Rezensionen Maurer: Agenda-Setting

Marcus Maurer: "Agenda-Setting". Band 1 aus der Reihe "Konzepte. Ansätze der Medien- und Kommunikationswissenschaft"; Nomos-Verlag, Baden-Baden. 1. Auflage, Mai 2010, 100 Seiten. Preis: 17,90 Euro. ISBN: 978-3832945855.

Rezension von Rüdiger Teutsch, Gründer und Geschäftsführer der Agentur Mittelpunkt Media (www.mittelpunkt-media.de), Absolvent von PR Plus (www.prplus.de).

Wie stark nehmen die Medien mit ihren Themen Einfluss auf die Meinung der Mediennutzer? Welches Medium hat dabei den größten Erfolg? Und: Werden Journalisten möglicherweise selbst durch Akteure - wie zum Beispiel Politiker - in ihrer Themenagenda beeinflusst? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Marcus Maurer in seinem Buch "Agenda-Setting". Dabei geht der Autor streng chronologisch vor und stellt die "Agenda-Setting"-Forschung von ihren Anfängen bis zum aktuellen Forschungsstand vor. Neben den grundlegenden theoretischen Überlegungen zum Thema beschreibt er die wichtigsten empirischen Untersuchungen und hinterfragt dabei auch die einzelnen Forschungsmethoden. Dazu reichert er seine Kapitel nicht nur mit wichtigen Literaturhinweisen an, sondern stellt auch einzelne Agenda-Setting-Forscher mit kurzen Porträts vor oder veröffentlicht passende Anekdoten oder Fallbeispiele.

Doch gerade diese verschiedenen Textbausteine von "Agenda-Setting" könnten auf den ein oder anderen Leser zu Beginn etwas irritierend wirken. Denn Maurers Werk scheint sich zu Beginn nicht recht entscheiden zu können: Möchte es nun wissenschaftliches Lehrbuch oder unterhaltsame Lektüre sein? Doch die schriftliche Form des "Edutainment" hat System. So erscheint das Buch als erster von 25 Bänden in der Buchreihe "Konzepte. Ansätze der Medien- und Kommunikationswissenschaft" und soll, wenn es nach seinen Herausgebern Patrick Rössler von der Universität Erfurt und Hans-Bernd Brosius von der Ludwigs-Universität München geht, der Beginn einer leicht nachvollziehbaren Einführung in einzelne Teilgebiete der Kommunikationswissenschaft werden.

Das führt an manchen Stellen natürlich dazu, dass Inhalte nur verkürzt dargestellt werden können. So werden beispielsweise die an das Agenda-Setting angelegten Ansätze des Priming und des Framing nur auf wenigen Seiten behandelt. Maurer ist sich dessen aber bewusst und verweist den Leser präzise auf weiterführende Literatur. Sehr ausführlich widmet sich sein Buch dagegen aber dem Bereich der empirischen Agenda-Setting-Befunde. Hier nimmt der Autor ausführlich Stellung zu verschiedenen Analysemodellen und zeigt anhand von bestehenden empirischen Studien deren Stärken und Schwächen auf. Darüber hinaus werden wichtige Schlüsselstudien kurz vorgestellt, was es gerade Laien auf dem Gebiet des Agenda-Setting möglich macht, sich einen kurzen und prägnanten Überblick über die bisherigen Forschungsansätze auf diesem Gebiet zu verschaffen.

Maurer beschränkt sich aber nicht darauf, den Agenda-Setting-Effekt ausführlich zu beschreiben und wissenschaftliche Belege dafür zu erbringen. Er schaut auch über den Tellerrand der reinen Forschungsergebnisse hinaus und geht in einem eigenen Kapitel auf die Kritik bisherigen Unzulänglichkeiten in der Agenda-Setting-Forschung ein und beschäftigt sich mit weiteren Ansätzen wie der interpersonellen Kommunikation im Medienwirkungsprozess, dem Agenda-Buildung und dem Second-Level Agenda-Setting. Nach der Lektüre des 100-seitigen Buches entsteht so beim Leser das Gefühl, kurz und prägnant das Wichtigste über das Forschungsfeld des Agenda-Setting erfahren zu haben.

Fazit: Das Buch von Marcus Maurer ist ein höchst interessanter Ansatz der Wissensvermittlung: "Agenda-Setting" vermischt geschickt die stellenweise trockene kommunikationswissenschaftliche Theorie mit anschaulichen Beispielen aus dem Medienalltag und interessanten Hintergrundinformationen zu Forschern und deren empirisches Vorgehen. Das sorgt dafür, dass Kommunikationswissenschaftsstudenten ebenso wie Journalisten und PR-Praktiker viele wichtige Informationen aus den insgesamt 100 Seiten ziehen werden. Ein zehnseitiges Literaturverzeichnis und eine "Top Ten" der Forschungsliteratur geben darüber hinaus die Möglichkeit, die wichtigsten und aktuellsten wissenschaftlichen Publikationen zum Thema "Agenda-Setting" nachzulesen. Wer sich dagegen neue Erkenntnisse von Maurers Werk erhofft, wird enttäuscht sein. Der Autor bringt keine eigenen neuen Forschungsergebnisse mit ein, sondern fasst lediglich die Entwicklung der Forschung und ihren aktuellen Stand zusammen. Das Buch "Agenda-Setting" ist damit aber genau das geworden, was seine Herausgeber Rössler und Brosius bezweckt haben - nämlich ein unterhaltsames, wissenschaftliches Lehrbuch, das komplexe Sachverhalte gut verständlich wiedergibt. Band 1 der Reihe "Konzepte. Ansätze der Medien- und Kommunikationswissenschaft" legt damit die Messlatte für die kommenden Veröffentlichungen sehr hoch.

Der Rezensent:
Rüdiger Teutsch ist Gründer und Geschäftsführer der Agentur Mittelpunkt Media. Nach einem Fernsehvolontariat arbeitete er lange Jahre in verschiedenen Positionen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Inzwischen hat er sich auf den Bereich der multimedialen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit spezialisiert.

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