GPRA im Dialog Bei consense communications zählt Haltung – Agenturchefin Birgit Krüger erklärt, warum das wichtig ist
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- von Jasmin Weber und Sebastian Weber, Leipzig
Für die Gesellschaft PR-Agenturen (GPRA) sind Nachwuchsförderung und die gezielte Verbesserung des Images von Kommunikationsagenturen gegenüber Studierenden wichtige Ziele der Verbandsarbeit. Mehrfach hat der Verband betont, dass Agenturen ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern und künftig stärker im Sinne eines Employer Brandings am Markt agieren wollen. Eine konkrete Maßnahme setzt die GPRA in 2016 in Kooperation mit dem „PR-Journal“ um. Monatlich stellt sich ein Agenturchef der GPRA den Fragen von Studierenden, die sich in den Initiativen in Hannover (PRSH), Leipzig (LPRS), Mainz (kommoguntia) und Münster (campus relations) engagieren. Die haben damit die Gelegenheit, alle Fragen über das Agenturgeschäft zu stellen, die sie für relevant halten. In der sechsten Folge stellte sich Birgit Krüger (Foto r.), Inhaberin und Geschäftsführerin von consense communications in München, den Fragen von Jasmin Weber (M.) und Sebastian Weber (l.), beide Studenten des Masterstudiengangs Communication Management in Leipzig, und im LPRS e.V. engagiert.
LPRS: Auf Ihrer Visitenkarte steht Diplom-Ingenieurin, denn Sie haben eigentlich Technologie und Biotechnologie der Lebensmittel studiert. Wie kommt man mit diesem Studium zu einer eigenen Kommunikationsagentur?
Birgit Krüger: Das ist familiär vorgeprägt. Ich war wild entschlossen, habe das Studium durchgezogen und wollte Lebensmitteltechnologin zu werden. Hatte dann aber das Glück, dass ich immer wieder auf Leute gestoßen bin, die zu mir gesagt haben: ‚Das passt doch gar nicht zu dir!´ Und irgendwann habe ich es dann eingesehen. Kommunikation hat viel mit Begabung zu tun, und ich habe bei mehreren Stationen festgestellt, dass ich Kommunikation relativ gut kann und es einfach zu mir passt. So hat sich das gefunden. Apropos stringente Karriereplanung – so war es bei mir nicht.
LPRS: In Ihrer Agentur haben Sie unterschiedlichste Hintergründe, gleichzeitig aber auch eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit. Woran erkennen Berufseinsteiger, ob eine Agentur eine gute und für sie passende Kultur hat?
Krüger: Es sind bestimmte Fragen, die man sich als Absolvent vorher überlegen kann. Zum Beispiel, ob die Mitarbeiter auch noch etwas privat unternehmen oder untereinander befreundet sind. Grundsätzlich ist es sehr wichtig, dass die Stimmung gut ist und die Leute sich verstehen. Aus Erfahrung weiß ich allerdings: Wenn man seine gesamte Freizeit nur noch mit den Kollegen verbringt, ist das zu viel des Guten. Denn dann verliert man die Distanz zum Job, der emotionale Stress steigt erheblich. Heute würde ich mir einen Arbeitgeber suchen, bei dem die Leute ein nettes Verhältnis untereinander haben, aber zusätzlich noch andere Interessen haben. Auch über die Fragen, die der Arbeitgeber einem stellt, kann man etwas über die Unternehmenskultur herausfinden. So merkt man, ob sich der Arbeitgeber nur für den Lebenslauf interessiert oder auch für die Person.
LPRS: Und wie sorgen Sie in Ihrer Agentur für passenden Nachwuchs?
Krüger: Wir haben eine sehr spezielle Art, junge Leute auszusuchen. Das ist jetzt nicht so schön für PR-Studenten – das weiß ich –, aber uns interessiert gar nicht so sehr die akademische Ausbildung. Wenn wir Traineestellen ausschreiben, dann wollen wir, dass die Leute zu bestimmten Stichworten etwas schreiben. Wir wollen nicht immer lesen ‚Sehr geehrte Frau Krüger, mit Freude habe ich Ihren ...‘ – das ist langweilig. Wir geben bestimmte Begriffe vor, wie zum Beispiel ‚Freiraum‘ und ‚Tempo‘, und dazu sollen sich die Bewerber Gedanken machen, eine Haltung entwickeln und diese plausibel darstellen. Seit wir das so machen, haben wir tolle Bewerbungen gekriegt – das waren teilweise Anschreiben zum Niederknien.
LPRS: Sie haben auch von Absolventa ein Trainee-Siegel für eine gute und faire Trainee-Ausbildung erhalten. Das Traineeship wird bei uns Studenten viel und teilweise kontrovers diskutiert. Ist das, was wir im Studium lernen, in der Praxis nutzlos?
Krüger: Ich habe mich aufgrund meiner Funktion bei der GPRA sehr intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und mit vielen Professoren gesprochen. Die akademische Ausbildung hat eine andere Zielrichtung. Das ist keine Praxisausbildung. Ich verstehe total gut, dass ihr, die ihr wahnsinnig viel arbeiten müsst, viel Zeit in euer Studium steckt und euch engagiert, denkt: ‚Verdammt nochmal! Das muss doch irgendwann mal aufhören und irgendwann muss ich dafür mal etwas zurückkriegen.‘ Auf der anderen Seite sehe ich aber, dass es bei den Leuten, die neu zu uns kommen, dauert bis sie sich in das Arbeitsleben eingefunden haben. Selbst wenn man fünf bis sechs Jahre Berufserfahrung hat, braucht es Zeit, bis man sich an einen neuen Arbeitgeber gewöhnt. In einem Traineeship lernt man Sachen, die man wirklich nicht im Studium lernt, beispielsweise die Beratertätigkeit. Gönnt euch die Zeit, in der Ihr in einem geschützten Raum lernen dürft!
LPRS: Noch eine Frage zu Ihnen persönlich: Wie sieht Ihre Work-Life-Balance als Agenturchefin aus?
Krüger: Ich interessiere mich für alle möglichen Dinge. Ich habe zeitaufwendige Hobbys, diverse Interessen und einen großen Freundeskreis – und das ist mir auch total wichtig. Es gab zu Beginn der Agentur Zeiten, da haben wir sehr viel gearbeitet. Da hat meine Kollegin gesagt: ‚Jetzt gehst du auch noch aus und machst dieses und jenes? Ich will nur noch nach Hause und schlafen.‘ Aber dann wäre für mich alles sinnlos. Ich brauche Impulse und muss etwas sehen, das über den Kommunikations-Orbit hinausgeht.
LPRS: Welchen Tipp würden sie uns als Kommunikationsnachwuchs mit auf den Weg geben?
Krüger: Fangt doch mal in einem Unternehmen an und geht dann in eine Agentur. Nach meiner Wahrnehmung ist es nicht gerechtfertigt, zu sagen: ‚Fangt erst mal alle in einer Agentur an.‘ Ich will auch ehrlich gesagt gar nicht mehr in einer ununterbrochenen Reihe Leute ausbilden, die dann denken, sie müssten nach zwei bis drei Jahren auf die Unternehmensseite wechseln. Ich finde es wichtig, Agenturen als Arbeitgeber nicht aus den Augen zu verlieren sobald man erst einmal im Unternehmen ist. Für mich gibt es keinen Grund, warum man nicht von der Unternehmensseite auf die Agenturseite wechseln sollte.
Sponsored Content: Der obenstehende Beitrag ist der sechste in der Reihe „Studierende im Gespräch mit der GPRA“. Die Serie realisiert die Gesellschaft PR-Agenturen in Kooperation mit dem „PR-Journal“. Die Redaktion stellt die Plattform für den Austausch der vier PR-Nachwuchsinitiativen Public Relations Studierende Hannover e.V. (PRSH), Leipziger Public Relations Studenten e.V. (LPRS), kommoguntia e.V. in Mainz, und campus relations e.V. in Münster mit der GPRA. Die genannten PR-Initiativen werden vom „PR-Journal“ gefördert.
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