Rezensionen Cristoph: Textsorte Pressemitteilung - Zwischen Wirtschaft und Journalismus

Cathrin Cristoph: "Textsorte Pressemitteilung - Zwischen Wirtschaft und Journalismus". Verlag: UVK, Konstanz. 1. Auflage Sept. 2009. 253 Seiten. Preis: 29,00 Euro. ISBN: 978-3-86764-202-6
Rezension: Katja Bickelhaupt, DVB Bank SE / Absolventin von PR Plus (www.prplus.de)

Einleitend hebt die PR-Beraterin Cathrin Christoph den Nutzen ihrer Dissertation hervor, indem sie auf die bisher geringe Anzahl an Veröffentlichungen verweist, die sich mit der Pressemitteilung als Bindeglied zwischen PR und Wirtschaft auseinandersetzen. Auch die sprachwissenschaftliche Analyse der Textsorte Pressemitteilung kam bislang nach Ansicht der Autorin zu kurz. Diese Lücke schließt das Werk „Textsorte Pressemitteilung – Zwischen Wirtschaft und Journalismus“ mit sieben Kapiteln zu Theorie und Praxis der Pressemitteilung.

An das einleitende Kapitel schließt eine theoretische Einordnung und Analyse der textlinguistischen Kategorien in Kapitel 2 an. Das dritte Kapitel „Public Relations im Kommunikationsbereich ‚Wirtschaft‘“ fasst die bisherige Diskussion zum Verhältnis zwischen PR und Journalismus gut zusammen und ergänzt sie um eigene Erfahrungen der Verfasserin.
Der enge Zusammenhang zwischen PR und Wirtschaft wird ebenso offen gelegt wie die Erkenntnis betont, dass „alle PR-Maßnahmen immerhin eine mittelbare absatzfördernde Wirkung haben und bewusst imagefördernde Erfolgsmeldungen transportiert werden.“ Dies in Verbindung mit der Beobachtung, dass das Schreiben von Pressemitteilungen die Hauptaufgabe der PR-Beschäftigten darstellt, rechtfertigt, den Schwerpunkt der Arbeit auf die „Textsorte Pressemitteilung“ zu legen. Daher nimmt das gleichnamige vierte Kapitel auch folgerichtig ein Drittel des Buches ein. Dieser Abschnitt ist für die Praktiker sicher der relevanteste.

Das Kapitel enthält etliche nützliche Hinweise für das Verfassen von Pressetexten. Allerdings werden keine neuen Forschungsergebnisse veröffentlicht, sondern es sind eher gut strukturierte allgemeingültige Hinweise insbesondere für Einsteiger auf diesem Gebiet. Hierzu gehören der Nachrichten- und Neuigkeitswert, die Kürze und Struktur sowie der Aufbau, der ein Kürzen des Textes von hinten nach vorne ermöglicht. Des weiteren wird auf die Bedeutung von Schlagzeilen und Zitaten verwiesen sowie die Klage von Journalisten über die Werbelastigkeit von Pressemitteilungen. Übersichtlich ist zuletzt auch die Checkliste für die journalistischen Standards, die in Pressemitteilungen eingehalten werden sollten.

Besonders spannend und detailfreudig wird es bei der Analyse der häufig verwendeten Hochwertwörter sowie Fach- und Fremdwörter in Pressemitteilungen. Anhand von Beispielen wird anschaulich verdeutlicht, was falsch gemacht werden kann und welche Begriffe für schlechte Sprache in der PR stehen.

Leider bezieht sich die Autorin ausschließlich auf bestehende Befragungen von Journalisten, wie beispielsweise PM 2006, hat zu dem Thema aber keine eigene Recherche betrieben. Kapitel 5 „Die Pressemitteilung im Kommunikationsbereich ‚Journalismus‘“ beschreibt die Weiterverarbeitung des Angebots Pressemitteilung durch die Journalisten, wobei es anfangs vereinzelt Überschneidungen zu Kapitel 3 gibt. Die Hauptkapitel 2 bis 6 schließen jeweils mit einer Zusammenfassung.
Darüber hinaus resümiert Kapitel 7 die Arbeit im Ganzen. An dieser Stelle werden auch die im ersten Kapitel formulierten Hypothesen auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft sowie eine Aussage zur Praxisrelevanz der Arbeit getroffen. Ein besonders interessanter Aspekt der Arbeit analysiert die Übernahme und Weiterverarbeitung von Text und Wertung einiger Pressemitteilungen durch die Medien. Die Autorin lässt den Leser an ihrem Insiderwissen aus ihrer Tätigkeit bei einer PR-Agentur teilhaben.

Das Layout ist angenehm lesbar, die Sprache gut verständlich und nicht abgehoben. 62 Abbildungen peppen den Text zusätzlich auf. Das Literaturverzeichnis ist ausführlich. Ein Abkürzungs- und Abbildungsverzeichnis liegen vor. Ein Glossar fehlt, ist aber aufgrund der eher geringen Anzahl an Fachbegriffen oder Fremdwörtern nicht nötig, da diese zudem überwiegend gleich im Text erklärt werden. Das Textverarbeitungsprogramm, mit dem die Dissertation verfasst wurde, ruft teilweise Heiterkeit hervor, da Zeilenumbrüche wie beispielsweise Texts-orte oder sch-reiben doch recht eigenwillig erscheinen. Möglicherweise wurden diese kleinen Schnitzer aber auch erst durch den Druck produziert.

Die Zielgruppe der Publikation sind Studierende der PR und des Journalismus sowie interessierte Praktiker. Letztere würden möglicherweise das zweite Kapitel zu den textlinguistischen Kategorien mit Referenz zur Systemtheorie überspringen. Von einzelnen kleinen Schwächen abgesehen, handelt es sich um ein interessantes, lesens- und empfehlenswertes Buch, das zum Thema Pressemitteilung eine Marktlücke schließt.

Die Rezensentin
Die Volkswirtin Katja Bickelhaupt arbeitet seit 2001 als Projektleiterin im Risikomanagement des internationalen Spezialfinanzierers DVB Bank SE. In den Jahren 2002 bis 2004 absolvierte sie berufsbegleitend das PR Plus-Fernstudium in Heidelberg, welches sie mit der Prüfung vor der DPRG abschloss. Von 2005 bis 2008 war sie ehrenamtlich als Pressesprecherin für den Bezirk Frankfurt von amnesty international tätig.

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