Das PR-Interview Interview 1: Krise bietet auch Chancen

Das PR-Interview wird realisiert von k1 gesellschaft für kommunikation

"Das PR-Interview" mit Dieter Schulze van Loon, Hamburg zu den Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die PR-Agenturen in Deutschland

PR-Journal: Spüren die Agenturen bereits die Konjunkturdelle, und mit welchen Auswirkungen auf das Agenturgeschäft rechnen Sie?

dieter svl jan.2009Dieter Schulze van Loon: Es wäre fahrlässig, sich nicht mit der aktuellen Situation auseinanderzusetzen. Allerdings wird auch eine vermeintliche "Konjunkturdelle" auf Kundenseite gerne genutzt, um die Kosten für externe Beratung und Implementierung massiv zu drücken. Gleichwohl gibt es natürlich Branchen wie Finanzdienstleistungen, Automobil und Logistik, die tatsächlich derzeit erhebliche Einbußen erfahren. Insofern schlägt das natürlich durch, wenn in diesen Bereichen Agenturen insbesondere mit Durchführungsaufgaben betraut sind. Der Markt wird sich weiter polarisieren, wobei der "Commodity-Service" es wesentlich schwerer haben wird als strategische Kommunikationsberatung, die gerade in Krisenzeiten weiter an Bedeutung gewinnt.

PR-Journal: Welche Rezepte gibt es gegen die Krise?

Dieter Schulze van Loon: Gerade in Krisenzeiten gilt es, sich nicht verrückt machen zu lassen, aber dennoch das eigene Geschäftsmodell kritisch zu hinterfragen und sich selbst ein Programm zur "Corporate Fitness" zu verordnen. Das betrifft die Fokussierung auf zukunftsträchtige Leistungsbereiche wie Consulting, absatzorientierte  Markenkommunikation und ein wirkliches Beratungsangebot sowie Services im Bereich Social Web. Natürlich kann das auch Einschnitte bzw. leistungsbezogene Überprüfungen im Personalbereich nach sich ziehen. Gerade eine vermeintliche Krise birgt aber auch die Möglichkeit, die Mannschaft zu optimieren und Talente längerfristig an sich zu binden.

PR-Journal: Bietet die Krise auch Chancen?

Dieter Schulze van Loon: Selbstverständlich. So beobachten wir die steigende Nachfrage nach (Neu)- Positionierungsprozessen bei mittleren und großen Unternehmen genauso wie die Beratung und Begleitung von Veränderungsprozessen und CSR. Auch der Bereich BtL (below the line) gewinnt in seiner 360-Grad-Integration eine wachsende Bedeutung im Segment der Marken-Kommunikation. Außerdem gilt es, dem Kunden eine vernünftige Kosten-Nutzen-Relation nachzuweisen und zur Betrachtung von Wertschöpfung und Kommunikation valide Modelle zum Einsatz zu bringen, wie zum Beispiel das von der GPRA für ihre Mitglieder entwickelte Communications Value System (CVS).

Dieter Schulze van Loon ist Geschäftsführender Gesellschafter der Molthan van Loon Communications Consultants (GPRA), Hamburg, und Präsident der Gesellschaft Public Relations Agenturen e.V. (GPRA), Frankfurt am Main

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