Social Media Check zur Bundestagswahl: Social Media spielt auf der Zielgeraden zentrale Rolle

In der heißen Phase des Wahlkampfs zur Bundestagswahl spielt Social Media neben den TV-Auftritten eine zentrale Rolle für die Kommunikation von Parteien und Spitzenkandidaten. Doch wer erreicht die meisten Wählerinnen und Wähler? Die Social Media-Experten von Metricool haben im Zeitraum vom 11. Januar bis 9. Februar die Social-Media-Aktivitäten der wichtigsten Parteien und Politiker auf Instagram, Facebook und X analysiert. Ein Blick auf die Followerzahlen zeigt die AfD vorne.

Die beiden Grafiken zeigen, wie groß die Zahl der Follower bei den Politikern (links) und Parteien (rechts) über die drei Plattformen Facebook, Instagram und X hinweg zum Stichtag 13. Februar 2025 war. (Grafiken: Metricool)

Mit insgesamt 1,32 Millionen Followern führt die AfD die Rangliste der Followerzahlen der Parteien an, gefolgt von Bündnis 90/Die Grünen mit 1,2 Millionen. Kleinere Parteien wie das Bündnis Sahra Wagenknecht (124.606 Follower) bewegen sich im Vergleich auf einem deutlich niedrigeren Niveau. Bei den Spitzenkandidaten dominiert die Fraktionsvorsitzende der AfD Alice Weidel mit zwei Millionen Followern, während Sahra Wagenknecht (1,77 Mio.) und CSU-Parteivorsitzender Markus Söder (1,52 Mio.) die Plätze zwei und drei belegen. Doch Followerzahlen allein sagen wenig über die tatsächliche Reichweite aus – bei den Engagement-Raten gibt es deutliche Unterschiede.

Facebook: AfD mit größter Community – Scholz mit geringer Interaktion

Facebook bleibt eine wichtige Plattform für politische Kommunikation. Während die AfD (630.915 Follower) und Die Linke (252.084 Follower) die größten Communities haben, zeigt sich bei der Aktivität ein anderes Bild: Die CDU postet mit 146 Beiträgen am meisten, während die SPD mit nur 41 Beiträgen deutlich zurückfällt. Doch eine große Community bedeutet nicht automatisch hohe Interaktion. Die AfD erzielt mit durchschnittlich 5.098 Reaktionen pro Post die meisten Interaktionen unter den Parteien, während die Grünen (1.173) und Die Linke (1.123) deutlich dahinterliegen. In der Diskussion zeigt sich ein ähnliches Muster: Die AfD erhält mit durchschnittlich 931 Kommentaren pro Post die meisten Diskussionen, gefolgt von SPD (744) und CDU (542). Gleichzeitig werden Beiträge der AfD am häufigsten geteilt, was auf eine hohe Verbreitung hindeutet.

Bei den Spitzenpolitikern dominiert Alice Weidel: Mit durchschnittlich 23.509 Reaktionen, 4.479 Kommentaren und 5.421 Shares pro Post erzielt sie die höchste Interaktion. Sahra Wagenknecht folgt mit 2.944 Reaktionen und 1.038 Kommentaren, während Markus Söder mit 1.901 Reaktionen auf Rang drei liegt. Interessant: Alice Weidel zeigt trotz hoher Interaktionsraten mit nur 17 Posts die geringste Aktivität, während Markus Söder mit 115 Beiträgen der aktivste ist.

Die höchste Engagement-Rate unter den Parteien erreicht das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) mit 2,11 Prozent, während die AfD mit 1,07 Prozent und die SPD mit 0,91 Prozent folgen. Unter den Politikern liegt Linken-Kandidat Jan van Aken mit 24,09 Prozent Engagement-Rate vorne, gefolgt von Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck (10,16 %) und Alice Weidel (5,82 %).

Polarisierende Themen sorgen für die höchste Interaktion. Der meistdiskutierte Facebook-Post kam von der CSU: Der offizielle Wahlwerbespot „Wir wollen Deutschland wieder in Ordnung bringen“ erreichte 9.035 Kommentare. Alice Weidels Wahlwerbespot „Zeit für eine Kanzlerin, die sich an den Eid erinnert!“ erzielte 72.274 Reaktionen und 7.759 Kommentare. Damit erzielte sie jedoch nur die zweithöchste Engagement-Rate (16,39 %) unter den Politikern. Die anteilsmäßig stärkste Reaktion bei einem Politiker--Post erzielte Jan van Aken (17,17 %), der soziale Ungleichheit thematisierte.

Instagram: CDU am aktivsten – Habeck mit höchstem Engagement

Instagram ist ein fester Bestandteil des Wahlkampfs – doch Parteien setzen die Plattform unterschiedlich ein. Während auch hier die CDU mit 146 Posts und Reels die meiste Aktivität zeigt, veröffentlichen andere Parteien weniger: Die SPD kommt auf 92 Beiträge, die Grünen auf 85. Bei den Formaten gibt es große Unterschiede. Besonders die Grünen setzen auf einen ausgewogenen Mix aus klassischen Feed-Posts (39) und Reels (46), um sowohl über statische Inhalte als auch über Bewegtbild Reichweite zu generieren. Die CDU kombiniert Feed-Posts (91) mit Reels (55), setzt jedoch etwas stärker auf klassische Formate. Andere Parteien agieren deutlich konservativer: Die AfD beispielsweise setzt mit nur vier Reels fast ausschließlich auf klassische Bild-Posts und nutzt kaum Bewegtbild-Inhalte.

Auch bei den Politiker-Profilen gibt es große Unterschiede: Markus Söder (147 Beiträge) führt das Aktivitätsranking an, während FDP-Bundesvorsitzender Christian Lindner mit 65 Reels stärker auf Bewegtbild setzt als andere. Die wenigsten Feed-Posts kommen von Linken-Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek (7), die mit nur 12 Reels ebenfalls am wenigsten Bewegtbild nutzt. Doch wer erreicht die meisten Interaktionen? Alice Weidel erhält mit 1.198 Kommentaren pro Post die meisten Diskussionen, gefolgt von Robert Habeck mit 1.088.

Besonders erfolgreiche Inhalte kombinieren klare Botschaften mit einer zugespitzten Erzählweise. Robert Habeck erzielte mit einem direkten Angriff auf Markus Söder hohe Interaktionen. In seinem Post zählte er auf, welche Maßnahmen er für Bayern umgesetzt hat – von Energiesicherheit über Wasserstoff bis hin zu Netzinfrastruktur – und stellte dies Söders Abgrenzung gegenüber den Grünen entgegen. Die Kombination aus klarer Botschaft, direkter Konfrontation und einer abschließenden bundespolitischen Einordnung führte zu 146.772 Likes und 149.718 Interaktionen – dem reichweitenstärksten Politiker-Post im Analysezeitraum. Auch andere Parteien nutzen kontroverse Themen für hohe Interaktionsraten: Ein Beitrag der Linken, der CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz scharf für die CDU-Abstimmung mit der AfD kritisierte, erzielte 259.973 Likes und eine Engagement-Rate von 118 Prozent.

X: Scholz mit meisten Followern – aber niedrigem Engagement

Auf X zeigt sich ein deutlicher Kontrast zwischen der Anzahl der Follower und der tatsächlichen Interaktion. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat auf dem offiziellen Bundeskanzler-Account mit 974.056 Followern die größte Community, doch seine Engagement-Rate liegt mit 0,09 Prozent auf dem letzten Platz unter den Spitzenpolitikern. Seine Inhalte werden dort zwar von vielen Nutzern gesehen, lösen aber kaum Reaktionen aus. Im Vergleich: Sein persönlicher Account hat 640. 628 Follower und eine leicht höhere Engagement-Rate von 0,11 Prozent. Auffällig: Die höchste Interaktion auf X fand rund um die CDU/AfD-Abstimmung statt. Hintergrund ist eine kontroverse Bundestagsentscheidung, bei der die CDU mit der AfD für eine Verschärfung der Asylpolitik stimmte – ein Schritt, der für heftige Debatten sorgte.

Besonders hohe Engagement-Raten erzielten dazugehörige politische Statements. Heidi Reichinneks (Die Linke) Post „Simple Mathematik: Ohne Die Linke hätte die Union heute mit der AfD und FDP eine Mehrheit gehabt“, erreichte 37,16 Prozent – ein außergewöhnlich hoher Wert für X, vor allem für einen reinen Textbeitrag. Auch Robert Habeck erzielte mit einem Statement zur gemeinsamen Abstimmung von CDU und AfD eine hohe Engagement-Rate von 7,16 Prozent. Die meisten Likes erhielt Alice Weidels Post zu Elon Musks Rede auf dem Parteitag (38.247 Likes, 5.568 Retweets), während die AfD mit ihrem Beitrag zur „CO₂-Bepreisung als größte CDU-Abzocke aller Zeiten“ (9.177 Likes, 2.533 Retweets) die höchste Interaktion unter den Parteien erzielte.

Ein deutlicher Trend zeigt sich in der Analyse: Spitzenpolitiker erzeugen auf X deutlich mehr Engagement als Parteien. Während einzelne Politiker hohe Interaktionsraten erreichen, bleiben die Engagement-Zahlen der Parteien – mit wenigen Ausnahmen – deutlich niedriger. Das BSW erzielte mit seinem Post zur „peinlichen Show-Veranstaltung“ in der ZDF-Talkrunde die höchste Engagement-Rate einer Partei (4,33 %).

Social Media als politischer Resonanzraum

„Unsere Analyse zeigt, dass Social Media längst nicht nur ein zusätzlicher Kanal für den Wahlkampf ist – sondern ein zentraler Resonanzraum für politische Debatten. Die Zahlen belegen, dass Inhalte mit klarer Botschaft, emotionaler Ansprache und gezieltem Community-Management besonders hohe Interaktionsraten erzielen. Wer den digitalen Diskurs strategisch nutzt, kann die öffentliche Wahrnehmung aktiv mitgestalten“, so Stephan Pichlmeier, Head of Marketing DACH bei Metricool.

Die Social Media-Dynamik im Bundestagswahlkampf 2025 zeigt deutlich: Es geht nicht nur um Reichweite, sondern um Engagement und Interaktion. Parteien und Spitzenpolitiker, die Plattform-spezifische Strategien nutzen und auf relevante, teils polarisierende Inhalte setzen, können ihre digitale Sichtbarkeit erheblich steigern. Besonders Politiker mit klaren Botschaften und direkter Ansprache profitieren von hohen Engagement-Raten – ein entscheidender Faktor für die politische Meinungsbildung im digitalen Raum.

Über Metricool: Das Unternehmen Metricool hat seinen Hauptsitz in Madrid und bietet ein Allround-Tool für die Analyse, Planung und Verwaltung von Social-Media-Inhalten. Das Tool ermöglicht es, digitale Präsenz in Kanälen wie Facebook, Instagram, X und anderen zu analysieren, zu verwalten und zu steigern.

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