Autoren-Beiträge Abenteuer Neuseeland, No. 4: „Make your voice heard“ – Kommunikation für das Jugendparlament

Sasse Linda NeuseelandNach gut einem Jahr in Neuseeland bin ich nicht nur privat, sondern auch beruflich angekommen, da ich wieder einer Arbeit nachgehe, die meinem Background in der Kommunikationsbranche entspricht. Und noch besser: Auch einer meiner Studienschwerpunkte, politische Bildung, ist für meine Position als Event-Koordinatorin für das neuseeländische Jugendparlament 2016 relevant.
Was 1994 als eine zweitägige Veranstaltung im Parlament begann, umfasst mittlerweile eine sechsmonatige Legislaturperiode. Von Januar bis Juli 2016 werden 121 Jugendparlamentarier – ausgewählt von den neuseeländischen Parlamentsabgeordneten – ihr Amt innehaben, und dürfen am 19. und 20. Juli das Parlament in Wellington übernehmen. Eine großartige Chance in zweierlei Hinsicht: Zum einen lernen die Jugendparlamentarier politische Mechanismen wie den Gesetzgebungsprozess hautnah kennen; zum anderen, und darauf liegt das Augenmerk, bringen sie die Stimme der Jugend ins Zentrum der Demokratie. „Make your voice heard“, darum geht es.

Begleitet werden die Jugendparlamentarier von 17 Jugend-Pressegaleristen, die die Rolle der politischen Hauptstadtkorrespondenten übernehmen. Übrigens: Hier in Neuseeland deckt die „echte“ Press Gallery fast die gesamte politische Berichterstattung des Landes ab.

Der Event-Koordinator 2016: Organisation – und viel Kommunikation
Dass der Event-Koordinator für das Jugendparlament 2016 neben dem organisatorischen auch den kommunikativen Hut auf hat, war einer der Hauptgründe für meine Bewerbung. Tatsächlich hat der kommunikative Aspekt den Großteil meiner Zeit in den vergangenen drei Monaten beansprucht.

Interne Kommunikation: zunächst einmal Beziehungsmanagement
2016 wird der Erfolg des Jugendparlaments an drei Faktoren gemessen: aktive Teilnehmer, positive Teilnehmerstimmen und positive mediale Berichterstattung. Für unser Projektteam, also die Projektleitung und mich, hängen die ersten zwei Faktoren unmittelbar zusammen und bedingen weitestgehend den dritten. Daher wurde in den vergangenen Monaten das Beziehungsmanagement mit den Teilnehmern fokussiert. Denn, so der Ansatz, Teilnehmer, die sich stärker mit ihrer Rolle identifizieren und sich dem Projekt verbunden fühlen, sind aktiver, erleben ihre Amtszeit positiver und generieren mehr Stories. Voraussichtlich werden wir 2016 auf lediglich zwei Jugendliche verzichten müssen. Für uns ist das ein großer Erfolg, zeigt es doch, wie ernst die Teilnehmer die selbst eingegangene Verpflichtung nehmen.

Unsere Herausforderung besteht nun darin, diesen Aktivitätslevel über die kommenden sechs Monate aufrecht zu erhalten. Um das zu erreichen bieten wir in einer moderierten, geschlossenen Facebook-Gruppe regelmäßige Sprechstunden und Updates an. Per E-Mail und SMS werden Zusatzinfos versandt, und kurz vor der zweitägigen Veranstaltung im Parlament im Juli gibt es eine weitere Trainingseinheit. Mit diesen Mitteln soll für Spannungsaufbau und anhaltendes Engagement gesorgt werden.

Zudem setzen wir einen Jugendparlament-Newsletter für unsere Stakeholder auf – das sind die Teilnehmer, Neuseelands Parlamentarier sowie am Jugendparlament beteiligten Organisationen und Gremien. Alle Geschichten unserer Jugendparlamentarier, geschrieben von der Jugend-Pressegallerie, werden hierin veröffentlicht. Parallel dazu rufen wir eine News-Sektion auf der Jugendparlamentswebsite ins Leben und etablieren damit ein Instrument der externen Kommunikation. Wer hier erscheinen möchte, muss aktiv sein, Geschichten liefern.

Externe Kommunikation: drei Pfeiler für ein Ziel
Mit engagierten Teilnehmern wird es uns an Stories sicherlich nicht fehlen. Die Frage ist jedoch, wie wir diese Geschichten mit einem Zwei-Personen-Team in Worte fassen und an die richtigen Stellen distribuieren. Zählen können wir dabei auf die Presseabteilungen der neuseeländischen Parlamentsabgeordneten, da die meisten Abgeordneten in den Aktivitäten ihrer Schützlinge gefundene PR für sich selbst sehen.

Wichtiges Sprachrohr für unsere Jugendparlamentarier sind zudem die 17 Mitglieder der Jugend-Pressegallerie. Sie werden in den kommenden sechs Monaten mediale Aufmerksamkeit für die Politiker in spe generieren – vor allem auf lokaler und regionaler Ebene, dort also, wo unsere Jugendparlamentarier aktiv sind. Doch selbstverständlich ist die Jugend-Pressegallerie mit ihrer Aufgabe nicht auf sich alleine gestellt: Zum einen werden sie in intensiven Trainingskursen auf ihre Aufgabe vorbereitet und zum anderen stehe ich den 17 Mitgliedern mit meiner PR-Erfahrung zur Seite.

Die Steuerung von Stories mit nationaler Bedeutung geschieht dagegen zentral von uns aus in Zusammenarbeit mit der Kommunikationsabteilung unseres Ministeriums (dem Ministerium für Soziales) sowie dem Pressebüro der Ministerin für Jugend als Schirmherrin der Veranstaltung.

Social Media: vor dem Go-Life steht das Erwartungsmanagement
2016 kommt das Jugendparlament an Social Media natürlich nicht vorbei – wollen wir auch gar nicht. Doch wer erfolgreich sein möchte, muss gut und realistisch planen. So standen zunächst Erwartungsmanagement und Strategiefindung auf meiner Agenda.

Für unsere Zwecke sowie gemessen an der personellen Besetzung des Projekts und der kurzen Kampagnenzeit von sechs Monaten hat sich Facebook als einzig sinnvoller Kanal heraus kristallisiert. Die bereits erwähnte geschlossene Gruppe soll unseren Teilnehmern einen Ort des sicheren Austauschs untereinander und mit uns bieten. Zudem kommunizieren wir öffentlich auf der Facebook-Seite des Ministeriums für Jugend. Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Kanal ist bereits etabliert und wird nach dem Jugendparlament weiter gepflegt. Zusätzlich stellen wir unseren Teilnehmern gebrandete Facebook Profil- und Cover-Bilder zur Verfügung. Eine Maßnahme, die uns nicht viel Zeit und Aufwand kostet, aber für weitere Promotion sorgt und gleichzeitig die Identifikation der Teilnehmer mit dem Projekt stärkt.

Jetzt heißt es, die letzten Vorbereitungen zu beenden und auf den Startschuss der Legislaturperiode am 25. Januar zu warten. Ich bin gespannt, wie sich das Projekt weiter entwickeln wird und werde berichten!

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