Das PR-Interview PR-Interview Nr. 57. Gabriele Kaminski: Ohne Quote kommen wir nicht weiter

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kaminski gabiInterview mit Gabriele Kaminski, GK Unternehmens- und Personalberatung GmbH, Frankfurt am Main.

PR-Journal: Ist der Anteil an Frauen in Führungspositionen der Kommunikationsbranche ähnlich gering wie in der übrigen Wirtschaft?

Gabriele Kaminski: Ganz klares Nein. In der Kommunikation gibt es auf allen Führungsebenen deutlich mehr Frauen. Das gilt für Unternehmen ebenso wie für Agenturen. Erst wenn man ganz nach oben schaut, etwa in den DAX 30, wird der Anteil wieder geringer und ist ähnlich klein wie in der übrigen Wirtschaft.

PR-Journal: Woran liegt das?

Gabriele Kaminski: Ich glaube, dass viele Frauen diese absoluten Top-Jobs gar nicht wollen. Ein Nummer-Eins-Job in einem DAX-Unternehmen bedeutet einen 18-Stunden-Tag, ständige Verfügbarkeit, Reisestress – das möchten sich viele Frauen, bei aller Freude an der Arbeit, nicht antun.

PR-Journal: Nicht so in der Kommunikation. Warum?

Gabriele Kaminski: Die Voraussetzungen sind einfach besser. Erstens sind dort überhaupt sehr viel mehr Frauen tätig, das heißt, die Auswahl zur Besetzung entsprechender Positionen ist größer. Zweitens entsprechen die Jobprofile oft eher den weiblichen Qualifikationen. Und drittens wünschen sich viele Unternehmen für leitende Kommunikationspositionen explizit Frauen, wohl auch im Hinblick auf die Quote.

PR Journal: Würden Sie sich grundsätzlich für eine gesetzliche Regelung – Quote – aussprechen?

Gabriele Kaminski: In dem Punkt habe ich meine Meinung geändert. Früher hätte ich gesagt: Möge der Bessere gewinnen. Oder eben die Bessere. Heute glaube ich, dass wir ohne Quote nicht weiterkommen, weil in vielen Branchen die männlichen Netzwerke einfach noch zu stark sind.

PR-Journal: Glauben Sie, dass die Kommunikationsbranche eine Vorreiterrolle für das Integrieren von Frauen in Führungspositionen spielen könnte?

Gabriele Kaminski: Nein, das glaube ich nicht. Ob Quote oder nicht, der politische Druck wird zunehmen, und das Thema wird in irgendeiner Weise gesetzlich geregelt. Wenn dann plötzlich der Run auf weibliche Führungskräfte einsetzt, dann wird man vor allem auf die Bereiche Kommunikation und HR (Human Resources) zugreifen. Hier sind derzeit die meisten „Führungsfrauen“ zu finden.

Gabriele Kaminski ist Gründerin und Geschäftsführerin der GK Unternehmens- und Personalberatung GmbH in Frankfurt am Main, einer der führenden Personal- und Management-Dienstleister für die Bereiche Marketing und Kommunikation.

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