Das PR-Interview Interview 4: Kein Vertrauen in Unternehmen

"Das PR-Interview" wird realisiert von k1 gesellschaft für kommunikation

Das PR-Interview mit Cornelia Kunze zum Ergebnis des zehnten Edelman Trust Barometers, nach dem Unternehmen 2008 weltweit einen massiven Vertrauensverlust erlitten.

PR-Journal: Die Krise ging von der Finanzbranche aus. Wieso trifft der Vertrauensverlust die gesamte Wirtschaft?

kunze_cornelia_0973Cornelia Kunze: Der Wirtschaft wird insgesamt nicht zugetraut die großen gesellschaftliche Probleme unserer Zeit zu lösen – dazu gehört die Finanzkrise aber auch der Klimawandel, die steigenden Energiekosten und der Zugang zu Gesundheitsleistungen. Als entscheidende Faktoren für Vertrauen gegenüber Unternehmen werden z.B. die Behandlung von Mitarbeitern, das Vertrauen in die Qualitäten des Senior-Managements und das Schaffen lokaler Arbeitsplätze genannt. Die Befragten haben Zweifel daran, dass diese Punkte gut funktionieren. Dazu kommt die Vorgehensweise und die Kanäle in der Kommunikation: Salamitaktik in der Krisenkommunikation, bei denen Medien, Regierung und Nicht-Regierungsorganisationen diejenigen sind, die Unternehmen in die Defensive treiben, führen zu Vertrauensverlust.

PR-Journal: Zwei Drittel der Befragten sehen die jeweiligen nationalen Regierungen in der Pflicht, die Krise zu überwinden. Ist das Image der Politik besser als das der Wirtschaft?

Cornelia Kunze: Im Moment scheinbar ja. Der Ruf nach mehr Regulierung und Kontrolle sollte jedoch als Hilferuf gewertet werden. Wenn dieser Ruf allerdings als Mandat der Politik aufgefasst wird, die Marktwirtschaft einzuschränken, ist das aus unserer Sicht eine falsche Interpretation der Ergebnisse und der aktuellen Stimmungslage. Die Befragten äußern sich eindeutig dazu, dass Politik und Wirtschaft gemeinsam Probleme lösen sollen – niemand ist im Alleingang dazu qualifiziert.

PR-Journal: Was müssen Unternehmen tun, um das verlorene Vertrauen zurück zu gewinnen?

Cornelia Kunze: Indem sie das tun, was in Krisenzeiten zwar gewünscht, aber nicht unbedingt erwartet wird: Umfassend, transparent und authentisch kommunizieren, Mitarbeiter und Dritte in die Lösung involvieren, Kontrolle abgeben, Dialog-Kanäle nutzen, die sich höherer Glaubwürdigkeit erfreuen. In Deutschland haben gerade die traditionellen Nachrichten- und Wirtschaftsmedien eine hohe Glaubwürdigkeit darüber hinaus die digitalen Kanäle. Unternehmen in Deutschland haben weltweit einen hohen Vertrauensvorschuss – diesen kann man durchaus mit Selbstbewusstsein nutzen.

Cornelia Kunze ist Geschäftsführerin der Edelman GmbH, mit Niederlassungen in Frankfurt, Hamburg, München, Berlin.

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