Das PR-Interview PR-Interview Nr. 134 – Miriam Rupp über PR für Startups: „Die Crowd zum Teil der Idee machen“

Das „PR-Interview“ wird realisiert von K1 Gesellschaft für Kommunikation.

Rupp MiriamGerade für Startups ist eine Startfinanzierung durch Crowdfunding eine immer attraktivere Alternative zu jahrelang bindenden Bankdarlehen. Immer mehr Agenturen auch in Deutschland spezialisieren sich darauf, die Projekte von Anfang an mit begleitender PR-Arbeit zum Gelingen zu führen. Wir sprachen mit Miriam Rupp (Foto) von Mashup Communications, die PR-Kampagnen für Startups entwickelt, die sich via Crowdfunding gründen wollen.

PR-Journal: Was ist aus Ihrer Sicht das Rezept für eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne?
Miriam Rupp: Ein Standard-Rezept gibt es sicher nicht. Ein Produkt oder eine Idee kann jedoch unterschiedlich gut für Crowdfunding geeignet sein. Für eine erste Orientierung ist es wichtig, genau zu recherchieren, ob es schon andere Projekte im gleichen Bereich gibt und wie diese laufen. Entscheidend ist es auch, rechtzeitig anzufangen. Mal eben eine Crowdfunding-Kampagne aufzusetzen, funktioniert nicht. Gute Inhalte aufzubereiten, braucht Zeit.

PR-Journal: Welche Leistungen bieten Sie Startups im Rahmen einer Crowdfunding-Kampagne an?
Rupp: Das reicht von der Konzeption und Begleitung bis zur Nachbereitung der gesamten Kampagne. Das Kernstück einer Crowdfunding-Kampagne ist das Storytelling und das perfekte Medium dafür das Video, das auf der Plattform die Idee vorstellt. Wir helfen den Startups ihre Vision zu präzisieren: Welche Botschaften sollen bei der Zielgruppe hängenbleiben? Womit können wir Begeisterung schaffen? Hierbei zählen nicht nur Logik und Fakten. Wichtiger ist es, die Vision hinter dem Projekt aufzeigen und die Crowd zum Teil der Idee zu machen.

PR-Journal: Wie definieren Sie, wer die Crowd ist?
Rupp: Ganz klar: Die Fangemeinde muss schon vorhanden sein, bevor der Crowdfunding-Zeitraum startet. Wir nennen das „Community Management“. Wir nehmen frühzeitig Kontakt zu Bloggern, Instagramern, YouTubern, Journalisten und anderen Influencern auf, bieten Produkttests an oder platzieren Advertorials – je nachdem, wen wir mit der Kampagne erreichen wollen. Die größte Herausforderung ist es, in kürzester Zeit eine hohe Reichweite zu erzielen. Deswegen ist für Projekte, die noch nicht bekannt sind, Personality-PR wichtig: Erst wenn die Crowd weiß, welche Menschen und welche Expertise hinter dem Projekt stecken, kann sie Vertrauen aufbauen.

PR-Journal: Wie schaffen Sie es, gerade Projekte oder Unternehmen, die wenig oder kein Startkapital haben, davon zu überzeugen, in PR zu investieren?
Rupp: Ich muss dazu sagen, dass die meisten unserer Kunden schon finanziert sind und sich bereits gegründet haben. Oft reicht ihr Investitionskapital jedoch nicht aus, um ihre Vision umzusetzen. Wir machen unseren Kunden klar, dass die direkte und rege Kommunikation mit der Öffentlichkeit auf der Crowdfunding-Plattform und die Begeisterung, die hier geteilt wird, von unschätzbarem Wert für sie sind.

PR-Journal: Können Sie uns ein Best Practice für ein Crowdfunding-Projekt nennen, das aufgrund von PR-Begleitung gelungen ist?
Rupp: Ein schönes Beispiel ist das Berliner Startup Panono. Es hat eine Panoramawurfkamera entwickelt und auf Indiegogo eine sehr erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne gestartet. Noch bevor sich das Unternehmen aus einem Kreis von Studenten der TU Berlin gegründet hatte, drehte es ein erstes YouTube-Video über das Produkt, das innerhalb kurzer Zeit rund drei Millionen Mal angeklickt wurde. Die anschließende Crowdfunding-Kampagne wurde zur bisher erfolgreichsten in Deutschland: In weniger als zwei Monaten schaffte es Panono, 1,25 Millionen US-Dollar über die Crowd zu sammeln. Wir haben die Kampagne medial begleitet, Beiträge und Interviews mit den Machern arrangiert, Produkttests und Anfragen koordiniert. Die Medienresonanz war extrem gut.

PR-Journal: Kann die deutsche PR-Szene in puncto Beratung von Crowdfunding-Projekten und Startups noch etwas von anderen Ländern lernen?
Rupp: Auf jeden Fall, denn hier liegt noch so viel Potenzial. Deutschland kann mit dem Startup-Markt in den USA, der sowieso auf digitale Unternehmen spezialisiert ist, noch nicht mithalten. Aber auch hier hat in den letzten Jahren eine starke Professionalisierung stattgefunden. Neben den Großstädten siedeln sich Startups auch in kleineren Städten an: In Karlsruhe gibt es zum Beispiel eine wachsende Startup-Szene, die durch die dortige Universität vor allem auf den Bereich Programmierung spezialisiert ist. Am lautesten und lebhaftesten ist der Startup-Spirit jedoch nach wie vor in Berlin. Von PR und Journalisten-Seite begegnet man dem Thema Crowdfunding und Startups in Deutschland noch viel kritischer als beispielsweise in den USA. Dort wird ohne Skepsis und oft mit viel Begeisterung berichtet.

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