Rezensionen Kommunikation als Lebenskunst

Poersken-Kom-als-Lebenskunst BuchtitelWarum funktionieren Kommunikationskonzepte nie? Was bedeutet Schweigen? Warum sind Missverständnisse normal? Wie übt man Kritik, ohne den anderen zu verletzen? Und wie wird Kommunikation zur elementaren Lebenskunst? Mit diesen Fragen beschäftigen sich der Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen und der Psychologe Friedemann Schulz von Thun, der vor allem durch sein dreibändiges Standardwerk „Miteinander reden“ bekannt ist. Pörksen hat den Berater und Trainer Schulz von Thun, der von 1975 bis 2002 Psychologieprofessor an der Uni Hamburg war, überzeugt, sich auf einen Dialog mit ihm einzulassen. Der daraus erwachsene Gesprächsband, der am 12. September in den Buchhandel kommt, geht in zehn Kapiteln durch das Werk Schulz von Thuns, dessen Sinn für die praktische Anwendung der Kommunikationspsychologie dem akademischen Betrieb lange fremd war. Die Bücher selbst sind wahre Bestseller, einige befinden sich in der 30. und 40. Auflage.

Und just als der Schulz von Thun dachte, über seine Ansätze sei so ziemlich alles gesagt, überrascht Pörksen ihn mit der Anfrage zu diesem gemeinsamen Projekt. Im Nachwort schildert Schulz von Thun, dass er zunächst skeptisch gewesen sei und abgelehnt habe, sich aber von der hartnäckigen Freundlichkeit Pörksens hat überzeugen lassen – und von Pörksens Argument, dass eine Selbstreflexion (die Schulz von Thun bereits publiziert hatte) etwas anderes sei, als von einem „interessierten Leser“ intensiv befragt zu werden.

Anwalt des Lesers
Und damit ist dann auch die Rolle Pörksens in diesem Band beschrieben. Er ist weder der intellektuelle Dialogpartner, der nur sich selber inszeniert, noch geht es ihm um das artifizielle Kunstgespräch. Sondern er bleibt der Anwalt des Lesers, ein immer neugieriger und offener Dialogpartner, der die Gespräche stets – wie ein kluger Schachspieler – mit überraschenden Zügen eröffnet. Mehr als 600 Manuskriptseiten waren so in den Gesprächen der beiden zusammengekommen, die auf ein handliches Buchformat zusammenredigiert wurden.

Spannender Einstieg in das Werk von Thuns
Pörksen beschreibt das Buch als ein Herzensprojekt. Und das merkt man. Wer Schulz von Thuns Werk kennt, wird es hier von einer anderen Seite kennenlernen und einige Weiterentwicklungen erleben. Wer es noch nicht kennt, findet einen durch die Dialogform besonders spannenden Einstieg. Und wer Pörksens frühere Gesprächsbände mit Heinz von Foerster oder Humberto Maturana kennt, wird sich über ein besonders gelungenes Exemplar dieses Genres freuen.

Gelungene Einführung in die moderne Kommunikationspsychologie
Zugleich ist der Band aber kein Ratgeberbändlein, die Autoren halten sich zurück mit Rezepten, Glücksformeln und falschen Versprechungen. Und ganz nebenbei wird daraus eine der gelungensten Einführungen in die moderne Kommunikationspsychologie, die derzeit auf dem Markt sind.

Bernhard Pörksen & Friedemann Schulz von Thun: Kommunikation als Lebenskunst. Philosophie und Praxis des Miteinander-Redens, 217 Seiten. 25 Abb., Heidelberg: Carl-Auer Verlag 2014; EUR 24,95, ISBN 978-3-8497-0049-2

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