Das PR-Interview Interview Nr. 25: Vielen Unternehmen fehlt das Bewusstsein für Social Media

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 Interview mit Alain Blaes zur Frage nach der Bedeutung der Social Media und dem Umgang der deutschen Unternehmen damit.

PR-Journal: Welchen Einfluss auf die öffentliche Meinung hat Social Media heute?

blaes alainAlain Blaes: Social Media hat heute bereits einen außerordentlich großen Einfluss auf die öffentliche Meinung. Man denke an den legendären, weltweiten Auftakt von Twitter: „There's a plane in the Hudson. I'm on the ferry going to pick up the people. Crazy." Oder an die Aktivitäten der Oppositionsbewegung in Iran auf allen möglichen Plattformen. Man kann sagen: Social Media hat innerhalb kürzester Zeit Geschichte geschrieben.

PR-Journal: Wie gut sind die Unternehmen in Deutschland auf die Herausforderungen des Social Web eingestellt?

Alain Blaes: „Halbherzig und unfertig" haben wir das Ergebnis unserer Umfrage bei den Dax-30-Unternehmen im Oktober genannt (http://ow.ly/JMl0). Nur ein paar wenige betrachten Social Media als wichtigen Faktor der Unternehmenskommunikation und nutzen die Kanäle professionell. Die meisten anderen, und das wird von der Gesamtheit aller deutschen Unternehmen reflektiert, machen irgendwie mit. Von einem strategischen Ansatz kann aber keine Rede sein. Vieles ist unkoordiniert.
Vielen Unternehmen fehlt zum einen das Bewusstsein für Social Media, und zum anderen die Fähigkeit, die neuen Kanäle organisatorisch in die bestehende Struktur zu integrieren. Wer, wie viele im Unternehmen dürfen twittern? Was ist mit der Vielzahl der halb-offiziellen Accounts von Mitarbeitern? Wie werden alle Kanäle im Sinne einer integrierten Kommunikation gesteuert - wenn das überhaupt möglich ist? Das ist unseres Erachtens die größte Herausforderung.

PR-Journal: Was müssen sie tun, um die neuen Kommunikationsmöglichkeiten des Social Web erfolgreich für sich zu nutzen?

Alain Blaes: Wir sehen eine Vorgehensweise in mehreren Schritten. Zunächst sollte eine Task Force aufstellt werden, die versucht, den Nutzen von Social Media für ihr Unternehmen vorurteilsfrei auszuloten. Dazu gehört die Analyse aller Plattformen und ihres möglichen Einflusses auf die Zielgruppen.
Dann sollte entschieden werden, wo das Thema Social Media am besten verankert ist: in der Unternehmenskommunikation, in der PR oder sogar in einer eigenen Abteilung? Die Festlegung der einzelnen Kanäle und, damit einhergehend, die Definition der jeweiligen Inhalte sind der nächste Schritt. Schließlich folgt das Erarbeiten eines verbindlichen Workflows und verbindlicher Regeln, wer was wann und wie kommuniziert. Während des Betriebs sollte eine regelmäßige, auf KPIs basierende Erfolgskontrolle erfolgen, um etwaige Anpassungen vorzunehmen. 

Alain Blaes ist Geschäftsführer der PR-COM Gesellschaft für strategische Kommunikation, München, www.pr-com.de

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