Annekatrin Buhl stand dem LPRS Rede und Antwort.

Alumna Annekatrin Buhl ist virtuell zu Gast beim LPRS. Buhl hat sich schon vor einigen Jahren als Employer-Branding-Beraterin selbstständig gemacht und arbeitet seitdem mit großen und kleinen Unternehmen an deren Arbeitgebermarke. Im Interview erzählt sie, wie sie den Weg in die Selbstständigkeit gefunden hat, welche (Social) Skills ihr dabei geholfen haben, was aus ihrer Perspektive eine gute Arbeitgebermarke ausmacht und wie sie ihr persönliches Wohlbefinden pflegt.

LPRS: Wie sind Sie zum Entschluss gekommen, sich mit dem Schwerpunkt Employer Branding selbstständig zu machen?
Buhl: Das Thema Employer Branding begleitet mich eigentlich schon seit Beginn meiner Karriere. Den ersten Berührungspunkt hatte ich nach meinem Studium als Trainee bei einer Agentur. Schon damals hat mich die Begeisterung angesteckt, mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über ihren Arbeitgeber zu sprechen. Ein paar Jahre später habe ich schließlich als Head of PR & Marketing bei Trendence in Berlin angefangen, einem von weltweit zwei Marktforschungsunternehmen für Employer Branding. Meine Selbstständigkeit hat sich dann zugegebenermaßen nicht ganz so selbstverständlich ergeben. Weder in meiner Familie noch in meinem Freundeskreis war Selbstständigkeit ein Thema und auch ich konnte mir das lange Zeit nicht vorstellen. Nach einigen Veränderungen in meinem damaligen Arbeitsumfeld habe ich mich sehr intensiv damit beschäftigt, was mir bei der Arbeit eigentlich wichtig ist, was mich motiviert und was mir Spaß macht. Dabei kam heraus, dass Selbstbestimmung ein großer Motivationsfaktor für mich ist. Das hat in mir einen Schalter umgelegt. Für mich war ab da klar: Ich mache mich jetzt selbstständig. Und zwar mit dem Thema, das mir schon immer am meisten Spaß macht: Employer Branding.  

LPRS: Was macht eine gute Arbeitgebermarke aus?
Buhl: Eine gute Arbeitgebermarke besteht für mich aus drei essenziellen Punkten: Zum einen muss sie authentisch sein, was bedeutet, dass sie sich vor allem daraus speisen sollte, was bereits existiert. Die Arbeitgebermarke muss für die Mitarbeitenden täglich erlebbar sein. Sonst wäre Employer Branding tatsächlich mehr Schein als Sein – ein Vorurteil, das ich immer noch oft höre. Zum anderen muss eine gute Arbeitgebermarke attraktiv sein – für die Mitarbeitenden und die Bewerbenden. Das erreichen Unternehmen am besten, indem sie zuhören, auf die Wünsche ihrer Zielgruppen eingehen und ihnen entsprechende Angebote machen. Schlussendlich muss sie sich auch ein Stück weit von anderen Arbeitgebermarken abheben.   

LPRS: Welche Fähigkeiten und Skills braucht es Ihrer Meinung nach, um den Schritt in die Selbstständigkeit zu meistern? 
Buhl: Selbstorganisation und Selbstmotivation sind aus meiner Erfahrung die beiden wichtigsten Skills, die es für diesen Weg braucht. Außerdem sind ein gewisses fachliches Know-how und genügend Praxiserfahrung hilfreich, wenn man sich selbstständig macht. Der große Unterschied zum „normalen” Angestellten-Dasein ist, dass auch einige vielleicht unliebsame Aufgaben hinzukommen, wie bspw. die eigene Buchhaltung. Für solche Dinge kann man sich aber auch Unterstützung von anderen holen. Ich persönlich finde es jedoch extrem spannend, mich wirklich um alle Aufgaben, die zur Selbstständigkeit dazu gehören, selbst zu kümmern. Wichtig neben den (Social) Skills ist auf jeden Fall auch, sich eine Sichtbarkeit aufzubauen – und das auf eine möglichst authentische Art und Weise. Obwohl man meinen sollte, dass wir als Kommunikator:innen damit kein Problem haben, stellt sich nicht jede oder jeder gerne selbst in den Mittelpunkt. Das braucht es aber, um im eigenen Netzwerk und darüber hinaus sichtbar zu werden und Aufträge zu bekommen. Dafür gibt es kein Patentrezept, da muss jede:r für sich einen geeigneten Weg finden. 

LPRS: Was tun Sie, damit es Ihnen an einem schlechten Tag besser geht? 
Buhl: Kurzfristig: Schokolade! (lacht) Aber der positive Effekt hält leider nicht so lange an. Ansonsten mache ich tatsächlich Yoga. Ich sitze den ganzen Tag am Rechner, was die klassischen Probleme wie Verspannungen und eine schlechte Haltung mit sich bringt. Yoga hilft mir, alle Gelenke und Muskeln wieder in die richtigen Bahnen zu bringen und zu entspannen. Und am Wochenende gehe ich Sommer wie Winter, bei Regen und bei Sonne in meinen Garten: umgraben, pflanzen, Rasen mähen – und das alles an der frischen Luft. Das tut mir gut, dabei komme ich runter, es erdet mich buchstäblich.  

LPRS: Was würden Sie gerne mal noch erleben? 
Buhl: Beruflich möchte ich gerne auch mehr kleine mittelständische Unternehmen bei ihrer Arbeitgebermarke unterstützen, die sich eine 1:1-Beratung oft nicht leisten können. Mein Ziel ist es, ihnen in einzelnen Sparring-Sessions das notwendige Wissen über Employer Branding zu vermitteln und ihnen hilfreiche Tipps und Tricks aus der Praxis an die Hand zu geben, sodass die Verantwortlichen parallel selbst an ihrer Arbeitgebermarke arbeiten können. 
Beruflich und privat würde ich gerne mal eine richtige Workation machen und mich einfach mit meinem Laptop für ein paar Wochen irgendwo eingraben, wo es warm ist – das wäre ein großer Traum! Ich könnte mir auch vorstellen, mir mit anderen Selbstständigen eine Finca zu mieten: Jede:r arbeitet für ein paar Stunden pro Tag an seinen Themen, ein paar Stunden verbringt man zusammen, tauscht sich aus, diskutiert, brainstormt, sucht sich Inspiration oder Unterstützung. Und am Nachmittag spaziere ich an den Strand! Diese Freiheit, die mir die Selbstständigkeit ja theoretisch gibt, würde ich gern noch mehr ausnutzen.

Persönlich, echt und informativ – Das ist die Reihe „Auf einen Kaffee mit ...“ des LPRS e.V. Die Studierenden tauschen sich mit Alumni über ihren Werdegang nach dem Studium aus. Von Tipps für den Berufseinstieg, über Geschichten von gemeisterten Hindernissen und genutzten Chancen bis hin zu Impulsen für eine ausgewogene Work-Life-Balance.


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