Das PR-Interview PR-Interview Nr. 63 - Michael Ramstetter: "Natürlich sind wir auch Lobbyisten"

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Interview mit Michael Ramstetter (58), er leitet seit 1998 die Öffentlichkeitsarbeit des ADAC in München und ist außerdem Chefredakteur von "ADAC Motorwelt" und "ADAC Reisemagazin" sowie Geschäftsführer der "ADAC Stiftung Gelber Engel".

PR-Journal: Herr Ramstetter, Umfragen belegen, dass die Deutschen keiner staatlichen oder nichtstaatlichen Institution mehr vertrauen als dem ADAC. Wie bedeutet dieser Vertrauensvorschuss für Sie?

Michael Ramstetter: Dieses Vertrauen hat sich der ADAC in den 108 Jahren seines Bestehens erarbeitet. Das Fundament dafür haben unsere Straßenwacht, die Pannenhilfe und die Luftretter, allesamt „Gelbe Engel“, gelegt. Aber ich denke, dass inzwischen auch unsere „ADAC Motorwelt“ einen nicht unerheblichen Anteil daran hat. Für meine Kollegen und mich ist dieses Vertrauen eine Verpflichtung. Wir sehen uns als Verbraucherschützer – oder als Anwalt des kleinen Mannes.

PR-Journal: Verbraucherschützer, Anwalt, Journalist. Oder doch eher Öffentlichkeitsarbeiter?

Michael Ramstetter: Beides. Ich bin von Haus aus begeisterter und vor allem überzeugter Journalist und lege die strengen Kriterien meiner Zunft auch an meine Kommunikations-Aufgabe an. Das gilt auch für alle Kollegen in der Motorwelt-Redaktion, in anderen Redaktionen, den TV- und Hörfunkredaktionen im ADAC, der PR-Abteilung oder im Content für das Internet. Wir sind vielleicht nicht bei allen Themen der „erste Trommler im Land“, aber sobald ein Thema in den Fokus unserer Leser gelangt, greifen wir es auf. Und dann gilt auch für uns, dass die Inhalte, die wir bringen, hart und sauber recherchiert sein müssen. Ich denke, dass der Erfolg uns dabei Recht gibt: Die Kritik an unserer Arbeit hält sich in Grenzen – obwohl wir unter permanenter sehr kritischer Beobachtung stehen.

PR-Journal: Hat sich das Themenspektrum im Laufe der Jahre verändert?

Michael Ramstetter: Aber ja. Vergessen Sie nicht, dass der ADAC eine demokratische Struktur hat, und unsere Mitglieder sind ja keine Sektierer oder beratungsresistent. Was heute in den ADAC-Ortsvereinen ein Thema ist, landet morgen auch bei uns und findet sich dann in unseren Publikationen. Wir verändern uns mit unseren Mitgliedern. Denken Sie beispielsweise an das Thema Umweltschutz in unseren Test-, Technik- oder Verbraucherschutzuntersuchungen: Fragen wie Nachhaltigkeit, Umwelttauglichkeit und Ressourcenschutz spielen inzwischen in jedem unserer Berichte eine große Rolle.

PR-Journal: Dennoch sehen Kritiker im ADAC einen der einflussreichsten Lobbyistenverbände der Republik. Wie stehen Sie zu dieser Einschätzung?

Michael Ramstetter: Ich habe kein Problem damit. Fakt ist, dass man uns auf der Rechnung hat, sobald es irgendwo um das Thema „individuelle Mobilität“ geht. Nicht nur in Berlin, sondern auch in Brüssel. Wir sind mit vielen Institutionen vernetzt und werden oftmals hinzugezogen, wir sprechen mit Politikern, Parteien, Verbänden, und dies sehr häufig und auf allen Ebenen. Wir versuchen die „Interessen der Straße“, unserer 17,6 Millionen Mitglieder, so gut wie möglich zu vertreten. Natürlich sind wir damit auch Lobbyisten.

PR-Journal: Welche Themen sind Ihnen persönlich besonders wichtig?

Michael Ramstetter: Was mir sehr am Herzen liegt, ist die Unfallprävention von Kindern. Wir haben beispielsweise gerade zum zweiten Mal über die ADAC Stiftung Gelber Engel und mit Partnern 780.000 kostenlose Sicherheitswesten an Schulanfänger verteilen lassen. Wir wollen diese Aktion in Zukunft mit externen Partnern, Spendern und Sponsoren konsolidieren. In meinem Fachgebiet ist mir das Zusammenwachsen von digitalen und Print-Medien ein besonderes Anliegen. Der ADAC verfügt über alle klassischen, aber auch modernen Kommunikationskanäle, die es zusammenzufügen gilt. Es gibt da einige interessante Projekte, etwa eine Pannenhilfe-App, einen elektronischen Mitgliederausweis und demnächst auch eine aktuelle Motorwelt-App, die die Ansprache unserer Mitglieder sicherstellen soll.

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