GPRA im Dialog A&B one-CEO Rupert Ahrens zu den Anforderungen des PR-Jobs: „Ich liebe das“
- Details
- von Jessica Everdiking und Jan Reinholz, Hannover
Für die Gesellschaft PR-Agenturen (GPRA) sind Nachwuchsförderung und die gezielte Verbesserung des Images von Kommunikationsagenturen gegenüber Studierenden wichtige Ziele der Verbandsarbeit. Mehrfach hat der Verband betont, dass Agenturen ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern und künftig stärker im Sinne eines Employer Brandings am Markt agieren wollen. Eine konkrete Maßnahme setzt die GPRA in 2016 in Kooperation mit dem „PR-Journal“ um. Monatlich stellt sich ein Agenturchef der GPRA den Fragen von Studierenden, die sich in den Initiativen in Hannover (PRSH), Leipzig (LPRS), Mainz (kommoguntia) und Münster (campus relations) engagieren. Die haben damit die Gelegenheit, alle Fragen über das Agenturgeschäft zu stellen, die sie für relevant halten. In der zweiten Folge stellt sich A&B one-Gründer und Geschäftsführer Rupert Ahrens (Foto) den Fragen von Jessica Everdiking und Jan Reinholz, beide PRSH.
PRSH: Sie haben 1993 die Agentur mitgegründet. Was war der Anlass eine eigene Agentur zu gründen? Also, was wollten Sie anderes machen, als das, was es bisher auf dem Markt gab?
Rupert Ahrens: Zu dieser Zeit gab es noch eine sehr starre Marktsegmentierung nach Kommunikationsdisziplinen – also Werbung, PR, etc.. Entsprechend waren auch die Geschäftsmodelle der Agenturen ausgelegt. Für uns war damals klar, dass diese Verengung auf nur eine Disziplin auf Dauer zu kurz greift. Der Anspruch war von Anfang an, tragfähige kommunikative Lösungen aus einer disziplinübergreifenden Perspektive zu entwickeln.
PRSH: Ihre Agentur gibt es ja schon relativ lange. Wie hat sie sich in den letzten 20 Jahren verändert?
Ahrens: Am Anfang waren wir logischerweise ein sehr kleines Team und im Kern noch eine eher klassische PR-Agentur. Wir haben aber schon früh unterschiedliche Kooperationsmodelle entwickelt, um dem Anspruch nach gesamtheitlichen Lösungen gerecht zu werden. Ebenfalls relativ früh haben wir das Thema Online für uns entdeckt und als notwendigen Teil unserer Kernleistung identifiziert. Also haben wir Partner gesucht, mit denen wir dann eine eigene Online-Agentur – heute A&B One Digital – begründet und sehr erfolgreich entwickelt haben. Es kamen weitere Agenturen hinzu, ein auf Kapitalmarktkommunikation spezialisiertes JointVenture mit Financial Dynamics, auch eine Werbeagentur mit dem damals noch etwas überambitionierten Angebot eines „Public Campaigning“ und schließlich eine eigene qualitative Marktforschung. Wenngleich als Agenturgruppe erfolgreich auf Wachstumskurs, nicht jedes dieser spezialisierten Angebote war als eigenständiges Agenturmodell tragfähig.
Wir haben unterschiedliche Modelle erprobt, immer geleitet von dem Anspruch unseren Kunden gesamthafte Lösungen auf hohem Qualitätsniveau zu gewährleisten. Ein Gruppenmodell stößt da aber an Grenzen. Wir haben heute die Bereiche wieder reintegriert. Bei sehr speziellen Anforderungen greifen wir auf ein bewährtes Netzwerk von Externen zurück.
PRSH: Woran haben Sie persönlich an Ihrem Job am meisten Spaß?
Ahrens: Ich fand es schon immer inspirierend, mich mit Mechanismen öffentlicher Kommunikation auseinanderzusetzen... sie zu entschlüsseln, mit ihnen zu arbeiten.
Das ist intellektuell und kreativ herausfordernd: Problemstellungen zu durchdringen, strategische Schlussfolgerungen zu ziehen, Ideen zu entwickeln, die zu tragfähigen Lösungen führen, und dann einen Prozess aufzusetzen, dies auch zu realisieren. Es zwingt zu hoher Präzision und fordert zugleich Kreativität. Ich liebe das.
PRSH: Was sollten Berufseinsteiger für die Arbeit in einer Agentur mitbringen?
Ahrens: Intelligenz und intellektuelle Neugier sind zwingend. Dazu kommt eine hohe Allgemeinbildung. Interesse an aktuellen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen sowie die Fähigkeit, eigene Standpunkte einzunehmen und zu artikulieren, sind essentiell. Darüber hinaus braucht es hohe Empathiefähigkeit. Wir suchen starke Persönlichkeiten mit hoher soziale Kompetenz.
Erst im zweiten Schritt schauen wir, welche Qualifikation ein Bewerber mitbringt. Ein abgeschlossenes Studium ist Grundvoraussetzung. Einschlägige Erfahrungen im Bereich Medien / Öffentlichkeitsarbeit sind mehr als sinnvoll. Letztlich aber ist das Gesamtbild entscheidend.
PRSH: Würden Sie sagen, ein abgeschlossenes Master-Studium ist Pflicht?
Ahrens: Nein, das würde ich nicht sagen. Mir ist es doch lieber, ein Bewerber probiert sich nach einem Bachelor-Studium erst mal aus und entwickelt auf Basis erster Praxiserfahrungen belastbarere Berufsvorstellungen. Ich sage damit nicht, dass ein Master-Abschluss von Nachteil ist, aber ohne substanzielle Praxiserfahrungen ist er als Qualifikation nicht hinreichend. Also, ein Studienabschluss ist notwendige Voraussetzung. Aber ein Master muss es bei Berufseinstieg nicht sein.
PRSH: Wenn man sich einmal in den Abschluss-Semestern umhört, so wollen doch erstaunlich wenige Absolventen in Agenturen anfangen. Woran könnte das liegen? Werden Agenturen den Ansprüchen an einen guten Arbeitgeber heute noch gerecht?
Ahrens: Es kursieren viele Vorurteile über die Arbeitsbedingungen in der Agenturbranche. Klar, wir haben ein breites Spektrum an Agenturen, und ich würde nicht jede für einen Berufseinstieg empfehlen. Deshalb hat hier auch die GPRA eine wichtige Orientierungsfunktion. Ihre Mitglieder haben sich alle auf hohe Qualitätsstandards verpflichtet – auch als Arbeitgeber.
Hinzu kommt, dass in der Öffentlichkeit zunehmend ein verkürztes Bild von Agenturen als reine Dienstleister ohne strategische Beratungsfunktion gezeichnet wird. Das mag ja dem Selbstbild mancher Hochschuldozenten oder auch einiger Auftraggeber entsprechen, mit der Realität hat das nicht viel zu tun. Aber wir haben hier ein Imageproblem. Ich kann nur raten, sich Agenturen einmal von innen anzuschauen und sich dann selbst ein Bild zu machen.
Man kann sich in einer Agentur mit sehr unterschiedlichen anspruchsvollen Aufgabenstellungen auseinandersetzen und daran wachsen. Ich würde aber nie eine Agentur gegen ein Unternehmen ausspielen. Das wäre auch Quatsch. Jeder sollte nach seinen eigenen Präferenzen schauen und sich dann eine geeignete Plattform suchen, die dieser Vorstellung am nächsten kommt.
PRSH: Abschließend noch die ausblickende Frage: Was würden Sie „Young Professionals“ raten, die heute in die Branche einsteigen?
Ahrens: Mein erster Rat, immer offen und neugierig sein. Das sollte man sich so lange wie möglich bewahren. Das klingt banal, aber es ist so entscheidend. Wir reden ja am Ende des Tages bei PR von Kommunikation im öffentlichen Raum. Was für ein spannender Kosmos – in dem man sich aber immer wach bewegen sollte. Der zweite Rat ist, sich seine eigenen Interessen, Neigungen und Stärken bewusst machen und seine Erwartungshaltung mit den Arbeitsbedingungen unserer Branche abgleichen.
Eine Agentur ist ein guter Einstieg für Leute, die noch diese Offenheit haben, dabei möglichst viel in relativ kurzer Zeit ausprobieren und weiterkommen wollen.
Sponsored Content: Der obenstehende Beitrag ist der zweite in der Reihe „Studierende im Gespräch mit der GPRA“. Die Serie realisiert die Gesellschaft PR-Agenturen in Kooperation mit dem „PR-Journal“. Die Redaktion stellt die Plattform für den Austausch der vier PR-Nachwuchsinitiativen Public Relations Studierende Hannover e.V. (PRSH), Leipziger Public Relations Studenten e.V. (LPRS), kommoguntia e.V. in Mainz, und campus relations e.V. in Münster mit der GPRA. Die genannten PR-Initiativen werden vom „PR-Journal“ gefördert.
- Zugriffe: 30031