Autoren-Beiträge Mitarbeiter als Botschafter – Agentur-Recruiting in Social Media
- Details
- von Christian Finstad (Foto), Frankfurt am Main
Geeignete und talentierte Mitarbeiter zu finden, ist nicht immer leicht, denn gute Nachwuchskräfte sind rar. So müssen sich nicht nur Jobsuchende in einem guten Licht darstellen. Durch die stark wachsende Agenturlandschaft stehen sowohl kleine als auch große Agenturen ständig unter Druck, sich nach außen möglichst ansprechend zu präsentieren, um perfekte Mitarbeiter für sich zu gewinnen. Ganz selbstverständlich kommen in dieser Mission auch zunehmend soziale Netzwerke zum Einsatz. Doch was machen die Agenturen genau in Social Media, um neue Mitarbeiter zu generieren?
Meltwater ist ein international erfolgreicher Anbieter von Media Intelligence Lösungen. Mit unseren Tools, wie etwa Meltwater Buzz, können wir in Echtzeit qualitative und quantitative Daten aus dem Web und sozialen Netzwerken analysieren und bewerten. Gemeinsam mit unserer Partner-Agentur Wake up Communications sind wir der Frage nach dem Agentur-Recruiting in Social Media auf den Grund gegangen. (Bitte beachten Sie dazu auch die Grafik mit Einzelergebnissen am Ende des Beitrags.)
Auf Basis des „PR-Journal“-Rankings „PR-Agenturen im Umsatz-Ranking, die ausbilden 2014“ haben wir uns die Top 10 Agenturen und ihre Social Media-Kanäle näher angeschaut. Auf welche Themen setzen die Agenturen, welche Formate benutzen sie und wie oft werden Inhalte veröffentlicht, um neue Mitarbeiter zu gewinnen? Bei dieser Auswertung haben wir uns die letzten drei Monate (Startdatum: 2. August 2015) vorgenommen und die öffentlich zugänglichen Kommunikationsmaßnahmen untersucht. Spezielle Karriereportale wie Xing oder LinkedIn sind von der Untersuchung ausgeschlossen, weil die Kommunikation in diesen Netzwerken oft in geschlossenen Gruppen stattfindet.
Insgesamt haben die zehn bewerteten Agenturen 109 Tweets und 116 Facebook-Postings zur Mitarbeitergewinnung veröffentlicht. Facebook und Twitter sind die beiden Kanäle, die am stärksten für diesen Zweck genutzt werden (Facebook: 100 %; Twitter: 90 %). Von hier aus wird auf andere Kanäle, wie auch auf eigene Blogs, verlinkt. Sechs Agenturen wenden sich über ihren eigenen Blog an potenzielle Bewerber. Die Kanäle YouTube und Instagram werden jeweils von einer Agentur verwendet, wobei es hier nur um die Zweitverwertung von Bloginhalten geht. Die Hälfte der untersuchten Agenturen wenden sich einmal pro Woche an mögliche neue Mitarbeiter. 30 Prozent veröffentlichen zwei- bis dreimal pro Woche Inhalte für Bewerber und 20 Prozent sogar mehr als dreimal innerhalb einer Woche.
Der einfachste Weg zur Mitarbeitergenerierung liegt im Veröffentlichen von Stellenanzeigen; das funktioniert über Social Media sehr gut. Insgesamt 64 Mal wurden Ausschreibungen veröffentlicht. Dabei suchten die Agenturen nahezu gleichermaßen Nachwuchskräfte (30 Anzeigen) als auch erfahrene Mitarbeiter (34 Anzeigen). Grundsätzlich werden jedoch nicht nur Stellenanzeigen, sondern sehr verschiedene Themen genutzt. Besonders gerne setzen die Agenturen auf ihre bereits bestehenden Mitarbeiter: 69 Mal waren sie Inhalt von Beiträgen. Postings zu Firmenjubiläen, Geburtstagen, Neueinstiegen in der Agentur oder auch zum Alltag und den Eindrücken einzelner Mitarbeiter stehen dabei im Fokus. Außerdem wird vermehrt auch auf Employer Branding in Form von gemeinsamen Events, Feiern, Aktionen und Weiterbildungsmaßnahmen gesetzt (39 Mal). Mittels Fotos, Videos und sogar selbstgemachten GIFs werden diese Branding-Maßnahmen über die sozialen Netzwerke an potenzielle Bewerber verbreitet. Auch durch Auszeichnungen oder allgemeine Einblicke in den Alltag präsentieren sich die Agenturen nach außen. Einige wenige setzen sogar direkt beim Nachwuchs an. 17 Mal thematisierten die Agenturen, wie sie den Nachwuchs bereits in der Universität unterstützen und fördern.
Besonders bei den genutzten Formaten werden die Agenturen kreativ. Eigene Blogartikel zu verfassen ist weit verbreitet und wird von 60 Prozent der untersuchten Agenturen umgesetzt. Die Artikel drehen sich meist um persönliche Eindrücke von bereits bestehenden Mitarbeitern. Ähnlich verhält es sich auch mit den Artikeln in Fachmedien, die von 30 Prozent der Agenturen verfasst wurden. Neben den Eindrücken eines Azubis, der zum ersten Mal eine Digitalmesse besucht, kommen hier, zum Beispiel durch den fischerAppelt-Vorstand, auch Tipps für ein entspanntes Berufsleben zur Sprache. Videos (40 %) werden gerne eingesetzt, wenn es darum geht, die potenziellen Mitarbeiter direkt anzusprechen. achtung! nutzt Videos, um die ausgeschriebenen Stelle näher zu erläutern. 20 Prozent der Agenturen setzen Video-Interviews ein. So veranstaltet die serviceplan-Gruppe eine „Speed-Dating-Aktion“, bei der aktuelle Mitarbeiter und Führungskräfte potenzielle Bewerber kennenlernen.
Insgesamt sind die Agenturen sehr aktiv in den sozialen Netzwerken, um einen guten Eindruck bei den potenziellen Bewerbern zu hinterlassen. Dabei geht es weit über die klassischen Stellenanzeigen hinaus. Diese sind natürlich immer noch ein starker Faktor in der Bewerberansprache. Doch das Hauptaugenmerk legen die Agenturen auf die eigenen Mitarbeiter. Wer bereits glücklich in seinem Job ist, der wirbt eben am besten um neue Kollegen.
Über den Autor: Christian Finstad, geboren und aufgewachsen in Norwegen, startete seine Karriere bei Meltwater im Rahmen des International Management Trainee Programms in Göteborg. Innerhalb kurzer Zeit wurde er wurde Managing Director für den Bereich Client Relations für Norwegen. Heute ist er als Area Director seit 2009 unter anderem auch für die Region DACH zuständig. In dieser Funktion hat er die gesamte Umsatzverantwortung für den deutschsprachigen Markt inne.
- Zugriffe: 3838