Agenturen Victoria Wagner ersetzt Dirk Popp als CEO von Ketchum Pleon – ein Kommunikationsdesaster
- Details
- von Thomas Dillmann, Bad Honnef
Nach einem unwürdigen Schauspiel, das als Negativbeispiel in jedes PR-Lehrbuch aufgenommen werden kann, gibt es nun Gewissheit: Die Wege von Ketchum Pleon und dem langjährigen CEO Dirk Popp (Foto r.) werden sich trennen. Wann steht noch nicht genau fest. Zur Gesichtswahrung einigten sich die Nr. 2 des deutschen PR-Agenturmarktes und der erfahrene PR-Manager darauf, dass er noch für einige Zeit als Senior Advisor in Diensten von Ketchum steht. Dann endet für Popp eine mehr als 20 Jahre dauernde Zeit in der Agenturfamilie von Kohtes & Klewes, ECC Kohtes Klewes, Pleon Kohtes Klewes und Ketchum Pleon. Nachfolgerin als CEO von Ketchum in Deutschland wird Victoria Wagner (l.), die mit ihrer Agentur Brandzeichen erst seit 2013 zum Ketchum Netzwerk gehört. Ein regelrechtes Kommunikationsdesaster hat damit ein Ende gefunden. Hätten die Kommunikationsberater von Ketchum so im Kundenauftrag gearbeitet, sie wären vom Hof gejagt worden – zurecht.
Statt sich hinter verschlossenen Türen mit den Beteiligten an einen Tisch zu setzen und professionell die Führung bei Ketchum Pleon zu regeln, wurde Nachfolgerin Wagner zunächst in ein internationales Führungsgremium von Ketchum berufen, ohne dass Popp davon wusste. (Wir berichteten.) Fakten wurden geschaffen, aber eine offizielle Kommunikation gab es nicht dazu. Selbst auf konkrete Nachfrage des „PR Report“-Chefredakteurs Daniel Neuen beim Ketchum Europa-Chef David Gallagher gab es ausweichende Antworten. Ob Ketchum seinen Kunden auch zu einem solchen Vorgehen und solcher Kommunikation geraten hätte? Sicher nicht! So bewahrheitet es sich wieder einmal, dass „Schuster stets die schlechtesten Schuhe tragen“. Damit hat eines der größten Agenturnetzwerke der Kommunikationsbranche einen Bärendienst erwiesen.
Offiziell eine andere Lesart
Die offizielle Darstellung von Ketchum liest sich dann so: „Die globale PR-Agentur Ketchum führt die Agenturen Ketchum Pleon, Brandzeichen und Emanate unter dem Dach der Ketchum Deutschland zusammen. Vertreten an acht Standorten entsteht damit eine der größten Kommunikationsberatungen Deutschlands. Victoria Wagner, aktuell CEO von Brandzeichen, wird CEO von Ketchum Deutschland. Simone Hoch, aktuell Managing Partner von Ketchum Pleon München, übernimmt die Position des Chief Operating Officers. Dirk Popp, Partner und CEO von Ketchum Pleon, hat sich nach mehr als 20 Jahren in der Agentur entschieden, Ketchum Pleon zu verlassen.“
Die Marke Pleon verschwindet
Mit dem Abschied von Popp verschwindet auch die Marke Pleon vom deutschen Markt. Die Fusion von Ketchum und Pleon im Jahr 2010 war einer der größten Merger, die es in der PR-Industrie je gab. Bis zuletzt war Deutschland das einzige Land, in der die Marke Ketchum Pleon noch Bestand hatte. Nun arbeiten die drei bisher unabhängigen Agenturen Ketchum Pleon, Emanate und Brandzeichen unter dem Markendach Ketchum Deutschland zusammen. Siehe dazu auch an anderer Stelle im "PR-Journal" den Beitrag: Victoria Wagner führt Ketchum Deutschland.
Zum Abgang Popps, der in der Pressemitteilung als dessen eigene Entscheidung dargestellt wird, sagt Gallagher: „Dirk hat unser deutsches Geschäft entscheidend geprägt. Unter seiner Führung haben wir uns im Markt sehr gut positioniert. Dazu gehören unter anderem die Ernennung zur kreativsten PR-Agentur in Deutschland, die Reputation als attraktiver Arbeitgeber und erst jüngst der Gewinn des Cannes Löwen in Bronze für die ‚Keys of Hope‘-Kampagne. Wir wünschen ihm für seine berufliche Zukunft alles Gute.“
20 Jahre in der selben Agenturgruppe
Dirk Popp kam 1996 in die Agentur und hatte Führungspositionen an den Standorten Dresden und Düsseldorf inne, bevor er 2011 zum CEO von Ketchum Pleon ernannt wurde. Er entwickelte und führte erfolgreich die Practice für Krisenkommunikation in Deutschland und gilt als renommierter Experte für Krisenkommunikation am Markt.
„Es war eine wunderbare Erfahrung“, sagt Popp. „Eine Zeit mit exzellenten Kollegen, großartigen Projekten und tollen Kunden. Aber jetzt ist die Zeit gekommen, meinen Weg außerhalb der Agentur weiterzugehen. Ich bin dankbar, dass Ketchum mir neue Möglichkeiten innerhalb des Netzwerks angeboten hat. Nach einem langen Entscheidungsprozess fühlt es sich jedoch richtig an, meine berufliche Reise außerhalb der Agentur fortzusetzen.“
- Zugriffe: 8502