Branche Von der DPRG lernen – in Armenien wächst eine neue PR-Zunft heran

Dass es auch PR-Zünfte außerhalb Europas und Nord-Amerikas gibt, gerät bei uns leicht aus dem Blick. Ein gutes Beispiel dafür ist die südkaukasische Republik Armenien. Dort wächst eine PR-Zunft heran, die sich organisiert, branchenrelevante Fragen öffentlich diskutiert und den Nachwuchs ausbildet. Die Armenische PR-Gesellschaft wurde 2006 gegründet und hat heute rund 200 Mitglieder.

In Armenien tut sich was in Sachen PR, dafür verantwortlich ist Astghik Avetisyan, die Vorsitzende der dortigen PR-Gesellschaft. Sie sprach mit Vazrik Bazil (r.). (Foto: privat)

Während meiner letzten Reise in Armenien, hat mich die dortige Armenische PR-Gesellschaft gebeten, einen Vortrag über die Deutsche Public Relations Gesellschaft (DPRG) zu halten und von den aktuellen Themen zu berichten, mit denen die PR-Leute in Deutschland befasst sind. Im anschließenden Gespräch hat mir die Vorsitzende der dortigen PR-Gesellschaft, Astghik Avetisyan, einiges über die Entwicklung der Kommunikationsbranche in Armenien erzählt.

Die Organisation der PR-Zunft steckt noch in ihren Anfängen. Organisationen und Unternehmen im Land beschäftigen zwar Fachleute, die entweder in der Praxis ihr Handwerk erlernt haben oder in Russland, in Europa und in den USA eigens ausgebildet worden sind, ein Branchenbewusstsein hat aber erst vor wenigen Jahren aufzukeimen begonnen. 2006 wurde die Armenische PR-Gesellschaft gegründet, aus dem Bedürfnis heraus, eine Anlaufstelle für PR-Fachleute zu sein, eine Plattform für Diskussionen und eine Instanz, um das öffentliche Bewusstsein für organisierte Kommunikation zu schärfen und branchenbezogene Vorurteile zu korrigieren. Zurzeit hat diese Gesellschaft rund 200 Mitglieder.

Aus diesem Impetus heraus wurde im Jahre 2015 auch eine Ausbildungsstätte für PR gegründet, eine PR School, deren Angebote sowohl für Berufseinsteiger gedacht sind als auch für Berufserfahrene, die sich fortbilden und theoretisch ausrüsten möchten. Mit bislang rund 300 Absolventinnen und Absolventen hat diese Ausbildungsstätte noch einen langen Weg vor sich, zumal das tatsächliche Potential im Land wesentlich größer ist.

Seit 2016 vergibt die PR-Gesellschaft jährlich auch einen PR-Preis an Personen, Unternehmen und Organisationen, die sich in sechzehn Kategorien vorbildliche PR-Arbeit leisten. Neben PR-Disziplinen, wie Krisen-PR, Event-PR, Kultur-PR und innovative PR gibt es solche wie „Beste staatliche Organisation“ oder „Herausragende öffentliche Figur“. Anders als bei uns bewerben sich Interessierte nicht selbst, sondern mehrstufige Monitoringverfahren wählen für jede Disziplin mehrere Kandidaten aus. Gespräche mit Fachleuten und Medienvertretern – gerade mit Bezug auf die Kategorie „Pressesprecher des Jahres“ – entscheiden dann über die Finalisten, aus denen eine international besetzte Jury die besten auszeichnet.

Für zwei Tatsachen haben sich die überwiegend jugendlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer meines Vortrages besonders interessiert: Erstens für die regionale Ausbreitung der DPRG, die in Armenien fehlt, denn die Branche ist vorwiegend in der Hauptstadt Yerevan konzentriert und für die PR-Forschung in Deutschland und die entsprechenden universitären Einrichtungen. Gerade die Kommunikationsforschung ist dort ein großes Desiderat.

Die Armenische PR-Gesellschaft ist in einigen internationalen Gremien vertreten und, wie Astghik Avetisyan es mir gesagt hat, an weiteren Kontakten zur internationalen, darunter auch deutschen PR-Gemeinschaft interessiert. 

Über den Autor: Vazrik Bazil ist Autor, Kommunikationsberater, Dozent, Vortragsredner, Redenschreiber und Dichter. Von 2010 bis 2016 war er Präsident des Verbandes der Redenschreiber deutscher Sprache (VRdS). Zudem war er Mit-Gründer der DPRG-Landesgruppe Sachsen-Anhalt, Gründer und Leiter des DPRG-Arbeitskreises „Sprache und Unternehmenskultur“, DPRG-Jurymitglied für den Deutschen PR-Preis und ist Ehrenvorsitzender der Jury des PR-Preises der Armenischen PR-Gesellschaft.

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