Branche ECC-Vorträge in Garmisch-Partenkirchen zu den Themen Sport-PR, Internationale PR, Bewegtbildkommunikation, CSR und Kommunikationsmanagement (2)

PR-Experten aus 14 Nationen waren nach München und Garmisch-Partenkirchen gereist, um vom 19. bis 21. Juni an der ersten European Communications Convention teilzunehmen. Internationale Spitzen-Profis referierten und diskutierten mit den Teilnehmern über Sport-PR, Internationale PR, Bewegtbildkommunikation, CSR und Kommunikationsmanagement.
Christina Kahlert, die bayerische DPRG-Landesvorsitzende, Co-Organisatorin der ECC und am Vortag frisch gekürtes Mitglied im Bundesvorstand eröffnete den Kongress. Sie zeigte sich besonders davon angetan, dass sie sogar Gäste aus China begrüßen konnte. Das beweist, welche Bedeutung die deutsche PR auf internationalem Parkett hat. Ulrich Nies, der Immediate Pastpresident der DPRG, der zugleich seinen Nachfolger Norbert Minwegen vertrat, schloss sich an - wenn auch nur für eine ausführliche Grußadresse. Er betonte den Stellenwert der grenzüberschreitenden Kommunikation für Deutschland.

Hocherfreut, erstmals einen Kommunikations-Kongress in der Marktgemeinde eröffnen zu können, war die neue Bürgermeisterin von Garmisch-Partenkirchen, Sigrid Meierhofer. Sie wies auf die Bedeutung der Sportkommunikation für ihre Stadt hin, die ja immer wieder bedeutende Großveranstaltungen durchführt, wie die Alpinen Ski-Weltmeisterschaften 2011 oder das berühmte Neujahrs-Skispringen.

Zhao Dali, Vizepräsident des chinesischen PR-Verbandes CIPRA hob den Wert der internationalen Zusammenarbeit für sein Land hervor und wies nicht ohne Stolz darauf hin, dass es PR in China schon seit mehr als 30 Jahren gebe. Er betrachtete die Reise seiner Delegation auch als auch als Gegenbesuch, nachdem ECC-Initiator Thomas Achelis 2007 am chinesischen PR-Kongress in Peking teilgenommen hatte.

Das Team-Fanhouse in Sotschi
Das erste Hauptreferat hielt Viacheslav Tikhomirov, Chef des Moskauer Büros von SPN Communications, das in die Organisation der olympischen Winterspiele in Sotschi involviert war. Sein Vortrag erläuterte die mehrfach preisgekrönte Kampagne "Russian Team Fanhouse". Aufgabe von SPN war, die russische Öffentlichkeit hinter das Olympiateam zu bringen. Im Rahmen einer sechsmonatigen PR-Kampagne brachte die Agentur bei einer Vielzahl regionaler und lokaler Events 500 Athleten mit 2.300 Journalisten zusammen und generierte 1.335 Interviews. Mehr als 500.000 Besucher kamen in die Zelte. Das eigens entwickelte Online-Magazin wurde mehr als vier Millionen Mal angeklickt. Außerdem baute SPN das Olympic-Team-House in Sotschi auf. Hier erfuhren 260.000 Besucher mehr über die Sportler.

Nächste Referentin war Sandra Nulty, beim Allianz-Konzern verantwortlich für das weltweite Sponsoring bei der Formel 1, dem Mercedes-Team ebenso wie bei Bayern München, Barcelona und anderen Spitzenteams, bei den Paralympics, Golf und Lang Lang. Ihr Thema: "Sport-Sponsoring und Kommunikation - von Bayern München über die Paralympics zur Formel 1." Sie erläuterte, warum sich ein Versicherungskonzern so massiv im Sportsponsoring engagiert. Am wichtigsten ist, die Markenbekanntheit zu steigern und die Mund-zu-Mund-Propaganda zu steuern. Weil sich das digitale Umfeld ständig ändert, ist es nötig, "am Ball" zu sein, um zu checken, wie die Sponsoring-Mittel am sinnvollsten eingesetzt werden können.

Das Olympiadesaster von München
Gernot Brauer, lange Jahre Pressesprecher bei BMW und heute freier Journalist und PR-Berater, hatte sich die Aufgabe gestellt, zu analysieren, was an der geplanten Olympiabewerbung für 2022 schief gelaufen ist. Sommerspiele sind mittlerweile allerdings extrem aufwändig. Winterspiele sind weniger komplex und daher eher finanzierbar. Nach Umfragen im Januar 2011 standen bundesweit 75 Prozent der Bevölkerung hinter der Bewerbung. Eine „NOlympia“-Bewegung argumentierte allerdings,  die Spiele seinen ökologisch nicht sinnvoll, zu viel Geld würde für zu wenig Nutzen ausgegeben und zu viel Landschaft verbraucht oder auf Jahre versiegelt. Eine Kooperation der Gegner bildete sich. Grüne und Schwarze, Lobbyisten der Almwirtschaft und Naturschützer, junge Wilde und alte Etablierte diskutierten in Internetforen und empfingen die Presse in ihren Bauernstuben. Anti-Olympia-Stimmung baute sich auf.

Bei den Volksentscheiden am 10. November 2013 siegten überall die Bewerbungs-Gegner mit 52 bis 59 Prozent. Es war - laut Brauer - die Angst vor Veränderungen.  „Viele Münchner wollen einfach nicht, dass die Stadt immer weiter wächst“, auch wollen sie keine höheren Mieten. Ein kommunikatives Desaster.

Spannende Podiumsdiskussion
Viacheslav Tikhomirov, Sandra Nulty und Gernot Brauer diskutierten anschließend mit Matthew Thomson, Chef der weltweit führenden Online-Distributionsplattform für globale Videokommunikation (36.000 TV- und Onlinemedien aus mehr als 190 Ländern) über Kommunikation für Sport, Sportler, Sportereignisse, Sportlocations und Sportausrüster. Als Moderator ging Professor Tony Meehan vor allem auf die Fragen ein, was die Medien im Zusammenhang mit Sport alles interessiert. Angesichts der gerade laufenden Fußball-WM war das nicht schwer zu beantworten. Wichtig ist aber auch, darauf zu achten, was Mediennutzer überhaupt wissen wollen. Sie wollen aktuell informiert sein, auch über Hintergründe. Eine entscheidende Antwort: Gerade Sportkommunikation braucht bewegte Bilder. Fernsehen ist also das Medium Nummer eins. Das Internet gewinnt zunehmend auch als Nachrichtenquelle an Bedeutung. Dabei liegt die Verknüpfung mit Videocontent auf der Hand.

Für die meisten Online-Medien kommt hinzu, dass sie sich über Werbeeinnahmen finanzieren. Bewegtbildcontent auf der Online-Plattform steigert die Verweildauer, was wiederum die Einnahmen aus der Werbung steigert, die sich in den meisten Fällen an den Klickraten orientieren.

Über weitere Vorträge, die Podiumsdiskussion sowie die Workshops und natürlich über das Ettaler Gespräch berichten wir in den nächsten Newslettern.
Arthur Wilhelm, München

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