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PR-Qualifizierung für Blinde und Sehbehinderte - ein Erfahrungsbericht von Anastasia Patsiarizis

Die Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte (FSBS) leistet wertvolle Arbeit. Sie eröffnet Sehbehinderten neue berufliche Chancen. Wie sehr Betroffene von den Qualifizierungsmaßnahmen der Stiftung profitieren können, zeigt das Beispiel von Anastasia Patsiarizis. Sie absolvierte bei der Stiftung eine zweijährige Maßnahme zur PR-Juniorberaterin, die kombiniert war mit der praktischen Ausbildung am Wohnort in Hameln bei der dortigen Marketing und Tourismus GmbH. Für das PR-Journal beschreibt Anastasia Patsiarizis, was die Ausbildung für sie bedeutet, wie den Ausbildungsplatz bekam und welche spannenden Projekte sie betreut.

Ich war „mal wieder“ auf Arbeitssuche. Bei der Suche fokussierte ich mich auf Stellen im Bereich Öffentlichkeitsarbeit. In vorangegangenen Beschäftigungsverhältnissen war das ein Schwerpunkt meiner Aufgaben.

Meine Chance
Im März 2011 bekam ich eine Mail von „Bildung ohne Barrieren“ mit der folgenden Information: „Es sind noch Plätze frei in der bundesweit durchgeführten Maßnahme zum PR-Juniorberater. Wohnort- und arbeitsplatznah werden die Interessentinnen und Interessenten qualifiziert. Im Rahmen eines Volontariates sind sie in den Bereich Öffentlichkeitsarbeit eines Unternehmens oder einer Institution integriert und nehmen an Seminaren in der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte (FSBS) teil. In 12 Blockeinheiten wird gezielt auf die Prüfung in Themenbereichen wie Schreiben und Redigieren, Tätigkeitsfelder der PR, Konzeptionelle Aspekte der PR, Medienkunde und Medienarbeit vorbereitet. Die Akademie für Kommunikationsmanagement (AKOMM) nimmt die Prüfung ab und vergibt das Zertifikat.“

Mein "Schlüssel"
Genau das ist der „Schlüssel“ schoss es mir durch den Kopf. Das ist die Chance, meine Karten auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Ich habe viele Fähigkeiten, brauche eine Aufgabe, eine Arbeit, die mich fordert und in die ich meine kommunikativen, kreativen und organisatorischen Talente einbringen kann. Ich suche Herausforderungen. Ich brauche die Bestätigung und die sozialen Kontakte. Ich habe schon früher anspruchsvolle Aufgaben bewältigt und ich wollte mich beruflich weiter entwickeln. Kurzum bewarb ich mich um einen Platz in dieser Weiterbildung und wurde angenommen. Die FSBS unterstützte meine Praxisplatzsuche am Wohnort. Im zweiten Anlauf konnten wir meinen absoluten Wunschkandidaten als Volontariats-Platz gewinnen: Die Hameln Marketing und Tourismus GmbH.

Meine Aufgaben
Im Zentrum von Hameln ist sie die Ansprechpartnerin rund um die Serviceleistungen für Touristen in der Rattenfängerstadt. Sie übernimmt die Vermarktung der städtischen Veranstaltungshäuser und sorgt im Stadtmarketing für eine positive Außenwahrnehmung der Stadt. Im Haus wird eine Tourist Information geführt. Gemeinsam haben wir meine Tätigkeitsfelder erarbeitet. Die Aufgaben sind auf die Anforderungen des Arbeitgebers ausgerichtet und mit meinen persönlichen Fähigkeiten und Qualifikationen abgestimmt. Es ist ein dynamischer Prozess, weil sich die Anforderungen schrittweise erweitern und ich in der Praxis feststelle, welche Aufgaben ich effizient übernehmen und umsetzen kann.

Meine Hilfsmittel
Ich erledige meine Aufgaben mit blindentechnischen Hilfsmitteln. Dazu gehören ein Kamera-Lesesystem, eine Vergrößerungssoftware, ein Scanner und eine elektronische Sprachausgabe für PC-Anwendungen. Mit Hilfe dieser technischen Arbeitsplatzausstattung verfasse ich Pressemitteilungen, versende diese per E-Mail und veranlasse die Archivierung auf den hauseigenen Homepages.

Meine Recherchen
Der Aufbau und die Pflege von Kontakten zu den Medien gehört zu meinen Aufgaben ebenso wie das Entwerfen von Informationsstrategien in Zusammenarbeit mit den Abteilungsleitern und der Geschäftsführung. Sehr gerne verfasse ich Presseberichte zu verschiedenen Themen. Professionelles Recherchieren ist dabei gefragt. Oft bin ich dafür außer Haus unterwegs, schaue bei Musical- oder Theatermachern hinter die Kulissen, schreibe einen Text über das Hamelner Druckereimuseum oder lasse mich auf dem Weihnachtsmarkt zum Schreiben inspirieren.

Meine Moderation
Die Themen für Pressebeiträge werden teilweise vorgegeben, aber ich habe auch Raum für eigene Ideen – natürlich immer in Verbindung mit den Zielen des Unternehmens. Gerade werden Werke Hundertwassers in Hameln ausgestellt. In Kooperation mit der Citi Post konnten wir eine Briefmarke dazu herausgeben, das ist einmalig in Deutschland. Ich schreibe dazu die Hintergrundgeschichte. Darüber hinaus verfasste ich kleine Drehbücher für das Videotagebuch „Das Musical - Die Päpstin“, das in Hameln gastierte, organisierte die Drehs und trat schließlich selbst vor die Kamera und moderierte alle 18 Episoden.

Mein Projekt
Ein anregendes soziales Projekt bearbeite ich eigenverantwortlich mit einem Autor von Blindenbüchern. Wir erstellen ein fühlbares Leporello, das den Zier- und Spruchbalken des historischen Rattenfängerhauses taktil erfahrbar macht. Von der Idee bis zur Umsetzung sind viele Schritte zu berücksichtigen, viele Aspekte konzeptioneller Public Relations fließen ein, ein spannendes praktisches Anwendungsfeld für mich. Ich informiere mich schon immer gerne.

Meine Quellen
Neben dem Radio ist mir das Internet eine unerlässliche Quelle geworden auch wenn hier manche Webseiten noch unzugänglich sind. So vereitelt mir ein bekannter „Sozial Media Kanal“ nahezu das Handling - dabei kann wirklich heutzutage „einfach für Alle“ barrierefrei programmiert werden.

Mein Thema
Verteilt auf die die gesamte Zeit der Weiterbildung finden theoretische Seminare in der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte statt. Der thematische Schwerpunkt bei den Seminaren ist der Bereich Öffentlichkeitsarbeit (Public Relations), aber auch EDV und kommunikativ-soziale Kompetenzen werden vermittelt. Den Austausch vor Ort finde ich besonders wichtig und sehr bereichernd. Wir sind acht sehr unterschiedliche Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die aus dem gesamten Bundesgebiet kommen und die unterschiedlichsten Qualifikationen mitbringen. Von einer biologisch technischen Assistentin, einer Germanistin über einen Sozialpädagogen bis zur Kauffrau sind berufliche Erfahrungen vertreten. Und so breitgefächert sind auch die Stellen, an denen wir unsere Volontariate absolvieren: neben der Marketing und Tourismus GmbH sind die Christoffel Blindenmission, der Benediktushof Maria Veen, der Landschaftsverband Rheinland, der Schibri-Verlag, Mediakontakt Laumer und Vierke Corporate Fashion Concepts GmbH vertreten. Das Tätigkeitsfeld in der Öffentlichkeitsarbeit erschließt sich mir mehr und mehr und ich habe Spaß daran, immer tiefer in das Thema einzutauchen. Durch diese Qualifizierung – davon bin ich überzeugt – steigt meine Chance langfristig am Arbeitsleben teilhaben zu können deutlich.

Die Zugangsvoraussetzungen

Ursula Hollerbach, Ausbildungsleiterin der PR-Qualifizierungsmaßnahme für Blinde und Sehbehinderte bei der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte (FSBS), beschreibt die Zugangsvoraussetzungen für Interessenten: „Sie verfügen über die allgemeine Hochschulreife und/oder eine abgeschlossene Berufsausbildung. Zudem besitzen Sie ausgezeichnete deutsche Sprachkenntnisse und sind sicher im Umgang mit dem PC, dem Internet sowie den blindentechnischen Hilfsmitteln. Wenn Sie an einer Weiterbildung Interesse haben, bei der Sie Ihre kommunikativen und organisatorischen Fähigkeiten entfalten können und sie diese kreativ mit Sachkompetenz verbinden wollen; wenn Sie selbstbewusst sind und gute Umgangsformen haben, dann sind Sie bei uns richtig.“ Weitere Informationen dazu auf der Website der Stiftung und bei Facebook.

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