Das PR-Interview PR-Interview Nr. 59 - Ulrich Schuhmann: Kritische Stakeholder-Kommunikation und souveräner Umgang mit dem Wutbürger sind gefragt

schuhmann ulrich_4cInterview mit Ulrich Schuhmann, Geschäftsführender Gesellschafter Schuhmann Personalberatung GmbH, Köln

PR-Journal: Das Stellenangebot in der PR-Branche hat dank Wirtschaftsaufschwung deutlich zugenommen. Suchen einige Branchen stärker nach PR-Fachkräften als noch vor einem Jahr?

Ulrich Schuhmann: Der Aufschwung macht sich in allen Branchen gleichmäßig bemerkbar. Wenngleich in der Pharmabranche – anders als in den Jahren zuvor – Zurückhaltung geübt wird. Ich führe das auf die unsichere gesundheitspolitische Lage und die dort anstehenden grundsätzlichen Veränderungen zurück. Allerdings suchen Unternehmen aus dem Bereich Medizintechnik verstärkt nach qualifiziertem Personal.

PR-Journal: Welche Qualifikationen sind besonders gefragt?

Uklrich Schuhmann: Über Kompetenzen im Bereich Social Media wird seit langem gesprochen, zum festen Bestandteil in den Anforderungsprofilen ist das Thema erst jetzt avanciert. Diesen zeitversetzten Effekt haben wir auch schon registriert, als die Fachdiskussion um CSR schon lange geführt, aber erst deutlich später als eine Kernkompetenz in den Stellenausschreibungen formuliert wurde.

PR-Journal: Setzen Agenturen andere Schwerpunkte in ihren Stellenangeboten als Unternehmen?

Ulrich Schuhmann: Was allgemein geforderte Qualifikationen betrifft, gibt es keine auffälligen Unterschiede. Nach wie vor sind Erfahrungen im Bereich Corporate- und Produktkommunikation ebenso fester Bestandteil der Wunschliste wie Internationalität. Letzteres bezieht sich jedoch nicht nur auf reine Sprachkenntnisse. Es wird vielmehr Erfahrung und Verständnis in Fragen der interkulturellen Zusammenarbeit vorausgesetzt. Bewerber müssen kritische Stakeholderkommunikation bewältigen können. Der Umgang mit dem „Wutbürger“ sollte souverän bewältigt werden können.

PR-Journal: Von Agenturseite hören wir in letzter Zeit, der Markt qualifizierter Fachkräfte wäre sehr dünn geworden. Was ist Ihre Erfahrung? Ermangelt es Bewerbern an Kernkompetenzen oder suchen Agenturen nach dem Generalisten, der eierlegenden Wollmilchsau?

Ulrich Schuhmann: Aus Erfahrung kann ich berichten, dass das Thema Personalsuche in den meisten Agenturen Chefsache ist. Da werden häufig und auf die Schnelle unscharfe Stellenprofile formuliert und dann wundern sich die Stellenanbieter über wenig passende Bewerbungen. Selten haben Agenturen einen Verantwortlichen für Personalführung, der die Weiterentwicklung und Rekrutierung steuert. Dies war mit ein Grund, warum wir ein zweites Unternehmen für Human Relations Beratung ins Leben gerufen haben und das schon in einigen Projekten erfolgreich beraten konnte. Fragen des Employee Branding, der Personalentwicklung und Rekrutierung, aber auch sehr praktischen Dinge wie „Fahrpläne“ für Mitarbeiterjahresgespräche oder die Formulierung zielführender Aufgabenbeschreibungen sind hier Beratungsalltag geworden.

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