammenarbeit mit der Strategieagentur Opinium wurden bei der Studie im Zeitraum von August bis September 2024 fast 1.000 PR-Fachfrauen auf der ganzen Welt zu vielen Aspekten befragt - vom Arbeitsumfeld bis hin zu den Hindernissen, die Frauen davon abhalten, Führungsrollen zu übernehmen.

Die Auswirkungen von Pausen

In dem diesjährigen Index wurde ein neuer Abschnitt über Unterbrechungen der beruflichen Laufbahn aufgenommen, um zu verstehen, ob und wie sich Pausen auf Wiedereinsteigerinnen auswirken. Die Folgen von Jobpausen sind für Frauen auf vielen Ebenen zu spüren, insbesondere beim Gehalt, der Beförderungen und der Anpassung der Karrierestufe. Besorgniserregend ist auch, dass mehr als ein Drittel der Frauen angab, wegen der psychischen Gesundheit eine Unterbrechung der beruflichen Laufbahn einzulegen.

Über 50 Prozent der Frauen gaben an, dass sie während ihrer Karriere auf unterschiedliche Weise am Arbeitsplatz belästigt, beziehungsweise gemobbt wurden. Die Mehrheit der Frauen entschied sich dafür, gegen die Belästigung nicht vorzugehen (in Deutschland waren es 74 %), weil sie Angst vor negativen Folgen für ihre Karriere hatten (49 %) oder vor Vergeltungsmaßnahmen (24 %). 20 Prozent gaben an, dass sie den Vorfall auf sich beruhen ließen, um selbst nicht psychisch krank zu werden. Ein Drittel der Frauen verließ das Unternehmen oder wurde aufgefordert, es zu verlassen, wenn sie Belästigung meldeten. In Deutschland haben nur rund die Hälfte der Unternehmen Richtlinien oder Schulungen zum Umgang mit Belästigung oder unangemessenem Verhalten am Arbeitsplatz.

Erfahrene Frauen wollen PR-Branche verlassen

In der Altersgruppe der erfahrensten Frauen ist die Chance besonders groß, dass sie für den Beruf verloren gehen: ein Fünftel der Frauen gibt an, dass sie nach dem 50. Geburtstag aus der PR-/Kommunikationsbranche aussteigen möchten, während ein Fünftel der in Agenturen arbeitenden Frauen angibt, dass sie gerne auf Unternehmensseite wechseln möchten.

77 Prozent der Kommunikatorinnen in Deutschland glauben, dass sie selbstbewusster und proaktiver werden müssten, wenn es um Beförderungen geht. 81 Prozent sind hierzulande der Meinung, dass fehlende Betreuungs- und familienfreundliche Maßnahmen ihren Aufstieg in Führungspositionen behindern.

Frauen wünschen sich mehr Flexibilität am Arbeitsplatz

Frauen wünschen sich nach wie vor mehr Flexibilität am Arbeitsplatz, und zum ersten Mal im GWPR-Index sind komprimierte Arbeitszeiten (31 %) erwünschter als Teilzeitarbeit (24 %). Schaut man allerdings auf Deutschland, bestätigt sich dieser Trend nicht: Hier gaben 43 Prozent Flexibilität an und 34 Prozent komprimierte Arbeitszeiten. Am meisten aber wünschen sich die Kommunikatorinnen in Deutschland Bonus-Zahlungen (61 %) und Freizeitausgleich für Überstunden (61 %).

Obwohl flexibles Arbeiten positiv gesehen wird und die Vorteile anerkannt sind, wird es weiterhin mit einem langsameren beruflichen Aufstieg in Verbindung gebracht. Auf die Frage, wie sich flexibles Arbeiten auf die Karriere von PR-Fachleuten auswirkt, glaubt mehr als ein Viertel (26 %), dass sie langsamer vorankommen, ein Anstieg gegenüber 23 Prozent im Jahr 2023.

Cornelia Kunze, die Vorsitzende des GWPR in Deutschland, erklärte: „Das Thema Arbeitszeit-Flexibilität in seinen verschiedenen Varianten wird uns noch lange beschäftigen. Auch unsere Studie belegt: der Bedarf ist unstrittig. Ein bedenkliches Ergebnis unserer Umfrage ist der Umgang mit Mobbing und Belästigung. Wir müssen dafür sorgen, dass Kolleginnen diese Vergehen melden können, ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu haben.”

Der GWPR Annual Report steht hier auf der GWPR-Website zum Download zu Verfügung.

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