GPRA im Dialog Beratung und strategische Kommunikation: So bekämpft ORCA van Loon den „Content Schock“

Lommatzsch Timo Gf Orca van LoonWehmeier Nina Marie JB Orca van LoonFür die Gesellschaft PR-Agenturen (GPRA) sind Nachwuchsförderung und die gezielte Verbesserung des Images von Kommunikationsagenturen gegenüber Studierenden wichtige Ziele der Verbandsarbeit. Mehrfach hat der Verband betont, dass Agenturen ihre Attraktivität als Arbeitgeber steigern und künftig stärker im Sinne eines Employer Brandings am Markt agieren wollen. Eine konkrete Maßnahme setzt die GPRA 2016 in Kooperation mit dem „PR-Journal“ um. Monatlich stellt sich ein Agenturchef der GPRA den Fragen von Studierenden, die sich in den Initiativen in Hannover (PRSH), Leipzig (LPRS), Mainz (kommoguntia) und Münster (campus relations) engagieren. Sie haben so Gelegenheit, alle Fragen über das Agenturgeschäft zu stellen, die sie für relevant halten. In der elften Folge stellten sich Timo Lommatzsch (Foto l.), Geschäftsführer von ORCA van Loon, und Nina Marie Wehmeier (r.), Junior-Beraterin in der Agentur ORCA van Loon, den Fragen von Maike Grunenberg, Studentin des Bachelorstudiengangs Kommunikationswissenschaft in Münster und Vorstandsmitglied der Studierendeninitiative campus relations e.V., und Megan Heather Suzanne Neumann, Studentin des Masterstudiengangs Strategische Kommunikationswissenschaft in Münster und Mitglied von campus relations e. V..

campus relations: Eine erfolgreiche Kampagne ist für mich...
Timo Lommatzsch: ... eine Kampagne die effizient ihre Ziele erreicht. Oft ist das heutzutage eine integrierte Kampagne mit Online- und Offline-Elementen. In der ORCA Gruppe werden wir dabei oft von unseren Performance Marketers unterstützt. Das heißt, wir können mit unserem klassischen PR-Know-how zielgruppenspezifischen, relevanten Content erstellen und mit meinungsbildenden Multiplikatoren Beziehungen zu den Zielgruppen herstellen und die Inhalte dann darüber hinaus durch den Einsatz von Onlinemarketing-Instrumenten distribuieren und so zusätzliche skalierbare Sichtbarkeit und eine messbare Reaktion mit den Nutzern erzielen. Wenn dann noch Offline-Events dazukommen, ist das für mich eine runde, erfolgreiche Kampagne.

campus relations: Was verstehen Sie unter integrierter Kommunikation?
Lommatzsch: Die meisten Agenturen haben viele ‚Silos‘, das heißt PR, Digital, Social Media und Werbung und alle arbeiten für sich mit ihren eigenen Budgets – so eine Konkurrenz behindert das integrative Arbeiten. Aufgrund der Größe und der Führungskultur existiert dieses Silo-Denken bei ORCA nicht. Bei uns zählt nicht das Gegeneinander, sondern das Miteinander. Integriert heißt bei uns, dass mindestens eine Person auf übergeordneter Ebene, der Hauptstratege, auf die einzelnen Disziplinen blickt und diese zusammenführt, sie aussteuert. Es ist erschreckend, wie selten das bei Agenturen beziehungsweise Unternehmen der Fall ist. Dieses Verständnis muss für eine integrierte Kommunikation vorliegen und das versuchen wir zu leben und umzusetzen.
Nina Marie Wehmeier: Natürlich klingt ‚integrierte Kommunikation‘ in der Theorie immer sehr schön, aber die Realität sieht oft anders aus. Keine Frage, Werbung, Marketing und PR müssen verzahnt werden. Dann wären Kampagnen viel effektiver. Doch oftmals fehlt bei vielen immer noch das Bewusstsein dafür, dass eine Abstimmung notwendig ist.

campus relations: Was legen Sie dem PR-Nachwuchs ans Herz?
Lommatzsch: Es ist wichtig herauszufinden, was man für ein Mensch ist: Welche Werte, Leidenschaften und Eigenschaften habe ich? Bin ich lieber Präsentant oder Dienstleister, bin ich kreativ, mag ich Action, bevorzuge ich eine schnelle Entscheidungskultur und oder flache Hierarchien? Das ist eine Mentalitätsfrage und um diese zu beantworten, sollte man sich ausprobieren. Also empfehle ich jedem Studenten, mindestens jeweils ein Praktikum in einer Agentur und in einem Unternehmen oder einer Organisation zu machen, Kontakte zu knüpfen und sich umzuhören.

campus relations: Wie sind Sie nach dem Studium in die Arbeitswelt eingestiegen?
Wehmeier: Während des gesamten Studiums habe ich mich ausprobiert und sowohl Praktika auf Agenturseite als auch im Unternehmen gemacht. In beiden Praktika konnte ich tolle Erfahrungen sammeln und habe spannende Einblicke bekommen. Zum Berufseinstieg habe ich mir dann die Frage gestellt: Was wünschst du dir für bzw. was erwartest du von den ersten Jahren? Mein Ziel war es, das theoretisch Gelernte in der Praxis anzuwenden plus neue Skills und Fähigkeiten ‚on the job‘ zu erwerben. Da war für mich schnell klar, dass ich eine breitere und solidere Ausbildung und einen vielfältigeren und weiteren Blick für Kommunikation und Beratung eher in einer Agentur erhalte.

campus relations: Welche Trends können Sie aktuell in der Kommunikationsbranche erkennen?
Lommatzsch: Ein Trend ist die relative Orientierungslosigkeit. Die Welt ist unglaublich in Bewegung, Marketing und PR verschmelzen. Mit Content-Marketing greift das Marketing in die Ur-Disziplin der PR ein. Unternehmen und Organisationen haben einen erhöhten Beratungsbedarf bezüglich Kommunikation. Denn die Zielgruppen sind unglaublich aufgesplittert, ebenso wie das Mediennutzungsverhalten. Gleichzeitig gibt es viel zu viele Informationen, einen sogenannten Content-Schock, was die Ansprache von Zielgruppen erschwert. Fakten werden immer weniger relevant und Emotionen immer wichtiger. Das heißt, strategische Kommunikation und Imagepositionierung von Unternehmen, Produkten oder CEO’s sind unabkömmlich – nach innen und nach außen. Dabei versuchen wir, bei unseren Kunden ein stärkeres Bewusstsein dafür zu schaffen, nicht ausschließlich Reichweiten als Ziel zu sehen. Vielmehr sollte im Mittelpunkt stehen, welche Ziele sie bei den Menschen wirklich erreichen wollen, das heißt den kurzen Moment der Aufmerksamkeit inmitten der Informationsflut.

campus relations: Influencer Relations wachsen in ihrer Bedeutung. Sie haben beim diesjährigen Kommunikationskongress dazu referiert. Wie bewerten Sie die Arbeit von Influencern?
Lommatzsch: PR hat schon immer mit Influencern gearbeitet und es ist sehr interessant, wie der Markt sich professionalisiert hat, seitdem das Marketing dort massiven Einfluss nimmt. Entsprechend gehen auch die Kosten nach oben. Wichtig ist, Influencer Relations - wie auch alle anderen Kommunikationsaktivitäten – mit einer vernünftigen Strategie, mit wirklich relevanten KPI’s zu hinterlegen und am besten langfristig gedacht in eine Gesamtstrategie zu integrieren und an die Unternehmensziele anzudocken. Man muss eine gute Beziehung zu Influencern aufbauen und sich wechselseitig einen Mehrwert bieten.

campus relations: Ihre Agentur hat einen Namen aus dem Tierreich. Was verbinden sie mit Orcas?
Lommatzsch: Vor allem die besonderen Eigenschaften der Orcas. Orcas sind für ihre, in Gruppen koordinierten und intelligenten Jagdstrategien bekannt. Auch wir versuchen Strategien immer wieder neu zu entwickeln und Neues auszuprobieren, um innovative Perspektiven und neue Wege der Kommunikation zu eröffnen. Je nach Strategie, ist ein anderer an der ‚Spitze‘.
Wehmeier: Außerdem spiegelt der Orca auch die gewisse internationale Ausrichtung der Agentur wider. Orcas fischen weltweit. Das tun wir auch.