Autoren-Beiträge Der Pfeffer wird 500 – sieht man ihm gar nicht an!

Arns Christian Depak Leiter MotorradJa, ja, und dann muss wieder alles ganz schnell gehen: Branche kennen lernen, wichtigste Akteure kennen, in den zentralen Diskussionen à jour sein, na toll. – Ganz ehrlich, nach dem Sprecherposten in einem Bundesministerium und mehreren Kamikaze-Einsätzen wie Trouble Shooter bei einer Tageszeitung, Aufbau einer gemeinnützigen Stiftung, Kommunikation zu Hartz IV und Gründung einer Fachzeitschrift hatte ich mich ganz gut in meiner Zwei-Drittel-Stelle als Pressearbeits-Pauker eingerichtet.
Doch dann entschwand Peter Nietzold, der inhaltliche Gründervater der Deutschen Presseakademie, in ein Sabbatjahr. Chefs und Kollegen starrten mich gleichermaßen an und signalisierten unmissverständlich: Du bist jetzt Akademieleiter!

Wie denn?
Bis dahin hatte mich keine DPRG interessiert, die GPRA kannte ich quasi gar nicht, mit den meisten Agenturen hatte ich so wenig am Hut wie mit Awards oder Ehrenräten. Wie soll ich denn alles das begreifen? Peter Nietzold riet: „Lies den Pfeffer!“

Den Pfeffer? Kann man Pfeffer lesen? – Man kann, wie mir Google mit den Suchbegriffen „Pfeffer“ und „PR“ bewies, also las ich. Viel. Neben unzähligen Szene-Neuigkeiten, von denen ich die meisten anfangs überhaupt nicht einzusortieren wusste, fand ich deutliche Worte über die eigene Branche. Vor allem die Verbände bekamen damals bald jeden Dienstag einen auf die Mütze: es ging um das leidige Thema der einheitlichen Beraterprüfung. Gerhard Pfeffer warf den großen PR-Verbänden vor, in dieser Frage komplett versagt zu haben. Eine charmante Parallele zur heutigen Entwicklung, aber das nur am Rande.

Ich war beeindruckt von so viel Insiderwissen, so viel Gesamtüberblick und so viel Meinungsstärke – und blieb am Pfeffer hängen. Hatte ich geahnt, dass der Nabel der PR-Welt im beschaulichen Siegburg liegt? Nie und nimmer. Ich las also fleißig und reiste artig zum Antrittsbesuch. Dort wurde ich mehr als belohnt: Anhand eines (ungemein leckeren!) Stücks Apfelkuchen erklärte mir Gerhard Pfeffer im Innenhof eines malerischen Ausflugslokals sowohl die PR-Szene, als auch gleich ihre Geschichte inklusive sämtlicher Verwerfungen.

Der analoge Pfeffer ist längst der Gerhard; der digitale feiert jetzt seinen 500., dazu meinen allerherzlichsten Glückwunsch! Der Pfeffer, das ist ein Gesamtkunstwerk: ein Newsletter mit feinsten Verästelungen, mit gutem Riecher und einer sehr großen Nase, eine PR-Größe auch im wörtlichsten aller Sinne. Dass der Pfeffer eigentlich „PR-Journal“ heißt, habe ich sicher immer mal wieder gelesen, aber wirklich begriffen habe ich es erst Monate, wenn nicht Jahre später. Ist aber auch eigentlich egal. Jetzt macht halt der Dillmann den Pfeffer – so einfach ist das.

Und eine einfache Wahrheit ist und bleibt: Man muss ihn lesen, um diese Branche zu verstehen. Weswegen ich aus tiefster Überzeugung mittlerweile weit über tausend PR-Studierenden den Tipp gegeben habe, der mir damals so geholfen hat: Lest den Pfeffer!

Über den Autor: Christian Arns ist Leiter der Deutschen Presseakademie in Berlin.

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