Das PR-Interview Social Media beobachten und analysieren – wie steht es um die Kompetenz im Controlling?

Wie steht es um die Kompetenz, Ergebnisse aus Monitoring und Analyse zielführend zu interpretieren, daraus die wesentlichen Resultate, deren Bedeutung und die Konsequenzen für die strategische wie operative Kommunikationsarbeit abzuleiten? Birgit Grigoriou befragte für das PR-Journal Carlos Stadler, Product Manager Social Media Monitoring und Analyse bei Infopaq Deutschland, anlässlich des Infopaq Focus Day Social Media in Berlin.

PR-Journal: Die Kompetenz zum Umgang mit den Akteuren sozialer Netzwerke ist mittlerweile Standard in den Stellenangeboten der Kommunikationsbranche. Aber wie steht es in der Branche um die Kompetenz, das richtige aus den Resultaten aus Monitoring und Analyse für die Kommunikationsarbeit abzuleiten?

stadler_carlos_infopaqCarlos Stadler: Wir beobachten viel Dynamik im Markt. Immer mehr Unternehmen bauen Kompetenzen in den Social Media auf und investieren in die dialogorientierte Kommunikation. Gleichzeitig erkennen immer mehr Firmen die Potenziale, wie man mit professionellem Social Media Monitoring und Analyse effizient die eigenen Aktivitäten steuern und relevante Trend- und Branchenthemen auswerten kann. Allerdings fehlt es vielfach an einer konsequenten Einbettung in ihre Kommunikationsstrategie. Unkoordiniertes Monitoring verzettelt sich schnell im Social Web und die Relevanz solcher Auswertungen bleibt zweifelhaft.

PR-Journal: Worin bestehen die Defizite?

Carlos Stadler: Enorm wichtig ist es, Kommunikationsstrategie und -ziele der Social Media Kommunikation von Unternehmen zu definieren. Genau darauf muss  dann auch das Social Media Monitoring und die dabei erhobenen Kennzahlen ausgerichtet sein. Gerade mit Social Media Monitoring und Analyse gibt es viel weitreichendere und individuellere Auswertungsmöglichkeiten als beispielsweise bei der klassischen Medienanalyse. Diese Potenziale werden von vielen Unternehmen momentan noch nicht erkannt. Angesichts von Millionen potenzieller Quellen aus Online-Medien, Blogs, Foren, Video-Seiten, sozialen Netzwerken oder Microblogging-Kanälen gilt es außerdem, sich nicht in der Informationsflut zu verlieren. Vielmehr kommt es bei den eigenen Kommunikationsaktivitäten in den Social Media auf eine sinnvolle Auswahl der Themen und Plattformen an, die für das jeweilige Unternehmen relevant sind. Auch eine effektive Einbindung in die bestehenden Unternehmensprozesse wird nicht immer bedacht. Nur wenn solche Aspekte vorab berücksichtigt werden, können die Potenziale von Social Media Monitoring wirklich effizient ausgeschöpft werden.

PR-Journal: Sollten Aus- und Weiterbildungsinstitutionen dem Thema Kommunikationscontrolling nicht einen höheren Stellenwert innerhalb der Ausbildungspläne einräumen?
 
Carlos Stadler: Ja, unbedingt. Bei der Informationsflut, mit der wir es heute schon zu tun haben und die sicherlich künftig noch steigen wird, kommen auch kleinere Unternehmen an einem strategisch ausgerichteten Kommunikationscontrolling nicht mehr vorbei. Genau hier müssen sie auch ihren Nachwuchs für die steigenden Anforderungen fit machen. Durch richtiges Social Media Monitoring gewinnen Unternehmen tiefe Einblicke, die sie für die tägliche Kommunikationsarbeit, Issues Management, in Forschung und Entwicklung und vielen anderen Bereichen strategisch nutzen können. Auch der Bereich Social Media Research, d.h. Marktforschung in den Social Media Kanälen, kann für direkte Erkenntnisse von und über Zielgruppen genutzt werden. Doch diese Erkenntnisse kommen nicht von alleine, dafür brauchen Firmen sehr gut ausgebildete Kommunikationsexperten.
 
PR-Journal: Wie wird sich Ihre Branche rund um Social Media Monitoring und Analyse in Zukunft entwickeln?

Carlos Stadler: Medienbeobachtung und Analyse zielt schon längst nicht mehr nur auf Kommunikationsverantwortliche und Pressesprecher ab, sondern zunehmend auch auf andere Unternehmensbereiche wie Marketing, Vertrieb, Personal oder Kundenservice. Monitoring-Dienstleister müssen zunehmend einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, der die Bedürfnisse von Kunden aus anderen Fachdisziplinen ohne Kommunikationshintergrund berücksichtigt. Auch die Möglichkeiten der kostenlosen Wissensgenerierung werden größer. Dadurch müssen sich Medienbeobachter zukünftig mit intelligenten Lösungen, durch interdisziplinäres Wissen und Fachberatungen auch außerhalb der Kommunikationsbereiche abheben und dem Kunden qualifizierte Mehrwerte bieten.

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