Das PR-Interview Edelman.ergo ein Jahr nach der Fusion: Integration und Transformation sind die Leitthemen

Marell Susanne CEO Edelman.ergo klEin gutes Jahr ist es her, da wurde bekannt, dass Edelman die ergo Unternehmenskommunikation übernimmt. Rückwirkend zum 1. Juli 2015 wurde die Fusion beschlossen, die Edelman.ergo mit einem Honorarumsatz von 30,14 Millionen Euro und 350 Mitarbeitern auf Platz 4 in Pfeffers PR-Agenturranking beförderte. Wie sieht es ein Jahr danach aus? Wie verläuft der interne Prozess des Zusammenwachsens, wie reagiert der Markt? Was ist aus Sicht der Geschäftsführung noch zu tun? Das „PR-Journal“ sprach mit Edelman.ergo-Chefin Susanne Marell (Foto). Sie nimmt Stellung zu den Fragen und erklärt, dass die Themen Integration und Transformation im vergangenen Jahr eine zentrale Rolle eingenommen haben. „Unsere Basis ist solide, wir sind gut aufgestellt“, erklärt sie, „und im Rahmen unserer Positionierung als Communications Marketing Agentur werden wir die Themen Kreation und Digital weiter verstärken.“

PR-Journal: Frau Marell, Sie machen rund 22 Prozent Ihres Geschäfts im Healthcare-Markt, 20 Prozent im Bereich Corporate Affairs und Corporate Communications, 20 Prozent mit Digital und den Rest teilen sich Financial Services, Brand Marketing und Technology & Media? Spielt das Thema Digitalisierung hier eine große Rolle?
Susanne Marell: Zum einen macht, wie Sie sagen, digitales Geschäft bei uns inzwischen 20 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Zehn Prozent, indem wir digitale Dienstleistungen und Services direkt verkaufen. Und zehn Prozent, die als Zusatz- und Ergänzungsleistungen in unsere anderen Geschäftsfelder miteinfließen.
Warum es für uns wichtig ist, uns immer weiter digital zu verstärken: Für die Kommunikationsbranche wandelt sich der Markt jeden Tag und es sprießen ständig neue Agenturformen aus dem Boden. Der Markt und die Kommunikationslandschaft ändern sich kontinuierlich und dass Unternehmen ihre Geschäftsmodelle entsprechend entwickeln müssen, ist nicht neu und beschäftigt uns schon länger. Man muss heute, sei es als Agentur, als Verlag oder als Unternehmen, agil und schnell sein, den Wettbewerb beobachten und niemals stillstehen, weil man sonst überholt wird.

PR-Journal: Die digitale Transformation hätten Sie aber doch auch ohne ergo oder mit ganz anderen Agenturen angehen können. Warum fiel die Wahl auf die ergo?
Marell: Die digitale Transformation bewegt uns, wie gesagt, schon seit vielen Jahren. Mit ergo ging es um etwas Anderes: Wir ergänzen uns sehr gut. Während ergo seine langjährigen Erfahrungen aus der Unternehmens- und Finanzkommunikation mit Schwerpunkten in der Finanzindustrie, im technologieorientierten Mittelstand sowie in der Energie- und Medienwirtschaft einbringt, hat Edelman einen starken Fokus auf Marken- und Produktkommunikation sowie Reputation Management in den Branchen Pharma und Gesundheit, in der Konsumgüter- und Lebensmittelwirtschaft sowie in der IT-Industrie. Das haben wir nun zusammengelegt, und von dieser neuen Basis aus haben wir seit der Fusion Edelman.ergo gemeinsam weiterentwickelt.

Edelman.ergo LogoPR-Journal: Was heißt das genau? Was hat sich im Zusammenspiel mit den ergo-Chefs Hans Ulrich Helzer und Tobias Mündemann geändert?
Marell: Für uns ist es ein gemeinsames Ziel, dass wir die Positionierung als Communications Marketing Agentur vorantreiben müssen. Zudem konnten wir unsere Glaubwürdigkeit, die wir im Consumer-Markt genießen auf andere Bereiche ausdehnen. Heute wachsen in den Unternehmen die Unternehmens- und Produktmarken zusammen. So stellen wir jetzt auch unsere Teams auf und merken, dass das genau der richtige Weg ist.

PR-Journal: Haben Sie denn in dieser Konstellation schon neue Kunden gewonnen? Und wenn ja, welche?
Marell: Es geht nicht nur darum, neue Kunden zu gewinnen. Sehr wichtig ist für uns, bei den bestehenden Kunden zu zeigen, dass wir in unserer neuen Aufstellung einen zusätzlichen Mehrwert bieten können. Und außerdem waren wir auch erfolgreich in unseren Akquisitionsbemühungen. Im Pitch um den Etat für globale Social Media- und PR-Strategie sowie Kampagnen-Entwicklung von Siemens Hausgeräte haben wir uns mit dem Angebot durchgesetzt, ein internationales und interdisziplinäres Team aufzustellen. Auch bei der Kampagne zum Thema Energiewende, die wir für das Bundeswirtschaftsministerium betreuen, konnten wir mit unseren Ideen überzeugen. Hier haben wir stark vom energiewirtschaftlichen Know-how von ergo profitiert.

PR-Journal: Also wird in der Agentur schon noch sehr genau geschaut, aus welchem Teil der Agentur die Expertise kommt, die zum Erfolg führt?
Marell: Nein! Das war nur die Antwort auf Ihre Frage. Wir sind heute weiter. Angefangen von verschiedenen Teambuilding-Maßnahmen, über ein zweitägiges Event mit allen Mitarbeitern auf der Zugspitze bis hin zum Zusammenzug der Teams in München und Berlin ist die Integration strukturell und technisch fast abgeschlossen. Zudem schweißen gemeinsame Erfolge zusammen.

PR-Journal: Das sagen Sie. Sehen die Mitarbeiter das genauso?
Marell: Fragen Sie sie! Ich bin überzeugt davon, dass Sie Antworten kriegen, die das bestätigen. Der eine oder andere Mitarbeiter mag auch wegen der Integration gegangen sein, aber wir haben insgesamt deutlich mehr hinzugewonnen, und die hoch engagiert. Aber wir sind auch realistisch und wissen natürlich, dass noch nicht alles wie angegossen passt. So sind wir beispielweise noch immer mit der Anpassung unserer unterschiedlichen Finanzsysteme beschäftigt.

PR-Journal: Inwieweit haben sich denn ihre Rolle als CEO und die Ihrer neuen Partner in der Agentur verändert?
Marell: Die früheren ergo-Geschäftsführer Hans Ulrich Helzer und Tobias Mündemann sind mehr denn je für unsere Kunden da. Corporate Affairs, Krise, Financial Service, all das wird von beiden abgedeckt. Astrid von Rudloff hat die wichtige Aufgabe des Key Account Managements übernommen und bringt unseren Corporate-Bereich nach vorne. Ich selbst bin zu zwei Dritteln meiner Zeit mit Entwicklungsaufgaben der Agentur und zu einem Drittel mit der Kundenbetreuung beschäftigt. Die Arbeitsteilung in unserer Führungsmannschaft ergibt sich quasi von alleine.

PR-Journal: Haben Sie in dieser Konstellation vor, noch weitere Agenturen zu übernehmen?
Marell: Nein. Wir wollen aber unsere Transformation vorantreiben. Das geschieht auch, indem wir Talente zu uns holen. Dafür müssen wir weiter daran arbeiten, dass unsere Attraktivität im Markt steigt.

PR-Journal: Weltweit ist Edelman die größte PR-Agentur. Wie steht Edelman.ergo Deutschland innerhalb der internationalen Edelman-Welt dar.
Marell: Ausgesprochen gut. In den nationalen Märkten der USA und Großbritannien haben die dortigen Edelman-Agenturen einen noch größeren Umsatzanteil als wir in Deutschland. In Europa stehen wir jedoch hinter London auf Platz zwei vor Paris. Mit den 30,14 Millionen Euro belegen wir im deutschen PR-Agenturranking den 4. Platz. Das ist großartig. Unsere Londoner Kollegen haben einen Honorarumsatz, der allerdings dreimal so groß ist. Das spornt uns natürlich immer wieder aufs Neue an.

PR-Journal: Eine letzte Frage. Mit Ihnen an der Spitze ist Edelman in die GPRA eingetreten. Persönlich haben Sie mehrfach zum Ausdruck gebracht, dass Sie die Interessenvertretung im Agenturverband für wichtig und gut halten. Haben Sie Ambitionen, selbst im Vorstand der GPRA aktiv zu werden? Im kommenden Jahr stehen Neuwahlen an.
Marell: Um es klar zu sagen: Wir unterstützen die GPRA-Arbeit weiterhin, und so gut, wie wir können. Und die derzeit noch in Planung befindliche Employer-Branding-Kampagne für die Arbeit in Agenturen ist sehr wichtig für unsere Branche. Da stehen wir voll und ganz dahinter. Aber ein Amt werde ich definitiv nicht übernehmen, da ich mich die nächsten zwei Jahre erst einmal auf die Weiterentwicklung der Agentur konzentrieren möchte.

PR-Journal: Vielen Dank für das Gespräch!

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