Social Media Hinnerk Ehlers (Frosta): "Bei uns kann jeder Mitarbeiter bloggen“

Hinnerk EhlersEin Vorreiter war das Nahrungsmittelunternehmen Frosta 2005, als es sein Blog startete. „Mittlerweile haben wir über 6.500 Leser im Monat", sagt Hinnerk Ehlers (44), Vorstand Marketing und Vertrieb. Er erzählt Anja Beckmann (Agentur get noticed! und PRJ-Redaktionsmitglied) im Interview, wie Frosta die Mitarbeiter bei den Social Media Aktivitäten einbezieht, wie das Blog auch ohne Chefredakteur und Redaktionsplan erfolgreich ist und warum Unternehmen keine Angst vor Social Media haben brauchen.

 1. Neben dem Blog führen Sie bei Frosta Kanäle wie Facebook, Twitter und eine eigene Plattform für Produktbewertungen. Welche Ziele verfolgen Sie mit den Social Media Aktivitäten?
Als wir 2005 mit unserem Blog angefangen haben, waren wir eines der ersten Unternehmen in Deutschland. Wir haben dieses neue Medium genutzt, weil es zur Marke Frosta passt. Transparenz ist für uns ein zentraler Wert, das zeigt sich z. B. auch bei der Deklaration der Zutaten für unsere Produkte. Wir können über das Blog gut einen Einblick ins Unternehmen geben. Inzwischen wird aber auch unsere Facebook-Seite sehr gut genutzt.

2. Wie haben die Mitarbeiter das Blog angenommen?
Am Anfang mussten sich unsere Mitarbeiter erst einmal daran gewöhnen: etwas schreiben, auf „Enter" drücken und dann steht es für immer im Netz. Inzwischen ist es zum Alltag geworden. Das liegt sicher auch daran, dass viele unserer Mitarbeiter soziale Medien wie Facebook privat verwenden – vor allem die Jüngeren bis Ende 20.

3. Welche Themen nutzen Sie für das Blog und wie binden Sie die Mitarbeiter ein?
Anders als viele andere Unternehmen haben wir für das Blog weder einen Chefredakteur noch Redaktionssitzungen oder einen Redaktionsplan. Jeder kann mitmachen und selbst bloggen – zu einem beliebigen Thema. Ich setze da als Marketingvorstand keine inhaltlichen Vorgaben. Wir sind eine kleine Firma und reden oft in der Küche. Wenn es ein interessantes Thema wie die Bilanzpressekonferenz, ein neues Produkt, einen neuen Werbespot oder die Lebensmittelampel gibt, schreiben wir dazu einen Artikel. Aber es kann auch schon mal sein, dass ein bis zwei Wochen nichts passiert. Das Blog entwickelt sich somit organisch und spiegelt die Interessen der Mitarbeiter wieder. Vielleicht ein Grund, warum sehr viel mehr Leser auf unser Blog als auf unsere Webseite gehen.

4. Welche Rolle spielen die einzelnen Social Media Kanäle?
Im Blog sind wir einen Tick seriöser, weil wir darüber auch Journalisten und NGOs erreichen. Bei Facebook geht es darum, den Fans kleine Aufmerksamkeiten zu bieten. So kam etwa im Sommer das Bild einer Mitarbeiterin sehr gut an, die in einer Tiefkühltruhe Abkühlung von der Hitze suchte. Über Twitter berichte ich von meinem Vorstandsalltag, z. B. von meinen Reisen.

5. Was sagen Sie zu Kritik, Trollen und Shitstorms?
Uns ist wichtig, dass wir die Marke sauber halten, das zeigen auch Maßnahmen wie die Lebensmittelampel oder unser Reinheitsgebot. Wir stellen uns Kritikern und suchen das Gespräch. Die meisten Menschen nutzen unsere Social Media Kanäle, weil sie die Marke gut finden. Vereinzelte Trolle bekommen Gegenwind von Fürsprechern, da brauchen wir meist gar nicht einzugreifen. Mein Rat deshalb an andere Firmen, die aus Angst vor einem Shitstorm Social Media nicht nutzen: Keine Angst haben, sondern einfach machen und ausprobieren.

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