Das PR-Interview PR-Interview Nr. 105. Maja Schäfer: Mehr echtes Leben, weniger glattpolierter Imagefilm

„Das PR-Interview im PRJ“ wird realisiert von k1 gesellschaft für kommunikation, Köln

Schaefer Maja IIIInterview mit Maja Schäfer (Foto), seit 2011 verantwortlich für den Bereich Jugendkommunikation bei der Diakonie Deutschland, Stuttgart. Dort leitet sie die Online-Kampagne „Soziale Berufe kann nicht jeder“. Zum Projektteam gehört außerdem Multimediaredakteurin Claudine da Rocha. Mit der Nachwuchskampagne reagiert die Diakonie Deutschland auf den Bewerberrückgang in den Sozial- und Pflegeberufen.

PR-Journal: Wie gelingt es Ihnen in Ihrer Nachwuchs-Kampagne die jungen Menschen auch wirklich zu erreichen?

Maja Schäfer: Ich bin der Meinung, dass es für zeitgemäßes Personalmarketing nicht ausreicht, eine Website freizuschalten und zu warten. Man muss auf die jungen Menschen dort aktiv zugehen, wo sie unterwegs sind: im Internet und in den sozialen Medien. Deswegen wollen wir dort so präsent sein, dass unsere Zielgruppe einfach über uns stolpern muss. Neben dem Portal www.soziale-berufe.com nutzen wir deshalb auch Facebook, Twitter, Vimeo, YouTube und eigens entwickelte Apps. All unsere Online-Beiträge werden mit Querverweisen auf die anderen Angebote versehen. So ist ein dichtes Netz an Kommunikationsangeboten entstanden, das für die Ausbildung in sozialen Berufen ein möglichst großes Maß an Aufmerksamkeit schaffen soll.   

PR-Journal: Mit welchen Inhalten bespielen Sie diese Kanäle?

Maja Schäfer: Die Inhalte reichen von Azubi-Portraits über nützliche Tipps und Hinweise zu Ausbildungsmöglichkeiten und Freiwilligendiensten bis hin zu Hinweisen auf interessante News und Veröffentlichungen zum Thema in der Presse. Wir beschränken uns dabei konsequent auf Themen, in denen sich die jungen Menschen, die wir ansprechen, auch wiederfinden. Da machen wir keine Kompromisse. Unser wichtigster Maßstab ist bei der Themenauswahl und –aufbereitung immer die Authentizität.

PR-Journal: Was bedeutet Authentizität in diesem Zusammenhang für Sie?

Maja Schäfer: Ganz einfach: Wir wollen die echten Menschen zeigen. Wenn wir zum Beispiel ein Berufsbild vorstellen, machen wir das anhand von jungen Leuten, die tatsächlich in diesem Beruf arbeiten oder sich ausbilden lassen – ob in Ausbildungsreportagen, ausführlichen Videos oder kurzen O-Ton-Clips, die wir auf YouTube und Vimeo hochladen. Diese Videos sind nicht so „geleckt“ wie viele andere Recruiting-Filme. Solche Imagefilme zeigen vielfach nicht die Realität, sondern sind so perfekt, dass man den Leuten, die dort gezeigt werden, gar nicht glaubt, dass sie wirklich in dem jeweiligen Beruf arbeiten. Leider nehmen sie die potenziellen Azubis oft nicht ernst und schaffen kaum Identifikationspotenzial.

PR-Journal: Was machen Sie anders?

Maja Schäfer: In unseren Filmen sieht man ganz unterschiedliche, „echte“ junge Menschen. Manche sind eben gepierct oder tätowiert oder verstrubbelt oder haben Flecken auf dem T-Shirt, weil sie gerade junge Kinder betreuen. Sie reden auch, wie Ihnen der Schnabel gewachsen ist. Auf diese Echtheit in unserer Kampagne bin ich sehr stolz. Recruiting-Kampagnen brauchen meiner Meinung nach viel mehr Mut zur Authentizität. Mehr „Blut und Schweiß“, mehr echtes Leben und weniger glattpolierter Imagefilm!

PR-Journal: Trägt die Kampagne schon Früchte?

Maja Schäfer: Ja, an den Klickzahlen und Seitenstatistiken sehen wir, dass unsere Kampagne von der Zielgruppe wahrgenommen wird. Seit wir zum Beispiel bei Facebook aktiv sind, erreichen die Diakonie viel mehr Anfragen von jungen Menschen zur Ausbildung oder zu Berufsbildern. Das Bewerbungstool ist seit Mitte Oktober online und wird gut angenommen. Wie viele zusätzliche Bewerber die Kampagne den diakonischen Einrichtungen konkret bringt, lässt sich schwer ermitteln. Employer Branding wirkt ja naturgemäß langfristig und auch indirekter als Werbung.

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