Kommentare Obama-Wahl löst in Österreich eine Rassismusdebatte aus.

Ex-Chefredakteur Klaus Emmerich sagte, er wolle sich "nicht von einem Schwarzen dirigieren lassen". Der ORF spricht von "missverständlichen Äußerungen". „Ich halte die Amerikaner nach wie vor für Rassisten und es muss ihnen schon sehr schlecht gehen, dass sie so eindrucksvoll [...] einen Schwarzen [...] ins Weiße Haus schicken.“ Und: „Das wäre ungefähr so, wie wenn der nächste Bundeskanzler ein Türke wäre in Österreich.“ Mit Wortmeldungen wie diesen sorgte Klaus Emmerich – ehemaliger ORF-Chefredakteur und USA-Korrespondent – bei einer Debatte am frühen Mittwochmorgen über die Wahl von Barack Obama zum neuen Präsidenten der USA im ORF für Aufregung. diepresse.com + Interview

Rassistische Hetze, oder Recht auf freie Meinungsäusserung? Eine heikle Gratwanderung im demokratisch aufgeklärten Westeuropa der Nachkriegs- und Freidenszeit. Sicherlich mag mancher eine persönliche Meinung haben, die nicht unbedingt populär, oder gar politisch korrekt ist, aber als ehemaliger Chefredakteur, also als ausgewiesener Medienprofi, sollte man sich seiner Rolle als Meinungsbildner und Multiplikator bewusst sein. Dazu gehört auch die Sensibilität um das, was man medial verbreitet und welche Wirkung damit erzielt werden kann. Durch den Tod von Jörg Haider mag eine Lücke im österreichischen Rechtspopulismus entstanden sein, ob die ausgerechnet ein Chefredakteur a.D., dem der Berufsstand ein gehöriges Mass an Objektivität gebietet, füllen muss, ist mehr als fraglich.

Ob ein schwarzer Präsident in den USA regiert, oder ein türkischer Bundeskanzler in Österreich, das entscheidet kein Emmerich, sondern die Wähler. Es steht ihm frei, in die USA auszuwandern, die Staatsbügerschaft zu erlangen und dann dort seine Stimme abzugeben, das sollte innerhalb von vier Jahren möglich sein. Derzeit gibt es hüben wie drüben jedenfalls wichtigere politische Themen, als die Hautfarbe des U.S.-Präsidenten, ein gestandener Journalist sollte sich dessen bewusst sein.
-sdh-

 

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