Social Media Carmen Hillebrand (METRO Cash & Carry): "Mit Social Media geben wir Einblicke hinter die Kulissen"

Carmen HillebrandDer Großhändler METRO Cash & Carry ist schon länger in sozialen Netzwerken aktiv. Mit einem Genussblog, einer Facebookseite und einem YouTube-Kanal gibt das Unternehmen Einblicke hinter die Kulissen und zeigt Kunden und Öffentlichkeit, was den Großhandel ausmacht. Carmen Hillebrand (Abteilungsleiterin Social Media bei METRO Cash & Carry) berichtet Nadja Amireh (Agentur get noticed! und PRJ-Redaktionsmitglied) im Interview, warum das Thema "Genuss" sich gut als Leitmotiv für ein Blog eignet, welche Herausforderungen bei einem Shitstorm lauern und wie Social Media ihre Kreativität fordert.

 1. METRO Cash & Carry ist schon länger in sozialen Netzwerken aktiv. War der Start schwer?
Ich würde mich wundern, wenn hier ein Corporate Social Media Manager mit „nein" antworten würde. Sagen wir mal, es war herausfordernd.

2. Ihr führt das Genuss-Blog, eine Facebookseite und den YouTube-Kanal. Welche Kanäle setzt ihr mit welchem Ziel ein?
Grundsätzliches Ziel ist es, Einblicke zu geben, und zwar hinter die Kulissen des Großhändlers METRO Cash & Carry. Dabei dient uns das Thema Genuss als Leitmotiv. Hunderte von qualifizierten Fachleuten kümmern sich bei uns jeden Tag um die Themen Qualität, Frische und Produktvielfalt - das sind die Geschichten, die wir erzählen wollen, damit unsere Kunden und die Öffentlichkeit verstehen, was den Großhandel ausmacht.
Die Zielgruppe unseres Genussblogs sind all die Gewerbetreibenden, die sich gerne mit dem Thema Genuss in all seinen Facetten beschäftigen. Da wechseln sich lehrreiche Artikel wie der unseres Fleischfachberaters Wolfgang Hammer über das richtige Aufschneiden eines Fleischstücks mit Rezeptanregungen und Einblicke in die Welt unserer Lieferanten ab. Ein wenig werblicher darf es auf unserer Facebookseite zugehen, denn das erwarten unsere Kunden von uns, wie unsere regelmäßigen Mini-Umfragen auf Facebook ergeben: Angebote und Informationen zu neuen Produkte. Daneben bieten wir natürlich noch die Möglichkeit, sich mit Experten aus unserem Unternehmen auszutauschen. YouTube eignet sich hingegen besonders gut, komplexe Gastronomie-Lösungen vorzustellen. So gehen wir in einem unserer Clips der Frage nach, wie man 1.200 Essen am Tag auf Sternenniveau kochen kann.

3. Wer ist verantwortlich für die Themen, habt ihr einen Redaktionsplan und wer bloggt und betreut die Kanäle?
Für die Themen und die Betreuung der Kanäle ist die Abteilung Social Media zuständig, d. h. meine Kollegin und ich. Wir arbeiten abteilungsübergreifend eng mit Marketing, HR, Einkauf und Vertrieb zusammen und holen uns dort Informationen und Anregungen, die in einen Redaktionsplan fließen. Schließlich ist das Ziel, Social Media in alle Unternehmensaktivitäten einzubetten. Konkret heißt das, wenn wir z. B. Scholle in unserer METRO Post bewerben, beleuchten wir parallel zur Werbung die Herkunft dieses Fisches auf unserem Genussblog. Auf Facebook verlinken wir dann auf den Blogartikel und weisen auch auf das aktuelle Angebot hin. Darüber hinaus holen wir uns natürlich noch Anregungen von außerhalb: Was schreiben Foodblogger gerade, was sind Trends und welche Blogparaden laufen zurzeit. Die Autoren des Genussblogs sind Spezialisten auf ihrem Gebiet und damit sehr authentisch: Einkäufer und Fachberater z. B., das gilt natürlich auch für unsere gelegentlichen Gastblogger wie den Biersommelier Dr. Thomas Dombrowski. Natürlich schreibt das Social Media Team auch Artikel – immer inhaltlich abgestimmt mit den Fachkollegen aus den Abteilungen.

4. Im Moment wird viel darüber diskutiert, wie ernst man als Unternehmen einen Shitstorm nehmen sollte. Wie ist deine Meinung dazu?
Ich habe bei METRO Cash & Carry Deutschland noch keinen ausgewachsenen Shitstorm erlebt. Meiner Meinung nach, sollte man Shitstorms schon ernst nehmen. Dabei kommt es natürlich vor allem auf den Auslöser an. Intern muss ich mich fragen, ob ich als Unternehmen einen Fehler gemacht habe. Wenn dies der Fall ist, steht eine Erklärung und gegebenenfalls auch Entschuldigung an, ohne jedoch unterwürfig zu sein. Es empfiehlt sich vor allem Ruhe zu bewahren und sich der Logik des Shitstorms, der Panikmache, nicht zu beugen. Der Spagat zwischen schneller Reaktion und wohlüberlegtem Handeln ist eine große Herausforderung, weil der Druck von außen und innen wächst.

5. Welche Trends im Social Media Bereich findest du spannend?
Die Bilder Social Media Plattform Pinterest finde ich sehr spannend, auch wenn hier meiner Meinung nach als Unternehmen Zurückhaltung geboten ist, solange die Rechtslage nicht geklärt ist in punkto Copyright. Daneben beobachte ich gespannt, wohin sich Google + entwickelt.

6. Wie sieht dein Tagesablauf als "Abteilungsleiterin Social Media" aus?
Der Tagesablauf ist abwechslungsreich und nie gleich. Morgens werfe ich mit der ersten Tasse Tee am Tag zunächst einen Blick auf unsere verschiedene Social Media Plattformen und überprüfe, ob dort Reaktionsbedarf besteht, dann checke ich meine Mails und werfe einen Blick in Twitter und Co., um zu sehen, was gerade in der „Social Media Szene" diskutiert wird. Zuletzt lese ich den Pressespiegel und gehe meinen Feed durch. Dann widme ich mich der Pflege der bestehenden Kanäle, dem Aufbau des internen Netzwerkes/der internen Prozesse und dem internen Marketing für das Thema Social Media. Das reicht von der Autoren- und Themensuche, über das Redigieren von Texten, Artikel schreiben, unser Social Media Konzept präsentieren bis zu Informationsmeetings. Meine Kreativität wird natürlich auch gefordert. So überlege ich mir Social Media Strategien für anstehende Messen und Produktlaunches. Dabei darf der Austausch mit Multiplikatoren nicht fehlen: Ich tausche mich gerne mit ersten Ideen direkt mit Food-, Wein- und Bierbloggern aus. Abends treffe ich mich regelmäßig offline in gemütlicher Runde mit anderen Social Media affinen Menschen, unter ihnen auch einige Corporate Social Media Manager.

7. Was ist dein persönliches Erfolgsrezept für Social Media, von dem auch andere Unternehmen lernen können?
Ein Unternehmen sollte in Social Media vor allem seine menschliche, authentische Seite zeigen.