Kommentare Kerlikowskys Kommentar über... Renten-Poker ohne Realitäts-Nähe

kerlikowsky1Guten Tag! Die Bundesregierung beschloß am Mittwoch eine gesetzliche Garantie, nach der Renten nicht gekürzt werden. Diese Gefahr hat bestanden, weil die geplante Rentenerhöhung zum 1. Juli dem Wahlkampf zu verdanken ist, aber nicht den Prinzipien der Rentenformel. Diese ist unter anderem von der Entwicklung der Löhne abhängig. Fallen diese, so gehen die Beitragseinnahmen der Rentenkasse zurück und dadurch wird im folgenden Jahr zur Jahresmitte die Rente gekürzt. Das ist übrigens die feine Unterscheidung zu Pensionen der Beamten. Deren Einkünfte steigen jeweils, wenn nach einer Tarifrunde im öffentlichen Dienst die Löhne und Gehälter gestiegen sind und danach die Pensionen.

Eine Wohltat ist ohnehin die diesjährige Rentenerhöhung nicht. Die dümmlichen Feststellungen in Fernseh-Nachrichten und Talkshows „den Rentnern ging es noch nie so gut wie heute“ sind schlicht falsch. Das ist nicht nur an der sogenannten Eckrente abzulesen, die meist veröffentlicht wird und auf einem 45 Jahre langen Arbeitsleben mit Einzahlungen auf Grund des Durchschnittlohns beruht. Diese Standardrente, wie sie neuerdings heißt, wird ab 1. Juli von bisher 1 195,20 auf 1 224 Euro steigen. In den neuen Bundesländern wird sie von monatlich 1 050,30 auf 1 085,85 Euro brutto erhöht werden. Aber wer hat schon 45 Jahre den Durchschnittssatz eingezahlt? Viele sind vorher in die Frührente geschickt worden.

Die Rentenversicherung Bund sandte auf Anfrage nur die Beträge ihrer gesamten Rentenzahlungen bis 2007; neuere Daten hätte sie nicht. Und die übersandten Daten erhielten auch nicht die angefragte Höhe der tatsächlich gezahlten Durchschnittsrenten. Diese würden für 2007 und 2008 noch nicht vorliegen. Deshalb hier notgedrungen die Durchschnittsrenten von 2006: Westdeutsche erhielten 603 Euro monatlich, Ostdeutsche 792 Euro; Frauenrenten lagen im Westen bei 396 und im Osten bei 661 Euro. Beamte erhielten durchschnittlich 2 680 Euro.

Versprochen waren einst den Beitragszahlern in Westdeutschland viel höhere Renten; doch Politiker stahlen im Laufe der Jahre Beträge aus der Kasse, um andere soziale Aufgaben zu finanzieren. Es wurden außerdem Ausbildungszeiten bis zu sieben Jahre bei der Rentenberechnung gestrichen und zusätzliche Belastungen wie volle Krankenkassenbeiträge erhoben. Der größte Rentenklau geschah nach der Wiedervereinigung; denn die Rentner wurden zur Kasse für die neuen Mitglieder aus Ostdeutschland gebeten, die nie in die westdeutsche Rentenkasse eingezahlt hatten. Die Ostrenten wurden auf Kosten der Westrenten großzügig berechnet. So wurden Rentenanwartschaften der Westrentner seit 1990 um mehr als 40 Prozent gekürzt. Ein Arbeitnehmer, der heute bei Erreichen des Ruhestands 1000 Euro erhält, würde ohne die Bestimmungen des Einigungsvertrages 1 450 Euro beziehen. Beamte und Freiberufler wurden nicht zur Finanzierung der Ostrenten zur Kasse gebeten. Daß weniger dumm geschwätzt wird, hofft Ihr

Horst Kerlikowsky
Berlin, 07. Mai 2009

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