Kerlikowskys Kommentar über...Banken Stress-Test: eine Show für die Bevölkerung vor dem Crash?

kerlikowsky1Guten Tag! Politisch war es geschickt, für Banken einen "Stress-Test“ zu veranstalten. Es sollte klären, welche Belastungen die Institute bei einer Wirtschafts- oder Finanzkrise aushalten. In Deutschland bestand nur die in Staatsbesitz befindliche Hypo Real Estate den Test nicht, was sich bereits vorher jeder Laie denken konnte. Haben die Norddeutsche Landesbank und die Deutsche Postbank nur knapp bestanden, so ging das bei den entsprechenden Veröffentlichungen unter.

Haben in der Eurozone von 91 Banken nur die deutsche Hypo Real Estate, die griechische ATEbank und sechs kleinere spanische Sparkassen den Test nicht bestanden, so ist das gute Ergebnis kein Beweis für die Stabilität der Institute in Krisen; denn das Hauptrisiko besteht im Besitz risikoreicher Staatsanleihen, die beim Test nur begrenzt ins Kalkül gezogen wurden.

Der Test ist "ein völliger Witz, eine griechische Komödie“ zitiert die Londoner Financial Times einen Banker (24.1015.T1), der nicht nur auf die risikoreiche Staatsanleihen von Griechenland verweist. Banken in Österreich, Belgien, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden halten allein Kreditforderungen gegenüber den fünf hoch verschuldeten Euro-Ländern im Gesamtwert von 1,4 Billionen Euro. In vielen Ländern übersteigen die Forderungen das Kapital der Banken.

Bei der Weltbank wie bei der Europäischen Zentralbank (EZB) wird deshalb diskret durchgespielt, was im Falle eines Staatsbankrotts passierten könnte. Als Risikoländer gelten in der EurozoneGriechenland, Italien, Irland, Spanien und Portugal. Der frühere Gouverneur der Bank of England und jetzige Chefökonom der Citibank, Willem Buiker, fordert deshalb eine Aufstockung des EU-Rettungspakets von 750 auf 2.000 Milliarden Euro; denn die ausstehenden Verbindlichkeiten der Euro-Länder lägen bei 7.000 Milliarden Euro. Wenn man eine durchschnittliche Laufzeit von sieben Jahren annimmt, würden demnach jährlich 500 Milliarden fällig (Vertraulicher Schweizer Brief, FL-Balzers 22.1015.T2).

Am wohlsten können sich bei der Situation die Schuldnerländer fühlen; denn sie profitieren bei einem Crash von der Umverteilung von Nord nach Süd innerhalb der EU. Dass wir das nicht erleben, das hofft
Ihr

Dr. Horst Kerlikowsky
Berlin, den 8. August 2010

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In dieser Woche außerdem in "Etage Media Selection":

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