Das PR-Interview PR-Interview Nr. 75. Cornelia Kunze: Manche Konzerne tun sich schwer, den Kontrollverlust hinzunehmen

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kunze cornelia 2012Interview mit Cornelia Kunze (47), CEO Edelman Deutschland, zu ihrem Wechsel als Vice Chairman zu Edelman Asia Pacific und zu künftigen Herausforderungen an die PR

PR-Journal: Frau Kunze, Sie waren 14 Jahre bei Edelman Deutschland. Wie bewerten Sie die Entwicklung der Agentur in dieser Zeit?
Cornelia Kunze: Als ich 1998 bei Edelman Hamburg gestartet bin, waren wir 15 Berater in der Consumer Practice. Heute sind es 50. 2003 hat man mir dann die Deutschland- Geschäftsführung angeboten. Wir hatten damals drei Büros mit insgesamt 45 Mitarbeitern und einem Umsatz von 4,5 Mio Euro. Heute sind wir fünf Büros mit 165 Mitarbeitern und einem Umsatz von 13,5 Mio Euro. Ich denke, wir gehören zu den besten Agenturen in Consumer Marketing, Healthcare und Technology, sind sehr früh auf den Social Media-Zug aufgestiegen und haben seit letztem Jahr durch die Akquisition von gosub eine eigene Online-Kreativ-Agentur in Berlin. Wir haben ein wachsendes Public Affairs-Angebot in Berlin und eine wachsende Corporate Unit mit sehr starker Krisen-Expertise und ausgezeichneter internationaler Vernetzung, die wir für deutsche multinationale Unternehmen ins Spiel bringen. Und vor allen Dingen ist das Management der Agentur sehr gut aufgestellt – so dass ich mich sehr beruhigt einem anderen Job bei Edelman zuwenden kann. Kurzum, ich bin sehr zufrieden mit dem Erreichten.

PR-Journal: Zum 1. Oktober wechseln Sie als Vice Chairman zu Edelmam Asia Pacific. Wie sehen Ihre Aufgaben in der neuen Position aus?

Cornelia Kunze: Ganz genau wird die Aufgabe erst in der kommenden Zeit beschrieben. Aber drei Säulen kann ich Ihnen schon nennen. Ich werde das Beratungsgeschäft mit den deutschen Kunden in der Region weiter ausbauen. Da gibt es schon einige Kunden, aber ich denke, dass ich die Kultur und die Qualitätsanforderungen deutscher Unternehmen sehr gut verstehe, so dass ich durch die Verknüpfung mit unseren bereits sehr etablierten Beratungsangeboten in 11 Märkten und 23 Büros hoffentlich das ein oder andere Mandat hinzugewinnen kann. Eine andere Aufgabe wird es sein, die Consumer Marketing- und Planning Practice in der Region weiter auszubauen – in Zusammenarbeit mit den Länder- und Practice-Verantwortlichen. Außerdem ist auch anvisiert, dass ich unseren Indien-Geschäftsführer Robert Holdheim unterstütze. Unser Geschäft dort ist im letzten Jahr massiv angewachsen. Mittlerweile 250 Mitarbeiter beraten dort in sieben Büros internationale und lokale Kunden. Der letzte Neugewinn war das PR-Geschäft von Tata.

PR-Journal: Wie unterscheidet sich die PR-Arbeit in Asien von der in Europa?

Cornelia Kunze: Das ist ein Punkt, über den ich Ihnen hoffentlich in einem Jahr viel besser Auskunft geben kann. Ich bin aber heute schon beeindruckt, wenn ich Strategien und Programme aus der Region sehe, die sich in nicht viel von anderen Märkten unterscheiden. Außerdem ist Asien nicht gleich Asien – genauso wenig wie es verbindende Spezifika der europäischen PR-Arbeit gibt. China, Indien, Vietnam, Korea, Japan – das sind alles völlig unterschiedliche Märkte. Ich war letztes Jahr bereits sechs Wochen in unserem Büro in Indien und habe zum Beispiel gelernt, dass PR-Leistungen dort oft noch als „Commodity“ gesehen werden und dementsprechend der Wettbewerb stärker als hier über den Preis läuft. Unser Angebot muss natürlich über die Qualität gehen und die Differenzierung unserer Agenturleistung.

PR-Journal: Welche Herausforderungen stellen sich der PR in Zukunft, insbesondere in Hinblick auf die wachsende Bedeutung von Social Media?

Cornelia Kunze: Echtzeitkommunikation, völlige Transparenz, Bürgerbeteiligung, Kontrollverlust der klassischen Autoritäten, Abkehr vom klassischen Kaskadierungsmodell – die Kommunikation hat sich schon völlig verändert. In Sachen Glaubwürdigkeit sind soziale Medien in diesem Jahr in unserem Trust Barometer am stärksten angestiegen. Aber dennoch spielen die traditionellen Medien in den meisten Ländern eine wichtige, wenn nicht noch wichtigere Rolle. Wir setzen auf „Transmedia Storytelling“ – eine Geschichte, attraktiver Content, searchengine-optimiert, und dann eine exakte Kommunikationsplanung über alle vier Kanäle: Traditionelle Medien, soziale Medien, Hybrid-Medien und die eigenen Unternehmenskanäle. Die echte Herausforderung ist die Anpassungsgeschwindigkeit. Manche Konzerne tun sich noch schwer, den Kontrollverlust hinzunehmen und wenden sich deshalb nur zögerlich neuen Modellen der Kommunikation zu.

PR-Journal: Verraten Sie uns, wer Ihr Nachfolger als CEO bei Edelman Deutschland werden wird?

Cornelia Kunze: Netter Versuch. Aber nein – das kommunizieren wir zeitnah, aber nicht jetzt.

Cornelia Kunze ist seit 2003 CEO von Edelman Deutschland (www.edelman.de)

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