Rezensionen Rezension: Wann kommuniziert eine Führungskraft gut genug?
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- von Markus Kiefer, Heiligenhaus
Ab wann lässt sich einer Führungskraft bestätigen, dass sie eine gute ist? Viele werden antworten, wenn sie gut kommunizieren kann. Schon klar, Führung, oder modern „Leadership“, sind sie nicht vor allem gekennzeichnet durch eine gute, effektive, effiziente Kommunikation? Aber genauer, wie wäre denn gut? Im gekonnt gesprochenen Wort, vor einer großen Gruppe, einer kleinen Gruppe, unter vier Augen? In einem persönlichen Brief oder elegant geschriebenen Teaser zu einem Newsletter-Text? Antworten gibt der erfahrene Autor Hartmut Laufer in dem hier zu rezensierenden Fachbuch, das eine Art kompakter schriftlicher Kurs in Führungskräftekommunikation ist.
Im Jahrzehnt der Digitalisierung sind schon dicke Bände an Literatur zu "Digital Leadership" erschienen und eine Vielzahl gleichnamiger Studiengänge auch, vor allem, aber nicht nur an privaten Hochschulen.
Umso faszinierter legt man nach der Lektüre das Fachbuch von Hartmut Laufer aus der Hand. Denn wiewohl er der digitalen Kommunikation nur ein paar Seiten widmet (und diese am Ende des Buches, und zwei am Anfang) vermisst der Leser das überschaubare Behandeln der digitalen Perspektive gar nicht. Laufer, der ein erfahrener Coach, Trainer und einschlägiger Autor mehrerer Gabal-Fachbücher zur Mitarbeiter- und Führungskräftekommunikation ist, setzt die Akzente ganz anders. Noch pointierter: Für ihn disqualifiziert sich eine Führungskraft, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorwiegend oder sogar ausschließlich per Mail-Kommunikation (oder Chat-Kommunikation) lenkt.
Folglich stehen in Laufers Buch ganz andere Kompetenzen, Skills und Formate der Kommunikation im Mittelpunkt. Allen voran die Kunst der guten Gesprächsführung im gelingenden Mitarbeitergespräch. Für Kenner seiner bisherigen Bücher ist der hier vor allem im Kapitel 4 ausgebreitete Stoff nicht neu. Aber die Kompaktfassungen zum gekonnten Führen der häufigsten betrieblichen Gesprächsformate (Feedback, Motivation, Kritik, Beurteilung) sind doch verdienstvoll. Er ergänzt hier noch das Leiten von Mitarbeiterbesprechungen, Gespräche im Gruppenformat, die noch einmal andere Kompetenzen erfordern als eine Unterredung unter vier Augen.
Aber selbst der Kenner der bisherigen Werke des Autors erlebt inhaltliche Erweiterungen, weil andere Kapitel die nötigen Elemente der Führungskräftekommunikation in ganz spezifischen, häufigen betrieblichen Situationen nun konkretisieren. Das ist die Stärke des Buches. In weiten Teilen sind das hier nicht allgemein gehaltene Grundsätze, sondern Anwendungen in ganz unterschiedlichen Kontexten mit ihren spezifischen Anforderungen an gelingende Kommunikation.
Beispielsweise in Change-Projekten (Kapitel 2). Oder aber in Situationen, wo vor allem Problemlösungen zu schaffen sind (Kapitel 3), wobei Laufer ausführlich eine ganze Reihe von Kreativtechniken skizziert, die eine Führungskraft beherrschen sollte, deutlich über simples Brainstorming hinausgehend. Ein spezielles Meisterstück dieses Kapitels sind die Seiten über das Vorbereiten, Führen, Anlegen und Anwenden eines Besprechungsprotokolls als Element schriftlicher Führung. Das ist genauso praxisnah wie das Kapitel 6, in dem aufgezeigt wird, wie die Führungskraft in Konflikte eingreifen und diese durch gekonnte Kommunikation entschärfen oder gar befrieden könnte (Kapitel 6). Etwas quer zum sonstigen Kontext steht hingegen das Kapitel 3, Kommunikation im Personalmanagement. Das fügt sich etwas sperrig in den Gesamtkontext, da es hier um Bewerbungsgespräche geht.
Gerahmt wird das alles durch eine souveräne Einleitung, welche die Kenntnis der akademisch-wissenschaftlichen Debatte ausweist. Königsweg bei Hartmut Laufer ist heute die situative Führung, was für die moderne Führungskraft vor allem bedeutet, je nach Erfordernissen zu erkennen, wo er den eher autoritären, wann den eher demokratisch-partizipativen Führungsstil setzen muss und wann der Zeitpunkt des Wechsels der Stile kommt.
Im letzten Kapitel (7) bekommt der Leser noch zahlreiche Anleitungen für die Sprache einer modernen Führungskraft, für den Wortschatz, den Satzbau, differenziert betrachtet nach gesprochenem, geschriebenem Wort, mit speziellen Anleitungen für die Mail-Kommunikation.
Wie bereits eingangs gesagt: Alles in allem ein kompakter schriftlicher Kurs in Führungskräftekommunikation, flüssig lesbar, anregend und in vielen Fällen bis ins Detail übertragbar. Gut geeignet sowohl für werdende Führungskräfte, die Grundlagen verstehen möchten. Aber durchaus geeignet auch für schon erfahrene Führungskräfte, die bestimmte Techniken erwerben oder verfeinern möchten (zum Beispiel in der Entscheidungsfindung in Gruppen).
Empfehlung!
Titel: Gut kommunizieren als Führungskraft. Wie praxisbezogene Kommunikation zu mehr Produktivität und zu besseren Ergebnissen führt; Autor: Harmut Laufer; Verlag: Gabal, Offenbach 2021; Umfang: 291 Seiten; Preis: 32,00 Euro; ISBN978-3-96739-046-9
Über den Autor der Rezension: Professor Dr. Markus Kiefer (65, Foto) war von 2010 bis Ende des Sommersemesters 2022 hauptberuflich an der FOM – Hochschule tätig, als Professor für Allgemeine BWL, mit dem Schwerunkt Unternehmens- und Wirtschaftskommunikation. Seit dem Wintersemester 2022 nimmt er an der FOM und im Wechsel an weiteren Hochschulen Lehraufträge mit Schwerpunkt PR und Unternehmenskommunikation wahr.
Hoffnungsbuch von Professor Kiefer
Zusätzlich an dieser Stelle noch der Hinweis, dass Professor Kiefer gemeinsam mit Norbert Hüsson Anfang Dezember 2023 selbst ein Buch herausgegeben hat. Aus Anlass des 25-jährigen Bestehens des Kinder- und Jugendhospizes Regenbogenlands in Düsseldorf ist das „Hoffnungsbuch“: „Alles, was bleibt, ist Licht“ erschienen. Es enthält zahlreiche Beiträge von Freunden und Förderern der Kinder- und Jugendhospizarbeit. Erhältlich ist es im Online-Shop des Herder-Verlags. Ein ausführlicher Lesehinweis zu diesem Buch findet sich hier im PR-JOURNAL.
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