Elon Musk

Manchmal muss man einfach Glück haben und zur rechten Zeit im rechten „Clubraum“ sein. PR-Expertin Carolin Bitzer hatte dieses Glück am 8. Februar. Früh morgens war sie schon bei Clubhouse unterwegs und ergatterte einen freien Platz in einer Session mit Elon Musk. Sie schrieb ihre Eindrücke für das „PR-Journal“ auf:
Wenn der reichste Mann der Welt einen Talk auf Clubhouse hält – ein Erlebnisbericht.
Dieser Mann kann den Aktienmarkt beeinflussen – mit einem einzigen Wort. So geschehen vergangenen Freitag, 5. Februar, als Tesla Chef Elon Musk einfach nur den Hashtag #bitcoin in seine Twitter-Bio schrieb, woraufhin die Aktie der Kryptowährung innerhalb kürzester Zeit um 20 Prozent in die Höhe schoss.

Letzten Montag, um 7:00 Uhr morgens deutscher Zeit, brachte er den Server der Trend-App Clubhouse in Schwierigkeiten, als er in einem virtuellen Clubraum über eine Stunde lang die Fragen der Gastgeber beantwortete und zirka 5.000 Zuhörer ihm dabei gebannt lauschten. Musk hätte sicherlich das Zigfache an Zuhörern erreicht, doch für die meisten scheiterte eine Teilnahme an der Kapazitätsgrenze der Clubräume bei Clubhouse.

Clubhouse Screenshot Musk VeranstaltungElon Musk, das ist der Mann der Superlative, der Visionär, der Mann hinter Tesla und SpaceX. Anfang des Jahres ist er laut Bloomberg Billionaires Index an Amazon-Chef Jeff Bezos vorbeigezogen und nun mit einem geschätzten Vermögen von 188,5 Milliarden US-Dollar der reichste Mensch der Welt.

Aus aktuellem Anlass also fragten die Moderatoren ihn nach Bitcoin. Musks Antwort darauf war zunächst recht ausweichend: „what can I say, I have to be careful, I can move the market…“. So richtig ließ er sich auch keinen Tipp dazu aus der Nase ziehen, sondern meinte nur „The Bitcoin cake was served 8 years ago. Now I would be late to the party. But Bitcoin is a good thing and it is on the bridge on getting broad acceptance.“ OK, dieser Zug ist also abgefahren.

Natürlich hat auch Elon Musk einige Jahre im kalifornischen Silicon Valley verbracht. Kurz bevor die Dot-Com-Blase begann und man das Internet noch erklären musste, gründeten er und sein Bruder Kimbal Musk ein Web-Start-up namens Zip2. Nur vier Jahre später kaufte Compaq die Firma für 307 Millionen US-Dollar. Nach zip2 kam X.com, aus X.com wurde PayPal. 2002 gründete Elon Musk das Raumfahrtunternehmens SpaceX, das kommerzielle Raketenstarts anbietet und irgendwann Menschen auf den Mars transportieren soll, wenn der Planet bewohnbar gemacht worden ist. So der Plan.

Wer hätte gedacht, dass es in der einmaligen Erfolgsgeschichte eines Elon Musk durchaus auch Fails gegeben hat. Rückblickend kann Musk darüber natürlich lachen, doch der junge Durchstarter musste auch damit klarkommen, abgewiesen zu werden. Der damalige Software Riese Netscape, der später von AOL übernommen wurde, hatte seinerzeit einen Firmensitz im Silicon Valley. Und Elon Musk wollte dort arbeiten: „I tried to get a job at Netscape. I sent my resumée, but I never heard from them. I was hanging out in the lobby but I was too shy to speak to anybody…“.

Heute ist das kaum mehr vorstellbar.

Danach gefragt, welche ermutigenden Worte er für jemanden hätte, der ein Start-up machen wolle, hatte er das Folgende zu sagen. „My advise for a start up: if you need encouraging words, don`t do a start up“. Soll wohl frei übersetzt heißen, wenn du dir nicht absolut sicher bist, lass‘ es lieber sein.

Und wie sieht ein ganz normaler Arbeitstag bei Elon Musk aus? „I wake up and I see if there are any emergencies on text or e-mail“. Und weiter: “I have a limbic reaction to email. Anything is better than email, and I have a bunch of email every day…“

Außerdem würde er Stunden in Meetings verbringen. Die meisten zum Thema Technik und Entwicklung, aber eben auch viele Finanz- und Sales-Meetings, die den Tag füllen. Was Musk dabei als Overkill empfindet, sind zu viele verschiedene Themen, die ständig gewechselt werden. Musk würde sich viel lieber mehr auf eine Sache fokussieren.

Dass auch einer wie er vor allem mit der schieren Anzahl von E-Mails und Meetings kämpft, lässt ihn schon fast normal erscheinen.

Dann fragte jemand, ob Musk denn auch freie Zeit in seinem Terminkalender habe? Er habe nicht gerade viele Lücken in seinem Kalender, vielmehr sei es der Wahnsinn, was er an einem Tag alles mache. „It is insane, I don‘t recommend it. Maybe, at some point, I should take a week off…“. Was sich aus Musks Mund nicht wirklich nach einer wirklichen Option sondern vielmehr einer utopischen Idee anhört.

Man kann sich gut vorstellen, was für ein Getriebener dieser Mann ist und was er dementsprechend wohl von seinen Mitarbeitern verlangt. Angesprochen auf die Anekdote, er schlafe bisweilen auf dem Fußboden in seiner Firma, ist man natürlich etwas verwundert und fragt sich, warum in aller Welt schläft der reichste Mensch unseres Planeten auf dem harten Boden?

Für Musk ist es absolut klar, dass wenn sein Team die Nacht durcharbeitet, auch er selbst da sein muss. Würde er sich zum Schlafen dann in den Konferenzraum legen, könnte ihn keiner sehen: “I slept on the floor outside the conference room so that they could see I was there. Seeing is believing“.

Und was sind die Ziele von Tesla? Ziel sei es, 20 Millionen Autos pro Jahr zu bauen und eigene Batterien zu entwickeln und zu produzieren.

Und wenn er noch eine neue Firma gründen wollte, was für eine Firma könnte er sich vorstellen?

„I have no plans to start a new thing“, antwortet er entschieden.

Bitzer Carolin PR Consultant Shanghai Berlin c Florian LiedelAber? Aber wenn, dann wäre es der Tunnelbau! Der Verkehr wäre um so vieles schneller. Oder wie Musk sagt: “The world needs tunnels. Please start a tunnel company!“.

Über die Autorin: Carolin Bitzer (Foto, © Florian Liedel) ist langjährige PR-Expertin, vor allem in den Bereichen Kino, TV und Entertainment. Nach 15 Jahren in einer Berliner PR-Agentur arbeitet sie derzeit als PR & Social Media Consultant, unter anderem für Shanghai.Berlin.


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