Rezensionen Die Googleisierung des Journalismus

Kunst der Recherche BuchtitelTitel: Die Kunst der Recherche; Autor: Hektor Haarkötter; Verlag: UVK 2015, 294 Seiten; 29,99 Euro; ISBN-13: 978-3867644600
Empirischen Studien zufolge gehen Journalisten heutzutage alles andere als methodisch vor, wenn sie recherchieren, sagt Hektar Haarkötter. Aber das trifft sicherlich genauso auf andere „Recherche-Berufe“ zu. Mit der Methodik ist es so eine Sache. Ein Theorie-Praxis-Ding. Man kennt sich. Aber man würde nicht unbedingt zusammen in die Kneipe gehen.
Warum? Nun, die Theorie zu befolgen heißt im „wahren Leben“ meist Mehraufwand. Und besonders beim Recherchieren sind die Kommunikationsberufe im Zeitalter des Information Overload einem unglaublichen Druck ausgesetzt. Aber wie schafft man es denn, valide – wenn nicht gar exklusive – Informationen zu bekommen? Dieser Frage geht Haarkötter in seinem aktuellen Buch „Die Kunst der Recherche“ nach.

„Recherche ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl zielgerichteter Tätigkeiten in sehr unterschiedlichen Berufen sowie im Alltag, deren Durchführung in der Suche, Auswertung, Filterung und Organisation von Wissensressourcen und Daten besteht. Die professionelle journalistische Recherche ist darüber hinaus ein methodisches Vorgehen, das zum Ziel hat, so viele und nur so viele Daten und Fakten zusammenzutragen, um eine schlüssige, relevante und informative Geschichte erzählen zu können.“

Das als Nachschlagewerk konzipierte Buch von 294 Seiten ist in übersichtliche Kapitel geteilt, die sowohl in die Geschichte der Recherche blicken lassen als auch die viel besprochene Frage nach der richtigen Quelle diskutieren, das Thema Big Data einordnen und nicht zuletzt auf den rechtlichen Rahmen eingehen. Interessant dabei: In der Fokussierung auf ein einziges Suchwerkzeug – nämlich Google! – sieht Haarkötter in Anlehnung an Wyss und Keel die Objektivität des Journalismus insgesamt in Frage gestellt.

„In einer geweiteten Perspektive ist nicht nur der Journalismus längst googleisiert, sondern die Gesellschaft insgesamt. … Wollen Journalisten mit ihren Internetrecherchen ihren eigenen Lesern und Nutzern etwas voraushaben, müssen sie zu Internetrecherche-Profis werden. Andernfalls wird der Gatekeeper-Status in Zukunft kaum mehr haltbar sein.“

Zweifelsohne ein Buch, das zum Nachdenken anregt, jedoch in seiner Praktikabilität und Schreibweise für Berufseinsteiger und Praktiker, für Journalisten und „Storyteller“, für Kommunikationsprofis und Otto Normalverbraucher geeignet ist.

Über die Autorin: Annett Helbig ist PR-Beraterin bei der MasterMedia Public Relations GmbH in Hamburg, einer Agentur für Öffentlichkeitsarbeit, die sich auf komplexe Themen spezialisiert hat. Zuvor baute sie die Kommunikationsabteilung des Lebensmittelgeschäftes Mutterland auf und unterstützte kleinere und mittelständische Unternehmen unter anderem durch strategische Kommunikationsberatung.

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