Autoren-Beiträge Wir sind Lotsen – oder als Studierende zumindest auf dem Weg dorthin

Ein Autorenbeitrag von Oliver Haidukiewicz, PR-Studenten Hannover e.V. (PRSH)  
Wer sich bisher fragte, welchen Bildungsdampfer er mit seinem Public Relations-Studium eigentlich bestiegen hat und welches Ziel er mit ihm ansteuert, fand Antworten darauf beim PRSH PRaktikumstag am 11. Juni. An Bord unter anderen Uwe Kohrs, Präsident des Verbandes der führenden PR-Agenturen Deutschlands (GPRA): Er erläuterte, was die Schwierigkeit des Begriffs „PR-Berater“ ausmacht, wann jemand für die Bezeichnung als solcher qualifiziert ist und wie dessen Aufgabenfeld aussieht. „PR Berater ist nicht gleich PR-Berater“, lautet eine erste Erkenntnis. Wer sich den ungeschützten Begriff auf die Fahnen schreibt, muss lange nicht die ihm zu Grunde liegenden Qualifikationen mitbringen. Erfolg habe, wer bei der Agenturarbeit belastbar und leidensfähig sei, die Bereitschaft mitbringe, auch über die eigenen Grenzen hinauszuarbeiten, Persönlichkeit, Überzeugungskraft und Talent aufweise. „Jeder Tag bringt neue Dinge mit sich. Man muss sich darauf einlassen können (...) und ein Typ mit Ecken und Kanten sein, der sich bei Kritik nicht gleich eloquent anpasst“, so Kohrs.

Den Anforderungen an die sozialen Kompetenzen eines PR-Beraters folgen diejenigen an die Fachkenntnis: Gut ist, wer Kommunikation versteht, Zusammenhänge erkennt, die Schritte eines durchdachten Konzepts mit den Wünschen des Kunden verbindet und ihm maßgeschneiderte Empfehlungen für die Kommunikationspraxis liefern kann. „Der PR-Berater ist wie ein Lotse. Er steht neben dem Kapitän und gibt ihm Anweisungen. Er kennt die Untiefen und Gegebenheiten seines Gewässers und nur diese Kenntnis führt dazu, dass er ernst genommen wird“, resümiert Kohrs und impliziert, dass nur anweisen könne, wer Erfahrung habe. Laut Kohrs sei gerade das bei jungen Kommunikationsspezialisten ein Problem: Hochschul-Absolventen seien häufig ungeduldig und wollten Strategien direkt nach Berufseinstieg von Beginn an mitgestalten – ein Irrglaube, der schnell zu Frustration führe.
Die Herausbildung von Fachkompetenz brauche Zeit. Die Grundvoraussetzungen für den Erfolg dieser Entwicklung aber habe der PR-Berater im Kommunikationsstudium schon mitbekommen. Eine Ansicht, die sich auch in der anschließenden Podiumsdiskussion mit Thomas Klose, Pressechef Rossman, Tolga Özbek-Hanke, Kommunikation VGH-Versicherungen, Thomas Lüdeke, PR Career-Center, Jannik Rust (PRSH-Alumni) und Raik Packeiser (insignis PR) herauskristallisierte: Lotse wird, wer Praxisreife und vor allem Ahnung hat, von dem was er tut und dabei feste Strukturen durch eigene Flexibilität aufzubrechen vermag.
Wer also ein solide erlerntes Kommunikationshandwerk von der Hochschule im Gepäck hat und bereit ist, sich in ganz unterschiedliche Themenbereichen reinzudenken, ersetzt in einer sich zunehmend professionalisierenden PR-Branche in Zukunft den Philosophie-Absolventen, der Kommunikation nebenbei im Volontariat erlernt.
Jannik Rust, PR-Bachelorabsolvent an der Hochschule Hannover 2012 und heute bei der PR-Agentur Molthan Advisors, bestätigt und beruhigt diejenigen, die befürchten, mit Mitte 20 noch kein ausgeformter Charakterkopf zu sein: Die im PR-Studium erlernten Inhalte träfen die Anforderungen der Praxis und bereiteten gut auf das Berufsleben vor. Denn: Fachwissen wird wichtiger – und wer Expertise mitbringt, seine Skills einzusetzen vermag und klug navigiert, ist zumindest schon mal halb am Ziel.

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