Kommentare Kerlikowskys Kommentar... über Reformstau und Privatbanken

Foto: KerlikowskyGuten Tag! In Deutschland müssen Reformen vorangetrieben werden. Das weiß inzwischen die Mehrheit der deutschen Bevölkerung. Sie weiß zum großen Teil aus eigener Erfahrung, daß sich der Reformstau nicht nur auf den Staat und seine Sozialsysteme bezieht, sondern auch auf Unternehmen. Diese reagieren bei knappen Kassen zumeist mit Entlassungen – statt Innovationen im Unternehmen umzusetzen. Ein Musterbeispiel für unterlassene Strukturreformen sind die privaten Banken.
Die Idee der Universalbank gab den Bankiers Allmacht.

Sie wollten an dem System nierütteln lassen: Einlagen annehmen, Kredite vergeben, Vermögen verwalten, Unternehmen an die Börse führen und deren Aktien den eigenen Kunden verkaufen, Beteiligungen an Unternehmen halten und denen gleichzeitig Kredite gewähren. Das funktionierte über Jahrzehnte so gut, daß die Vorstände sich und ihre Mitarbeiter großzügig mit Gehältern, Sozialleistungen und Pensionen versorgen konnten. 33 Prozent der Führungskräfte verdienen bei privaten Geschäftsbanken über 160.000 Euro. Bei öffentlichrechtlichen Banken erhalten nur sieben der Führungskräfte soviel Geld.
Geklagt wird jedoch von den Vorständen privater Banken über Wettbewerb, zu kleine Zinsmargen und das konjunkturell schlechte Umfeld. An der Hypo-Vereinsbank ist aktuell zu beobachten, wie schlechte Geschäftspolitik – vor allem im Immobiliengeschäft – die Bank in die Krise geführt hat. Zum sechsten Mal in sieben Jahren zeigt die Bilanz
Sonderbelastungen; diesmal 2,5 Milliarden Euro Abschreibungen auf fragwürdige Kredite. So hat die Hypo-Vereinsbank Mühe, das notwendige Eigenkapital für ihr Kreditgeschäft bereitzustellen. Daß die Selbstbeweihräucherung vieler Vorstände durch Reformbemühungen ersetzt wird, das wünscht uns allen

Ihr Dr. Horst Kerlikowsky
Berlin, den 29. Januar 2005

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