Autoren-Beiträge Journalisten und PR-Menschen: Viel Feind, viel Ehr

sulzmann dennisEin Autorenbeitrag von Dennis Sulzmann (Foto), Hamburg in seinem Blog "heutigentags"
Journalisten und PR-Menschen trennen Welten, sagen viele. Beide haben im Koordinatensystem völlig unterschiedliche Bezugspunkte. Die einen sollen kritisch berichten, die anderen ihren Auftraggeber günstig darstellen. Für die einen geht es ums Informieren, für die anderen ums Verkaufen.
Grob gesagt funktioniert das System so. Jeder weiß, wo er steht. Nach außen wirkt die Beziehung oft wie der Kampf zwischen Himmel und Hölle. Mythenbehaftet. Und manchmal tauchen etwas schiefe Thesen auf – wie die von Journalist Adrian Peter. Er bezeichnet die Partnerschaft zwischen PR und Journalismus als Mär und hat damit teilweise recht. Gleichzeitig offenbart es ein grundlegendes Missverständnis, wenn PR als Mechanismus angesehen wird, mit dem Unternehmen Journalisten beeinflussen, Berichterstattung steuern und am Ende die Wahrheit zurechtbiegen wollen.

Adrian Peter berichtet davon, dass kaum ein längeres Telefon vergeht, in dem der Pressesprecher dem Journalisten nicht erklärt, dass man doch im selben Boot sitze. Meine Erfahrung als Journalist ist eine andere – und als Kommunikationsberater die, dass Journalisten bei ihrer Recherche gern Pressesprecher an ein vermeintliches gegenseitiges Interesse erinnern, bedingt nicht zuletzt durch den Zeitdruck in den Redaktionen. Insofern befinden sich beide nicht im gleichen Boot. Es herrscht aber mindestens Gleichstand, wenn es um das Anspruchsdenken geht.

Das gleiche Boot ist vielmehr eine gewisse Abhängigkeit – der eine braucht Informationen und ist auf die angewiesen, die diese Informationen bereitstellen, der andere braucht Öffentlichkeit und damit die Presse, über die er Öffentlichkeit schafft. In diesem Spannungsverhältnis droht nicht selten ein Journalist unterschwellig, teilweise auch unverhohlen, mit der publizistischen Macht seines Mediums. Auch der investigative Journalismus braucht Information, auch wenn sie später gegen das jeweilige Unternehmen verwendet werden. Alles andere wäre weder objektiv noch ausgewogen und am Ende eben kein Journalismus, sondern einseitige Skandalisierung.

Es ist schlicht Unsinn und auch noch arrogant zu behaupten, Pressesprecher seien persönlich beleidigt, wenn ihre „Umarmungsstrategie“ nicht aufgeht. Damit spricht Peter  der PR-Seite Professionalität und Souveränität ab, unterstellt den Verantwortlichen Unterwürfigkeit und falschen Ehrgeiz. In Einzelfällen mag das vielleicht stimmen. In Einzelfällen reagieren aber auch Journalisten pikiert, wenn sie keine oder nicht die richtigen Antworten bekommen.

Natürlich: Es gibt PR, die aggressiv und um jeden Preis verkaufen soll. Auch Lobbyismus hat viele Grauzonen. Auch wenn Journalisten nur schwer davon zu überzeugen sind: Auch in der PR gibt es unterschiedliche Ansichten und immer wieder eine lebhafte Auseinandersetzung dazu, was erlaubt ist und wo Grenzen überschritten werden. PR stellt Dinge positiv, oft auch positiver dar. Nachhaltige und – wie ich finde – seriöse PR bedient sich aber keiner Lügen, sondern ist vielmehr um Transparenz und Glaubwürdigkeit bemüht und versucht nach innen, ein entsprechendes Wertesystem zu installieren. PR ist vielleicht nicht der Wahrheit verpflichtet, aber der Wahrhaftigkeit.

PR und Journalismus sind keine Partner, sagt Peter. Damit hat er grundsätzlich recht, auch wenn es undifferenziert und verkürzt dargestellt ist. Beide Seiten sind keine Partner im Sinne von gemeinsamen Interessen und Werten. Sie sind aber Partner im Sinne einer professionellen und ehrlichen Zusammenarbeit mit dem Ziel, Informationen auszutauschen, Fragen zu beantworten und für die interessierte Öffentlichkeit aufzubereiten. So verschieden die Interessen sind: Das Rüstzeug ähnelt sich.

Das alles hat nichts mit „Solidarität unter Kollegen“ zu tun, und Pressesprecher erwarten auch nicht, von Journalisten geschont zu werden, wie Peter annimmt. Beide Seiten sollten aber Fairness und gegenseitigen Respekt erwarten im – wohlgemerkt – kritischen Umgang miteinander. Journalisten wie Adrian Peter sollten unverkrampfter, nicht gleichgültig! damit umgehen und sich auf das verlassen, was sie können: Informationen sammeln, gewichten und einordnen.

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