Das PR-Interview PR-Interview Nr. 135 - Oberst Frank Warda: Für den guten Namen Deutschlands

oberst frank wardaÜber die Kommunikationsarbeit für die Auslandseinsätze deutscher Soldatinnen und Soldaten sprachen wir mit Oberst i.G. Frank Warda (Foto), Leiter des Presse- und Informationszentrums des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr.

PR-Journal: Welche Themen werden im Zusammenhang mit einem Auslandseinsatz am häufigsten diskutiert bzw. angefragt?

Frank Warda: Das sind vor allem Informationen zu aktuellen Entwicklungen in den Einsatzländern. Derzeit haben wir insgesamt 16 Einsatzgebiete auf dem Balkan, in Afrika und Asien sowie auf dem Mittelmeer und dem Indischen Ozean. Rund 3000 deutsche Soldatinnen und Soldaten leisten dort Dienst. Viele Anfragen erreichen uns zu den in der Soldatensprache sogenannten „sicherheitsrelevanten Ereignissen“. Oft sind das brutale Gewaltakte. Wir mussten dabei lernen, auch mit so schwierigen Themen wie Tod und Verwundung umzugehen. Es gibt aber auch menschlich bewegende und Mut machende Nachrichten wie etwa im vergangenen Sommer die Geburt eines kleines Mädchens an Bord der Fregatte „Schleswig-Holstein“. Die Mutter war als Flüchtling kurz zuvor von der deutschen Marine aus Seenot gerettet worden. Darüber hinaus interessieren sich Medienvertreter in erheblichen Umfang für die „Geschichten hinter der Geschichte“, also für das tägliche Leben in den Einsätzen und seine Wirkung auf Soldatinnen und Soldaten.   

PR-Journal: Welche sind die Argumente, die bei jungen Menschen am stärksten für einen Auslandsaufenthalt überzeugen?

Frank Warda: Das wichtigste Argument ist immer der Sinn des Einsatzes. Dafür stehen drei große Worte und Werte: Frieden, Freiheit und Menschenrechte. Wo immer die Bundeswehr im Ausland zum Einsatz kommt, steht sie zusammen mit Partnern aus EU, NATO oder Vereinten Nationen für diese Werte. Deutsche Soldatinnen und Soldaten werden dafür in aller Welt geachtet. Etwas für die Menschenrechte und den guten Namen Deutschlands zu tun, ist ein starker Impuls für viele junge Frauen und Männer.       

PR-Journal: Welche Informationsmittel stehen bereit, um Soldaten oder angehende Soldaten über Auslandseinsätze zu informieren?

Frank Warda: In der einsatzvorbereitenden Ausbildung werden die Soldatinnen und Soldaten umfassend über historische, kulturelle, rechtliche und politische Besonderheiten des Einsatzes informiert. Die Bundeswehr beschäftigt zu diesem Zweck interkulturelle Einsatzberater, die das jeweilige Einsatzland aus eigenem Erleben kennen, Kontingentführer direkt beraten und auch ihre Expertise persönlich an die Soldatinnen und Soldaten weitergeben. Hier in Potsdam werden dazu viele Informationen aufbereitet, da wir die entsprechende Kompetenz für die Führung der Einsätze haben und über die aktuellsten Informationen verfügen. Im Internet – und hier besonders über soziale Medien – informiert die Bundeswehr darüber hinaus die breite Öffentlichkeit über den Auftrag der Soldaten und das Leben im Einsatz. Das Angebot reicht in unserer von Bildern dominierten Welt vom youtube-Video über flickr-Fotos bis hin zu längeren Reportagen und detaillierten Hintergrund-Texten über rechtliche und politische Grundlagen der Einsätze. Wir produzieren dazu die Website www.einsatz.bundeswehr.de .         

PR-Journal: Wie groß ist das Team, mit dem die PR für Ihre Abteilung geleistet wird? Wie groß ist der Etat, der zur Verfügung steht? Gibt es externe Dienstleister?

Frank Warda: Das Presse-und Informationszentrum (PIZ) beim Einsatzführungskommando der Bundeswehr macht keine PR. Unser Auftrag ist auf die klassische Informationsarbeit begrenzt. Das PIZ beschäftigt insgesamt 26 Soldatinnen und Soldaten und zivile Mitarbeiter, aber keine externen Dienstleister.

PR-Journal: Wie offen werden negative Nachrichten zu Auslandseinsätzen kommuniziert, beispielsweise Verletzungen oder sogar getöteten Soldaten? Welche Regeln gilt es dabei zu beachten?

Frank Warda: Die Frage müssen wir in jedem Einzelfall neu bewerten. Wir arbeiten nach dem Prinzip „offen – ehrlich – aktuell“ und immer auf der Grundlage von geprüften und gesicherten Erkenntnissen. Dabei gilt es aber, in angemessener Weise Rücksicht zu nehmen auf die persönliche Sicherheit der betroffenen Soldaten, auf ihre Angehörigen und natürlich auf den Erfolg der militärischen Mission. Wenn Menschen zu Schaden oder gar ums Leben kommen, gilt unsere erste Sorge grundsätzlich den Angehörigen. Erst danach informieren wir die Öffentlichkeit.      

PR-Journal: Welche Kommunikationsangebote gibt es für die Soldaten vor Ort?

Frank Warda: Das hängt sehr von den Bedingungen im jeweiligen Einsatzland ab. Bei Beobachtermissionen im Rahmen der Vereinten Nationen sind Bundeswehrsoldaten zum Beispiel im Süd-Sudan manchmal als einzige Deutsche vor Ort. Sie müssen dann mit dem lokalen Angebot leben, das sehr unterschiedliche Qualität hat. Zuweilen sind Satelliten-Telefon und geringe Internet-Bandbreite die einzigen Verbindungen in die Heimat. Auch die Post-Versorgung dauert dort deutlich länger, als wir es uns eigentlich wünschen. In größeren Einsatzkontingenten dagegen, wie etwa in Afghanistan oder im Kosovo, gibt es einen schnellen und regelmäßigen Feldpostdienst sowie Telefon und Internetzugang. Außerdem produziert die Bundeswehr mit „Radio Andernach“ ein eigenes journalistisches Informations- und Unterhaltungsprogramm für die Soldatinnen und Soldaten im Einsatz.          

PR-Journal: Wie sieht die Kommunikation nach innen aus – gegenüber Angehörigen, Familienmitgliedern usw.?

Frank Warda: Zu diesem Zweck hat die Bundeswehr eine eigene Familienbetreuungsorganisation aufgebaut, die wir im Einsatzführungskommando leiten. Sie ist allerdings nicht Teil der Informationsarbeit, untersteht also nicht dem PIZ. Die Familienbetreuung hält zu Angehörigen und Familien, die das wünschen, kontinuierlich Kontakt via eMail und Telefon. Außerdem bietet sie Informationsveranstaltungen vor dem Einsatz und während der Einsatzzeit an.  

PR-Journal: Wie sehr müssen Sie auf militärische Anforderungen (Geheimhaltung oder ausweichende Stellungnahme aus taktischen Gründen) Rücksicht nehmen?

Frank Warda: In der Bundeswehr gibt es dafür das englische Kürzel „OpSec“. Es bedeutet: Die Sicherheit der Operation hat immer Vorrang. Wenn wir Leben schützen wollen, müssen wir darauf achten, ob die Veröffentlichung einer Information lebensbedrohlich sein könnte. Das erwarten die Soldatinnen und Soldaten von uns. Gleichzeitig sind wir der Wahrheit verpflichtet und gehen dabei keine Kompromisse ein. Irreführende Informationen sind deshalb ein absolutes „no go“.

PR-Journal: 2012 gab es einen viel beachteten Film mit Namen „Der Auslandseinsatz“. Wie bewerten Sie diesen Film?

Frank Warda: Die Bundeswehr handelt im Auftrag von Parlament und Regierung. Das Grundgesetz verbietet jede Zensur. Wir halten uns strikt daran und geben deshalb keine Bewertungen zu journalistischer oder künstlerischer Arbeit ab.  

Seitennavigation