Social Media Social-Media-Analyse: „Bild“ wird meistgeteilte Newsseite im neuen Bundestag

Eine aktuelle Hochrechnung des Düsseldorfer Fullservice-Dienstleisters für Medienbeobachtung und Analyse, pressrelations, auf Basis einer eigenen Studie zeigt, welche Parteien und Medien im neuen Bundestag an Sichtbarkeit in den sozialen Medien gewinnen oder verlieren könnten. Grundlage der Prognose ist eine umfassende Analyse des Social-Media-Wahlkampfs der bisherigen Bundestagsabgeordneten.

Die Hochrechnung prognostiziert den Anteil der Bundestagsabgeordneten der verschiedenen Fraktionen am Gesamtbeitragsaufkommen auf Social Media. (Quelle: Pressrelations „Quo vadis, MdBs) / Medienanalyse der Bundestagswahl 2025)

Vier Teilprognosen:

  • Fast 40 % aller Social-Media-Beiträge im neuen Bundestag könnten künftig von AfD-Abgeordneten stammen.
  • Politisch randständige Medien wie „Nius“, die bereits jetzt zu den meistgeteilten Plattformen gehören, würden dadurch erheblich an Sichtbarkeit gewinnen.
  • Traditionelle Titel wie „Handelsblatt“ und „FAZ“ drohen hingegen, den Großteil ihrer Präsenz zu verlieren.
  • „Bild“ könnte zur meistgeteilten Nachrichtenseite von Bundestagsabgeordneten auf Social Media aufsteigen und den „Spiegel“ überholen.

Um diese Vorhersagen zu treffen, wurden unter anderem die Posting-Frequenz der Mitglieder des Bundestags sowie die Art der geteilten Inhalte während des Wahlkampfs untersucht und gemäß der neuen Sitzverteilung hochgerechnet. Insgesamt wurden 115.000 Beiträge von Mitgliedern des Bundestags (MdB) in der Wahlkampfperiode (16.12.2024 – 23.02.2025) identifiziert und ausgewertet. Untersucht wurden die Kanäle TikTok, Facebook, Instagram, Threads, X, Bluesky sowie Telegram und YouTube. Die Ergebnisse wurden nun im Rahmen einer Studie veröffentlicht.

Wie sich die Sichtbarkeit der Parteien auf Social Media ändert

Die meisten Beiträge im Untersuchungszeitraum stammten von MdBs der CDU/CSU (rund 26.000) und der SPD (rund 24.000), was maßgeblich mit deren Sitzanteilen im alten Bundestag und der damit verbundenen Anzahl an „online aktiven Abgeordneten“ zusammenhängt. Betrachtet man die Beiträge pro Abgeordnetem, veröffentlichte die SPD am wenigsten. Folglich verliert sie im neuen Bundestag den größten Anteil an Sichtbarkeit – ihre Abgeordneten dürften künftig nur noch etwa 13 Prozent der Gesamtbeiträge auf Social Media ausmachen.

Die hohe Posting-Frequenz der AfD führte im vergangenen Wahlkampf dazu, dass sie trotz deutlich weniger Sitze fast gleichauf in ihrer Gesamtbeitragsmenge mit SPD und CDU/CSU war. Diese Posting-Frequenz dürfte den Effekt potenzieren, den der Wahlerfolg auf die Sichtbarkeit von Beiträgen durch AfD-Abgeordnete auf Social Media hat. Im neuen Bundestag könnten dadurch fast 40 Prozent aller Beiträge in den sozialen Medien von Abgeordneten der AfD stammen.

Ein ähnlicher Effekt lässt sich für die Linke beobachten: Sie veröffentlichten die zweitmeisten Beiträge pro Sitz im alten Bundestag – entsprechend könnten die hinzugekommenen Sitzanteile zu einem nochmal höheren Sichtbarkeitszuwachs von Abgeordneten der Linken in den sozialen Medien führen. Mit zwölf Prozent wären sie sogar gleichauf mit den Grünen (12 %). In einer künftigen Wahlkampfperiode könnte demzufolge mehr als die Hälfte der Beiträge des neuen Bundestags entweder von Abgeordneten der AfD oder der Linken stammen.

Die meistgeteilten Medien im neuen Bundestag

Mit der Sichtbarkeit der Parteien auf Social Media ändert sich auch die der von ihnen überwiegend geteilten Medien. Dabei zeigt sich: Die MdBs aller Parteien verbreiten vorrangig Artikel der Medien, deren Ausrichtung ihrer eigenen politischen Einstellung nahe sind. So ergab die Analyse, dass der „Spiegel“ in der vergangenen Wahlkampfperiode am häufigsten geteilt wurde und dies vor allem auf Politiker der SPD und Grünen zurückzuführen ist. Mit deren Sitzverlust im neuen Bundestag dürfte der „Spiegel“ jedoch auf Platz 2 der meistgeteilten Medien durch MdBs sinken. Stattdessen würde die „Bild“ zur meistgeteilten Nachrichtenseite werden. Diese wird, wie auch die „Welt“, vorrangig von Abgeordneten der AfD sowie CDU/CSU geteilt und profitiert entsprechend von deren Sitzgewinnen.

Am stärksten gewinnen politisch randständige Medien, also Medien, die sich klar rechts oder links von der politischen Mitte positionieren. Zu diesen gehören zum Beispiel „Nius“ und „Junge Freiheit“, die nahezu ausschließlich von Mitgliedern der AfD geteilt werden. Durch deren Sitzgewinn könnte „Nius“ laut Hochrechnung künftig sogar das drittmeistgeteilte Medium im Bundestag werden. Medien mit Wirtschaftsfokus büßen hingegen weiter an Sichtbarkeit ein – so fallen sowohl „Handelsblatt“ als auch „FAZ“ ohne die FDP aus der Top 10 der meistgeteilten Medien heraus.

„Die Analyse zeigt, dass der Wahlerfolg der Parteien auch eng mit ihrer Nutzung der sozialen Medien zusammenhängt. Am Ende waren jene Parteien erfolgreich, die gemessen an ihrer Größe überproportional viele Beiträge teilten und die Medien, die ihre eigenen politischen Einstellungen widerspiegeln, erfolgreich für den Wahlkampf nutzten. Den Medien verschafft das wiederum höhere Reichweiten, die sich jetzt durch die neue Sitzverteilung stark verschieben dürften. Durch die Hochrechnung machen wir sichtbar, welche Medien davon besonders profitieren – oder verlieren – könnten“, resümiert Jens Schmitz, Geschäftsführer von pressrelations.

Service: Die Hochrechnung zum neuen Bundestag ist wie auch die gesamte Studie auf der Website von pressrelations kostenfrei verfügbar.

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