Regierungskommunikation in der Schweiz: Bevormundete Bundesrätin

Die Kommunikation zwischen Politik und Journalismus ist PR-gestört. Das zeigt sich am besten am Beispiel Bundesrat. Jeden Mittwoch, wenn ein Bundesratsmitglied vor den versammelten Bundeshausjournalisten im Konferenzraum des Bundesmedienzentrums die Bundesratsmeinung vertreten hat, steht es danach auch noch kurz für TV-Statements und individuelle Fragen zur Verfügung. Konkret heisst das: für die SRG. In allen drei Landessprachen, wenn’s geht in vier, und das für Radio und TV.

Und weil sich im Laufe der Jahre herausgestellt hat, dass es vor den Kameras der SRG meist recht gemütlich zugeht, schieben PR-Verantwortliche die Bundesräte diskret, aber doch mit Nachdruck, nach Ende der Medienkonferenz schnellstmöglich vor die im Vorzimmer akkurat aufgereihten SRG-Kameras.

Und das bedeutet dann: eine Frage hier, eine Frage da, Kamera-Wechsel, Journalisten-Wechsel, Mikrofon-Wechsel, deutsch, französisch, italienisch, einstudierte Statements, wieder deutsch, französisch, italienisch ─ und das ewig lang. Das wäre ja alles kein Problem, die Sprachenvielfalt ist hoch geschätzt, und die TV-Kollegen sind es auch. Das Problem ist: Schickt man sich dann als schreibender Journalist gegen Ende des gut zwanzigminütigen Rituals zwischen Bundesrat und SRG-Senderketten an, auch noch eine Frage zu platzieren, stellen sich einem PR-Verantwortliche diskret, aber doch entschieden in den Weg und hüsteln: «Was wollten Sie?»

Um die Schilderung des darauffolgenden Dialogs abzukürzen: Die Antwort lautet meistens «Nein», «leider keine Zeit», «Sie hätten ihre Frage an der Konferenz stellen können», «dazu sagen wir nichts», «rufen Sie die Kommunikationsstelle an».
Den Artikel von Christof Moser am 23. Februar im Blog "Medienspiegel.ch" hier online weiterlesen.

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