Social Media Studie zur Bedeutung sozialer Medien: Hate Speech und Fake News oder sozialer Zusammenhalt?
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- von Thomas Dillmann, Bad Honnef
Soziale Medien sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. 50 Prozent der Deutschen über 14 Jahren sind laut der ARD/ZDF Onlinestudie 2022 regelmäßig in sozialen Medien aktiv. Zugleich dominieren negative Aspekte wie Hate Speech oder Desinformation die Debatte über soziale Medien. Von der Grundidee sozialer Medien, Verbindungen untereinander und Gemeinschaft zu befördern, scheint auf den ersten Blick nicht viel übrig. Das kann kaum verwundern, kommt es doch immer wieder zu Gewaltaufrufen, persönlichen Verunglimpfungen und Fake News. Die aktuelle Debatte um die künftige Ausrichtung von Twitter zeigt, wie zwiegespalten die Einschätzungen sind. Sie führt aktuell dazu, dass sich die Werbewirtschaft zurückhält und die Nutzung des Dienstes zurück geht. Doch die aktuelle Studie des eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. hatte eine andere Zielrichtung. Sie wollte aufzeigen, welch positive Initiativen und Vernetzungspotenziale von den sozialen Medien ausgehen. Das scheint ihr gelungen zu sein.
So nutzen 38,9 Prozent soziale Netzwerke um mit Freunden, Familie und Bekannten in Kontakt zu bleiben und neue Kontakte zu knüpfen. Mehr als jeder Fünfte ist in Social-Media-Gruppen aktiv und sucht über die Plattformen den Austausch mit anderen. Solidarität zeigt sich auch anhand der Spendenbereitschaft: 38,4 Prozent haben sich bereits an Spendenaktionen über soziale Medien beteiligt. So das Ergebnis der Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag vom eco – Verband der Internetwirtschaft e. V., Ende November 2022 unter 2.500 Social-Media-Nutzerinnen und Nutzern.
„Kraft der Vernetzung“
„Die Pandemie hat eindrucksvoll bewiesen, welche Potenziale Social-Media-Plattformen im Miteinander nach wie vor entfalten können. Ob im Zuge des Angriffskriegs auf die Ukraine, der Hochwasserkatastrophe oder in Zeiten von Social Distancing: Menschen haben sich über soziale Medien und digitale Nachbarschaftsdienste vernetzt, unterstützt und Hilfsangebote koordiniert“, sagt Oliver Süme (Foto © eco), Vorstandsvorsitzender des eco Verbandes. Die Kraft der Vernetzung über soziale Medien sowie das Auslösen solidarischen Handelns verdeutliche sich zum Beispiel auch anhand sozialer Bewegungen wie #FridaysforFuture, #StandwithUkraine oder #IranRevolution, die gesellschaftliche Problemlagen ins öffentliche Bewusstsein rückten, zur zivilgesellschaftlichen Mobilisation für demokratische und soziale Prinzipien beitrügen und den Austausch beförderten, welche Werte und Leitbilder innerhalb einer Gesellschaft wichtig seien.
Gleichzeitig sei es wichtig, Menschen dazu zu befähigen, Fake-News, Propaganda und Manipulationen im Netz zu erkennen und abzuwehren. „Dazu braucht es einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz, der auch die Förderung digitaler Medienkompetenz vom Kleinkind bis zum Senior umfasst. Wer Quellen im Netz verlässlich beurteilen kann, ist in der Lage Fake News zu identifizieren und wird vermutlich nicht zu deren Verbreitung beitragen“, so Süme. Der Verband engagiere sich bereits seit über 25 Jahren mit der eco Beschwerdestelle erfolgreich im Kampf gegen illegale Inhalte im Netz. Bürgerinnen und Bürger können dort vermeintlich illegale Inhalte melden. Juristen prüfen die Inhalte und leiten gegebenenfalls weitergehende Maßnahmen nach dem „Notice-and-Takedown-Prinzip“ ein – in Zusammenarbeit mit Internet-Providern und Anbietern sozialer Medien sowie Strafverfolgungsbehörden. Auch das Melden illegaler Inhalte trage somit zu deren Eindämmung bei.
Jedoch könne und dürfe die Verantwortung nicht allein den Technologiekonzernen auferlegt werden. „Es erfordert fundierte juristische Kenntnisse zu beurteilen, ob eine Äußerung von der im Grundgesetz verankerten Meinungsfreiheit gedeckt ist oder schon in den Bereich der Strafbarkeit bzw. Jugendgefährdung fällt“, so Süme. Diese juristische Bewertung darf nicht alleinige Aufgabe der Unternehmen sein, die finale Bewertung muss insbesondere bei komplexen Sachverhalten oder strittigen Rechtsansichten Aufgabe der Gerichte bleiben.
Wozu Menschen soziale Medien nutzen
Die Hauptnutzungsmotive sozialer Medien liegen laut den Befragten in der Information (43,2 %), der Unterhaltung (40,8 %) sowie der Vernetzung und Kontaktpflege (38,9 %). Soziale Medien tragen ihren Teil dazu bei, das grundlegende Bedürfnis nach sozialem Miteinander zu erfüllen und Einfluss auf die gesellschaftliche Teilhabe zu nehmen. Dabei verlängern sich die Online-Kontakte der digitalen Welt mitunter ins reale Leben und schaffen positive Gemeinschaftserfahrungen, die das Wir-Gefühl stärken. Wenn zum Beispiel Social-Media-Plattformen genutzt werden, um in Stadtteil-Gruppen Nachbarschaftshilfen zu organisieren, sich Werkzeug auszuleihen oder Fahrgemeinschaften zu bilden. Mehr als jeder fünfte Social-Media-User (22,2 Prozent) ist auf den Social-Media-Plattformen in Gruppen aktiv.
Social-Media-Plattformen als Vehikel für gute Zwecke
Ob ein Stammzellenspender für Krebspatienten über Social-Media-Plattformen gesucht wird, Geflüchtete eine Unterkunft benötigen oder sozial-ökonomisch benachteiligte Menschen um Sachspenden bitten: Non-Profit-Organisationen oder Einzelpersonen erreichen über die Plattformen Millionen von Menschen und Unterstützung für ihre Belange. Fast ein Viertel der Deutschen hat bereits einen Social-Media-Beitrag einer gemeinnützigen Organisation oder hilfsbedürftigen Person in seinem Netzwerk geteilt. Jeder vierte Social-Media-User (25 Prozent) hat für einen gemeinnützigen Beitrag bereits eine Reaction, beispielsweise ein Like, vergeben. 17,6 Prozent der Befragten haben einen entsprechenden Beitrag kommentiert. 9,1 Prozent wiederum posten über ihren persönlichen Social-Media-Account eigene Beiträge, die gute Zwecke unterstützen.
Besonders stark ausgeprägt zeigt sich der Zusammenhalt auch anhand der Spendenbereitschaft unter Social-Media-Usern. Fast 40 Prozent der Befragten haben sich über soziale Medien bereits an einer Spendenaktion beteiligt. Allein über Facebook und Instagram konnten bis März 2021 weltweit über fünf Milliarden US-Dollar an Spenden generiert werden.
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