Social Media Studie zu Social Media in der internen Kommunikation: Vertane Chancen
- Details
- von Thomas Dillmann, Bad Honnef
Obwohl sich zwei Drittel der deutschen Unternehmen davon einen besseren Wissenszugang versprechen, spielen soziale Medien in der internen Firmenkommunikation bei deutlich über 80 Prozent nur eine kleine oder sehr kleine Rolle. Das ist ein Ergebnis einer Befragungsstudie unter 591 Unternehmensvertretern, die jetzt die MHMK, Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation, München, in Kooperation mit der MCCM Consulting GmbH aus Köln veröffentlicht hat. Ob Facebook, Instagram, Tumblr, Twitter oder Youtube – „Social Media“ sind aktuell in fast allen Unternehmensbereichen ein Thema. Zumeist konzentriert sich das Augenmerk dabei auf den Einsatz entsprechender Dienste in der externen Kommunikation. Welches große Potenzial diese jedoch auch intern in der Unternehmensentwicklung im Sinne von Enterprise 2.0 bieten können und inwieweit dieses Potenzial bereits gehoben wird, haben jetzt MHMK-Studierende unter Leitung ihres Professors Holger Sievert und dem unabhängigen Berater Horst Pütz untersucht.
Die Studie „Interne soziale Medien im Unternehmen der Zukunft“ entstand im Sommer 2013 basierend auf einer Sekundärauswertung bereits existierender Studien, einer qualitativen Vorstudie mit persönlich und telefonisch geführten Leitfadeninterviews sowie einer quantitativen Hauptstudie. 768 Personen hatten im Sommer 2013 an der Hauptstudie teilgenommen, 591 davon den entsprechenden Online-Fragebogen vollständig ausgefüllt. Der Großteil der Befragten ist in der Unternehmensführung, im strategischen Management sowie in externen und internen Kommunikationsfunktionen tätig.
Angst vor hohem Betreuungsaufwand und Vertraulichkeitsverlust
Die Studie zeigt deutlich, dass soziale Medien in der internen Kommunikation bisher nur eine kleine oder sehr kleine Rolle (69 bis 84 Prozent) spielen. Als nachteilig empfinden die Befragten den Betreuungsaufwand (52 Prozent). Riskant erscheint ihnen auch ein möglicher Konzentrations- und Vertraulichkeitsverlust (insgesamt 51 Prozent). Dieses eher negative Ergebnis überrascht insofern, als dass eine sehr große Zahl der Befragten (64 Prozent) einen besseren Wissenszugang (64 Prozent) als bestimmenden Vorteil interner sozialer Medien erhofft.
Erwartung eines verbesserten Kommunikationsflusses
Den wichtigsten Nutzen versprechen sich die Befragten von einem verbesserten Kommunikationsfluss (71 Prozent) am Arbeitsplatz sowie einer höheren Transparenz und Dialogbereitschaft (65 Prozent) im Führungskontext. Nach Meinung der Befragten betrifft das - mit unterschiedlichen zeitlichen Flexibilisierungsgraden - vor allem den klassischen Büroarbeitsplatz (48 Prozent), an dem es dank interner sozialer Medien einen verbesserten Kommunikationsfluss (71 Prozent), aber auch einen gewissen Vertraulichkeitsverlust (26 Prozent) geben werde.
Kulturwandel als Voraussetzung für die interne Nutzung von Social Media
Sievert, Leiter der Studienrichtung PR und Kommunikationsmanagement an der MHMK: „Unsere Ergebnisse machen die Skepsis vieler Firmen gegenüber internen sozialen Medien deutlich. Berechtigt ist diese vor allem an einem Punkt: Drei Viertel der Befragten sagen, dass ein offenerer Umgangsstil wichtigste Voraussetzung für den Erfolg interner sozialer Medien ist. Hier haben viele Unternehmen ganz klassisch ‚offline‘ offenbar noch Nachholbedarf – denn echte interne soziale Medien bedeuten auch einen Kulturwandel.“
Horst Pütz, freier Kommunikationsberater (www.sicht-weise.de) in Köln: „Umgekehrt bedeutet das Ergebnis aber auch, dass in immerhin etwa jedem zehnten Unternehmen soziale Medien schon heute eine große oder sogar sehr große Bedeutung für die interne Kommunikation haben.“
Klaus Greiner, Inhaber und Geschäftsführer von MCCM Consulting: „Gern haben wir diese Studie der MHMK finanziell unterstützt. Wir wünschten uns auf breiterer Zahlenbasis mehr über die aktuelle Situation interner sozialer Medien in deutschen Unternehmen zu erfahren. Denn mit diesen neuen Ergebnissen, kombiniert mit unseren langjährigen Projekterfahrungen, lassen sich die individuellen Kundensituationen noch besser einschätzen und präzise Wege zu mehr Arbeitsproduktivität in der Wissensarbeit aufzeigen. Enterprise 2.0 ist und wird Realität.“
Ausgewählte Ergebnisse der Studie sind ab sofort auf der MHMK-Website abrufbar.
- Zugriffe: 6134